Vertrauen gehört zu den beliebtesten Themen des Organisationsdiskurses. Über seine Wirksamkeit wird vorzugsweise mit Blick auf Qualität, Effizienz und Optimierung von organisationalen Prozessen diskutiert. Die Definition von Vertrauen ist entsprechend instrumentalisiert und normativ aufgeladen. Das vorliegende Buch geht nun einen anderen Weg und erfragt in einem system- und bewusstseinstheoretischen Zusammenhang, wofür Organisationen streng genommen Vertrauen benötigen. Im Ergebnis wird nicht nur die interdisziplinäre Diskussion des Vertrauensbegriffs entstaubt, sondern es werden auch innovative Einsichten zur Organisation als System und vor allem zur Beziehung von Organisation und Mitgliedern angeboten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 17
1. 1 Problemstellung 20
1. 2 Der Zugang der Organisation zur psychischen Umsetzung von Vertrauen 27
1. 3 Die Systematisierung der Argumentation 34
Teil I
Vertrauen Referenzbereiche, Wirksamkeit und Funktionalität 40
2. Abgrenzungsbereich: Vertrauen als Ergebnis einer rationalen Entscheidung 42
2. 1 Die mikroökonomische Konzeption der Vertrauenssituation 46
2. 2 Rechte und Pflichten im impliziten Vertrag 50
2. 3 Die Nutzenorientierung als Entscheidungspräferenz 53
2. 3. 1 Zum Nutzen der Vertrauensvergabe 54
2. 3. 2 Zum Nutzen der Vertrauenswürdigkeit 55
2. 3. 3 Zum Nutzen der Aufrechterhaltung einer Vertrauensbeziehung 61
2. 4 Zwischenfazit: Vertrauen im mikroökonomischen Entscheidungsmodell 63
3. Die Reproduktionssicherheit der psychischen Systeme 67
3. 1 Psychische Systeme und ihre Reproduktion 68
3. 1. 1 Erste Spuren im systemtheoretischen Diskurs 70
3. 1. 2 Erfahrung als basaler Operationsmodus psychischer Systeme 77
3. 1. 3 Psychische Systeme als schlecht definierte Systeme 80
3. 1. 4 Die formtheoretische Erfassung psychischer Reproduktion 83
3. 2 Die funktionalistische Aneignung von Wirklichkeit und Zukunft 88
3. 2. 1 Die Rationalität des Selbstbezugs 90
3. 2. 2 Die Rahmenbedingungen der Reproduktionssicherheit 94
3. 3 Die Attraktivitätsbeurteilung von Umwelten als fundamentale Informationsstrategie 98
3. 4 Die Aneignung sozialen Geschehens im wechselseitigen Umgang 104
3. 4. 1 Die Kontroverse um die Kommunikation 105
3. 4. 2 Die Koinzidenz von Kommunikation und Bewusstsein 111
3. 4. 3 Formen der Aneignung sozialen Geschehens 114
3. 5 Der wechselseitige Umgang als Interstimulation 118
3. 5. 1 Das Interaktionssystem als Struktur des wechselseitigen Umgangs 121
3. 5. 2 Die doppelte Kontingenz als Ursprung umgangsspezifischer Reproduktionsherausforderungen 127
3. 5. 3 Die Entdeckung der umweltseitigen Erwartungsgrenzen 130
3. 5. 4 Die Orientierungsherausforderungen im wechselseitigen Umgang 132
3. 5. 5 Die Darstellungsherausforderungen im wechselseitigen Umgang 134
3. 6 Beziehung und Vertrautheit 141
3. 7 Zwischenfazit: Die psychischen Referenzbereiche erwartungssichernder Mechanismen 147
4. Das Konzept präreflexiv fungierenden Vertrauens 152
4. 1 Die phänomenologische Verortung von Vertrauen 155
4. 2 Vertrauen als unbewusste Leistung des Bewusstseins 162
4. 3 Die präreflexive Wirksamkeit von Vertrauen 166
4. 4 Verzicht auf die formtheoretische Erfassung von Vertrauensauslösern 171
5. Vertrauen, Zuversicht und Glauben Dimensionen der Erwartungssicherheit 177
5. 1 Zuversicht und Routine 183
5. 2 Glauben und Richtigkeit 187
5. 3 Die Funktionen von Vertrauen, Zuversicht und Glauben für die psychische Reproduktionssicherheit 197
5. 3. 1 Orientierungssicherheit im wechselseitigen Umgang 198
5. 3. 2 Darstellungssicherheit im wechselseitigen Umgang 205
6. Fazit I: Reproduktionssicherheit als Allegorie für gelungene Selbsttäuschung 211
Teil II Die externen Herausforderungen für die organisationale Reproduktionssicherheit und die Funktionen von Vertrauen, Zuversicht und Glauben 224
7. Die organisationale Reproduktionssicherheit als Allegorie für die Grenzen des Zumutbaren 226
7. 1 Die reproduktionssichernde Funktion von Wegkreuzungen 229
7. 2 Die operative Unterscheidung von günstigen und ungünstigen Reproduktionsbedingungen 233
7. 3 Die Entdeckung der externen Reproduktionsbedingungen 238
7. 4 Das Organisationsnetzwerk im Kontext der organisationalen Reproduktionssicherheit 240
7. 5 Die eigene Attraktivität als Informationskategorie des Organisationssystems 248
8. Die Organisationsattraktivität in Konzepten der Außenbeobachter 255
8. 1 Das umweltseitige Organisationsmodell 256
8. 2 Das Funktionieren von Organisationen als umweltseitiger Referenzbereich 259
8. 3 Das richtige Funktionieren attraktiver Organisationen 266
9. Vertrauen, Zuversicht und Glauben im Kontext der externen Organisationsattraktivität 269
9. 1 Vorüberlegungen zu Vertrauen im Kontext der externen Organisationsattraktivität 269
9. 1. 1 Vertrauen zu Organisationen: Konzepte des richtigen Funktionierens 269
9. 1. 2 Systemvertrauen als inadäquate Begriffskonstruktion 278
9. 1. 3 Vertrauen zu Organisationen als Fehldiagnose 283
9. 2 Systemvertrauen als Allegorie für den gewohnten Umgang mit Organisationen 290
9. 2. 1 Die erwartungssichernden Mechanismen zum gewohnten Umgang mit Organisationen 294
9. 2. 2 Der gewohnte Umgang mit attraktiven Organisationen 297
9. 3 Zwischenfazit: Die Handlungsfähigkeit als Merkmal der Organisationsattraktivität 303
10. Der organisationale Zugang zu Vertrauen, Zuversicht und Glauben 308
10. 1 Interaktionssysteme als zugängliche Orte operativer Kopplung 311
10. 2 Beziehungen als reproduktionsrelevante Bezugsdomänen 318
10. 3 Die Organisationsmitglieder als Repräsentanten und Attraktivitätsintermediäre 323
10. 4 Die zugangsvermittelten Funktionen von Vertrauen, Zuversicht und Glauben 326
11. Fazit II: Vertrauen, Zuversicht und Glauben
im Kontext der externen Herausforderungen für die organisationale Reproduktionssicherheit 340
Teil III
Die internen Herausforderungen für die organisationale Reproduktionssicherheit und die Funktionen von Vertrauen,
Zuversicht und Glauben 346
12. Formtheoretische Erfassung der Diskussionsgegenstände 349
12. 1 Die psychische Beteiligung an der organisationalen Reproduktion 349
12. 2 Der Referenzbereich der internen organisationalen Reproduktionsherausforderungen 352
13. Abgrenzungsbereich: Der überlebenssichernde Trick des Organisationssystems
im institutionellen Erklärungszugang 355
13. 1 Organisiertes Verhalten als Funktion der organisationalen Entscheidungsprämissen 358
13. 2 Die Koordinationsfunktionen der Organisationsstrukturen 360
13. 2. 1 Programme, Kommunikationswege und Hierarchien 360
13. 2. 2 Kulturelle Regeln 364
13. 3 Organisationale Reproduktionssicherung durch Indifferenz und institutionelle Integration 367
13. 3. 1 Das Individuum als Unsicherheitsfaktor 368
13. 3. 2 Die Indifferenzzone der Mitglieder 371
13. 3. 3 Vereinnahmung durch Integration 373
13. 4 Organisationsinternes Vertrauen: Konzepte institutioneller Integrationsmaßnahmen 376
13. 5 Zwischenfazit: Individuum, Organisation und Vertrauen im institutionellen Erklärungszugang 393
13. 5. 1 Das Konzept der organisationalen Funktionsattraktivität 397
13. 5. 2 Die institutionelle Unsicherheitsabsorption als einseitige Integrationsform 398
13. 5. 3 Institutionelle Integrationsmaßnahmen als sparsamer Umgang mit Vertrauen 403
14. Das Konzept der wohldefiniert-schlechtdefinierten Organisation 411
14. 1 Die Organisation von Komplexität 412
14. 2 Die Wohldefiniertheit der Organisation im Kontext der Schlechtdefiniertheit ihrer Mitglieder 416
15. Die Organisationsattraktivität in Konzepten der Mitglieder 422
15. 1 Die Organisation als soziale Konstruktion ihrer Mitglieder 423
15. 2 Der ungefragt gültige Raum des Handelns als Attraktivitätsmerkmal der eigenen Organisation 427
15. 3 Die Ensemble-Verschwörung als Attraktivitätsmerkmal der eigenen Organisation 435
15. 4 Die Möglichkeit zur Mitgestaltung als Attraktivitätsmerkmal der eigenen Organisation 441
16. Fazit III: Die Organisation als soziales Experiment ihrer Mitglieder und die Funktionen von Vertrauen,
Zuversicht und Glauben für seine Fortsetzung 447
Teil IV
Fazit einer funktionalen Analyse 457
Literatur 477