István Medgyaszay (1877-1959) studierte an der Wiener Akademie der bildenden Künste in der Meisterschule von Otto Wagner. Die ungarische Spielart der Secession war die Wiege der "ungarischen Baukunst" und Medgyaszay deren konsequentester Repräsentant. Außerdem wies er als Erster auf die ästhetischen Unvollkommenheiten des neuen Baustoffes Eisenbeton hin. Am Theater in Veszprém demonstrierte er die Lösung des Problems: vorgefertigte Balkonträger-Konsolen mit volkskulturellen Bezügen, prunkvoll formierte Bögen, patentierte Eisenbeton-Fenster, Pergolen, Lampenbehälter, völlig neuartige Säulenköpfe - alles aus Eisenbeton. Ähnliches exerzierte er am Theater in Sopron (1909) vor. Die zwei Atelier-Häuser in Gödöllö (1904 und 1906) erweisen sich auch im internationalen Vergleich als einzigartig. Die Pavillons in Lemberg (Lwow) 1916, dann in Budapest 1918 sind weitere Beispiele für die sinnreiche Um- und Neugestaltung der ungarischen Volkskunst: ihre heitere Stimmung zeigt sich aber auch in den späteren Werken des Architekten. Medgyaszay hat bei zahlreichen in- und ausländischen Wettbewerben Preise gewonnen. Heute werden seine bedeutendsten Bauten trotz aller Widerstände unter der Losung "Modernisierung" umgebaut und so ihrer originellen Schönheit beraubt.