Das Buch Wavewalker von Suzanne Heywood ist mehr als ein Reisebericht, mehr als eine Biografie und viel mehr als ein Einblick in das Leben der 70ziger und 80ziger Jahre. Es ist ein erschütternder Bericht einer Kindheit, welche privilegiert und traumhaft erscheint, tatsächlich jedoch alptraumhaft und lieblos war. Es ist die Geschichte eines starken Kindes und die Verarbeitung persönlicher, tiefgreifender Erfahrungen. Es ist ein Buch, welches man nicht aus der Hand legt. Die Autorin wächst auf der Wavewalker, einem Segelschiff auf. Ihre Eltern erfüllen sich ihren Lebenstraum, der allzuschnell in der harten Realität scheitert. Dieses Scheitern wird auch auf den Schultern der beiden Kinder ausgetragen.
Suzanne Heywood schreibt authentisch, erfrischend, aber auch erschütternd. Der Beginn der Reise und manche Ereignisse werden sehr detailliert geschildert, anderes geht wie die Tage auf dem Meer ineinander über. Wunderschön sind die Beschreibungen der Naturereignisse und Begegnungen mit einzelnen Tieren. Aber auch die Crewmitglieder und ihre besonderen Merkmale kann man sich gut vorstellen. Die Stürme bis hin zur Todesangst kann der Leser hautnah mitfühlen. Unfassbar für unsere heutige Zeit ist der Umgang der Eltern mit den Kindern auf See, ihre Missachtung der Bedürfnisse der Kinder. Doch Sue ist ein starkes Kind, sie schafft sich ihre Freiräume und erzwingt sich ihre Bildung. Ihr Ehrgeiz bringt sie bis zu einer renommierten englischen Universität.
Das Buch ist chronologisch gegliedert und in die Hauptrouten der Wavewalker unterteilt. Jedem Abschnitt ist eine Karte vorangestellt, so behält man beim Lesen den Überblick, wo die Familie sich befindet. Erleichtert wird die Orientierung durch die Daten, die jedem Kapitel vorangestellt sind. Ein paar Fotos in der Buchmitte ergänzen und untermalen den Reisebericht.
Für mich ein unglaubliches Leseabenteuer, welches durch die Authentizität zu einem erschütternden Kindheitsbericht wird. Unbedingt lesen, 5*!