Schon mehrfach durfte ich in die Provence nach Le Lavandou reisen und dem Gerichtsmediziner Dr. Leon Ritter und seiner Freundin, der stv. Polizeichefin, capitaine Isabelle Morell, bei ihren Ermittlungen über die Schulter schauen. Nachdem ich die Reihe klasse finde, war die Vorfreude groß.Diesmal überschlagen sich schon auf den ersten Seiten die Ereignisse. Eine junge Hotelangestelle wird vermisst und schnell wird ihr Freund, ein windiger Schausteller, verdächtigt, etwas mit dem Verschwinden zu tun zu haben. Das wird ein abgetrennter Fuß gefunden, der noch in einem Sneaker steckt. Leon kommt bei seiner Untersuchung gleich zu mehreren besorgniserregenden Ergebnisse. Zum einen handelt es sich um eine dilettantisch ausgeführte Tat und zum anderen wurde die Amputation zu Lebzeiten vorgenommen. Kurz danach taucht der gesamte Leichnam vor einer Kirche im Hinterland auf und bei der Toten handelt es sich, wie bereits vermutet, um die Vermisste. Es soll nicht das letzte Verbrechen bleiben; haben wir es mit einem psychopathischen Serientäter zu tun?Mit kleinen Abstrichen war der Krimi erneut überzeugend. Die Geschichte geht los wie die Feuerwehr und hält das cosy-untypische atemberaubende Tempo bis zum Ende. Die Technik, den Täter, quasi hinter einer Schattenwand, den Lesern von Anfang an zu präsentieren, ist nicht neu, aber überzeugend. Die Charaktere werden sauber weiterentwickelt und ein interessanter neuer Charakter eingeführt. Die neue forensische Psychiaterin Dr. Claire Leblanc ist kompetent, forsch, jung attraktiv und hat erkennbar ein Auge auf Leon geworfen!? Das alles passt.Aber, mir, als cosy-crime-Fan, ist die Story diesmal zu blutig geraten. Ich hätte gerne auf Details bei der Beschreibung des abgetrennten Fußes verzichtet und auch die Amputationsszenen mitsamt der Vorbereitungshandlungen hätte definitiv nicht gebraucht - beides wäre, wie ich finde, auch für den Fortgang der Geschichte gar nicht nötig gewesen.Deshalb diesmal "nur" 4*.