In der Reihe » Klassiker in neuer Rechtschreibung« gibt Klara Neuhaus-Richter die wichtigsten Bü cher der Weltliteratur in der empfohlenen Schreibweise nach Duden heraus.
Johann Wolfgang Goethe: Urfaust. Faust in ursprü nglicher Gestalt
Erste Entwü rfe fü r den spä teren » Faust« entstehen bereits 1772, parallel zur Arbeit an den » Leiden des jungen Werther« . Der junge Rechtsanwalt Johann Wolfgang Goethe hat persö nlichen Kontakt zu Prozessbeteiligten und verfolgt ü ber sie den Strafprozess gegen die 15-jä hrige Kindsmö rderin Susanna Margaretha Brandt. Der ä lteste Teil des » Urfaust« , die noch in Prosa verfasste Szene im Kerker, entsteht unter dem unmittelbaren Eindruck der Hinrichtung der jungen Frau, deren Schicksal zum zentralen Motiv des » Urfaust« wird. In Goethes Nachlass finden sich 60 Jahre spä ter Kopien der Prozessakten, so lange arbeitet Goethe an dem Stoff, der schließ lich zum wohl bedeutendsten Werk deutscher Sprache wird. Der Faust in ursprü nglicher Gestalt erscheint erst 55 Jahre nach seinem Tod und erst weitere 30 Jahre spä ter findet 1918 die Urauffü hrung in Frankfurt am Main statt.
Entstanden 1772 1775, Erstdruck: Weimar 1887.
Textgrundlage ist die Ausgabe:
Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bä nden. Textkritisch durchgesehen und mit Anmerkungen versehen von Erich Trunz, Hamburg: Christian Wegener, 1948 ff.
Die Paginierung obiger Ausgabe wird in dieser Neuausgabe als Marginalie zeilengenau mitgefü hrt.
Neu herausgegeben und mit einer Biografie des Autors versehen von Klara Neuhaus-Richter, Berlin 2021.
Umschlaggestaltung von Rainer Richter unter Verwendung einer Porträ tzeichnung von Josefine Weinschrott.
Gesetzt aus der Minion Pro, 11 pt.
Henricus - Edition Deutsche Klassik GmbH
Ü ber den Autor:
1749 in eine angesehene Frankfurter Familie hineingeboren, erfä hrt Johann Wolfgang Goethe eine umfassende Ausbildung durch eine Reihe von Hauslehrern, bevor er in Leipzig und Straß burg Rechtswissenschaften studiert. 1773 und 1774 erscheinen mit » Gö tz von Berlichingen« und den » Leiden des jungen Werther« zwei Hauptwerke des Sturm und Drang, die den jungen Autor frü h in Deutschland und in Europa bekannt machen. Auf Einladung seines spä teren Freundes Herzog Carl August lä sst er sich in Weimar nieder und leitet dort ein Vierteljahrhundert lang das Hoftheater. Neben Schiller und Herder und Wieland verkö rpert er die Weimarer Klassik. Bei all seiner dichterischen Produktivitä t findet er Zeit fü r umfangreiche kultur- und naturwissenschaftliche Schriften, wä hrend er ausfü hrlich mit den Groß en seiner Zeit korrespondiert. Er verkehrt in allerhö chsten Kreisen, selbst Napoleon empfä ngt ihn, er gilt als Universalgenie und ist der Superstar einer Zeit, die noch heute nach ihm benannt wird. Mit dem » Faust« verö ffentlicht er 1808 einen der wirkungsmä chtigsten Texte aller Zeiten. 1832 stirbt Johann Wolfgang von Goethe steinreich und weltberü hmt als die Inkarnation deutscher Intellektualitä t, fü r die er bis heute gilt.