Mich hat das Thema des Buches direkt sehr angesprochen, da heutzutage Self-Care so verbreitet ist und auch oft als das Mittel für alles gepriesen wird. Deswegen ist mir direkt zu Beginn des Buches sehr positiv aufgefallen, wie kritisch Svenja Gräfen sich dem Thema nähert, hinterfragt wer damit Geld verdient und ob diese käuflichen Dinge wirklich wahre Self-Care sind. Gleichzeitig zeigt sie aber auch eine andere Seite auf, die dem eigentlich gar nicht widerspricht, nämlich die Wichtigkeit von Selbstfürsorge in der aktuellen Zeit (und das muss eben nicht Schaumbäder meinen). Denn sich um sich selbst zu kümmern bedeutet nicht, egoistisch zu sein, sondern ist eine grundlegende Basis für alles andere wie zum Beispiel Aktivismus, Feminismus etc. aber auch für den Alltag. Dabei sieht diese Praxis aber für jeden Menschen anders aus, es gibt nicht die eine Sache, die jeder machen sollte und es geht auch nicht darum, sich selbst zu optimieren oder plötzlich bahnbrechende Veränderungen zu bemerken.Das ganze erklärt Svenja Gräfen auf eine lockere und humorvolle Art und zeigt dabei vor allem immer wieder auf, wie verschieden Menschen und ihre Bedürfnisse sind. Besonders toll fand ich, wie sie auch marginalisierte und diskriminierte Gruppen miteinbezieht, ohne dabei für sie sprechen zu wollen, und sich ihrer eigenen Privilegien, die ihr manches ermöglichen was für andere nicht so leicht ist, ganz bewusst ist und das auch offen sagt. Vor allem auch die unvollständige Liste am Ende des Buches mit Ideen für Selbstfürsorge fand ich sehr schön, die hat auch wirklich nochmal gezeigt, wie vielseitig es sein kann, denn dort stehen nicht nur Meditation und Yoga, sondern auch Nichtstun, auf dem Sofa liegen oder Kissenwerfen.Ein so wichtiges Buch, das für mich viele neue Erkenntnisse enthalten hat und eine tolle und wichtige Basis für Feminismus und Aktivismus, aber auch für das ganz alltägliche Leben erklärt und sich kritisch damit auseinandersetzt. Eine Empfehlung wirklich für alle!