Rassismus ist in unserem System tief verankert und geschieht oft unbewusst. Er fängt mit der - meist nicht böse gemeinten - Frage nach der Herkunft an. Was meist als freundliche Neugier verbucht wird, ist viel komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint. Denn die Frage kann Wunden aufreißen. Sie kann Geschichten über Flucht, Trennung, Verlassen- oder Verstoßenwerden heraufbeschwören. Und wird somit zu einer intimen und eventuell grenzüberschreitenden Frage, wenn man den Menschen kaum kennt. Wer etwas gegen Diskriminierung tun und über seine eigenen Denkmuster und Verhaltensweisen reflektieren möchte, dem können wir diese 10 Bücher von Schwarzen Autor:innen ans Herz legen. Neben Romanen empfehlen wir Ihnen hier auch Sachbücher und Kinderbücher.
1. Yaa Gyasi: Heimkehren
(183Bewertungen)15
Taschenbuch
Darum geht es: Ghana im 18. Jahrhundert: Von ihrem Fort Cape Coast Castle aus verschiffen die Briten Sklaven in die ganze Welt. Effias Vater ist ein mächtiger Fante-Häuptling, der mit ihnen zusammenarbeitet und sogar seine Tochter mit dem Commandanten der Festung verheiratet, um seine eigene Position zu stärken. Währenddessen ahnt Effia nicht, dass ihre Halbschwester Esi zur gleichen Zeit in den Verliesen der Burg auf ihre Verschiffung in die Neue Welt wartet. Über sieben Generation erzählt Yaa Gyasi von den Mitgliedern dieser zerrissenen Familie; von Schuld, Hass, Schicksal und Vergebung.

Darum lieben wir dieses Buch: "Heimkehren" ist einer der bewegendsten Romane Schwarzer Autor:innen, die wir kennen. Darin begleiten die Leser:innen 14 ganz unterschiedliche Protagonist:innen auf beiden Seiten des Atlantiks über die Jahrhunderte hinweg und erleben so hautnah entscheidende Momente der Schwarzen Geschichte mit. Yaa Gyasi schafft es dabei meisterhaft, jede neue Generation so lebendig und einfühlsam zu beschreiben, dass wir uns sofort in die Held:innen einfühlen konnten. Ein absolutes Must Read!
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2. Bernardine Evaristo: Mädchen, Frau, etc.
(2Bewertungen)15
Taschenbuch
Darum geht es: Während die Schriftstellerin Amma gespannt auf die Premiere ihres neuesten Stücks wartet, entspinnen sich die Geschichten der Menschen um sie herum. Fast alle sind People of Color, fast alle sind Frauen. Während das Stück im Hintergrund seinen Lauf nimmt, tauchen die Leser:innen in die Gedanken der zwölf Hauptcharaktere ein und erfahren, durch welche unsichtbaren Bande sie miteinander verbunden sind.

Darum lieben wir dieses Buch: Bernardine Evaristo schafft es wie keine andere, ihre Gedanken zu ernsten Themen wie Feminismus, Klassismus oder Gender-Indentität in einem absolut poetischen Text einzufangen. 2019 gewann sie mit "Mädchen, Frau, etc." den renommierten Booker Prize.
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3. Colson Whitehead: Underground Railroad
(339Bewertungen)15
Taschenbuch
Darum geht es: Als Cora von der "Underground Railroad" hört, schöpft sie zum ersten Mal Hoffnung. Ein geheimes Netzwerk soll Sklav:innen wie sie aus dem Süden der USA in den relativ sicheren Norden des Landes bringen. Sie macht sich auf die abenteuerliche Flucht und begegnet dabei Kopfgeldjägern und unerwarteten Verbündeten. Doch wird sie es am Ende schaffen, in die Freiheit zu gelangen?

Darum lieben wir dieses Buch: Mit "Underground Railroad" hat Colson Whitehead nicht nur den Pulitzer Preis gewonnen, sondern auch einen Roman geschaffen, der unter die Haut geht. Die Geschichte von Cora wird wohl kein:e Leser:in so schnell wieder vergessen und auch wenn manche Szenen beim Lesen wirklich weh tun, können wir Ihnen dieses Buch über Rassismus sehr ans Herz legen.
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4. Chimamanda Ngozi Adichie: Americanah
(203Bewertungen)15
Taschenbuch
16,00 €
Darum geht es: Noch während ihrer Schulzeit verlieben sich Ifemelu und Obinze ineinander, doch aufgrund der politischen Unruhen in ihrem Heimatland Nigeria beschließen beide, ihr Glück anderswo zu suchen. Ifemelu erhält ein Studentenvisum für die USA und erfährt zum ersten Mal in ihrem Leben Ausgrenzung aufgrund ihrer Hautfarbe. Obinze strandet als illegaler Einwanderer in Großbritannien, wo auch er mit Rassismus zu kämpfen hat. Erst Jahre später finden die beiden wieder zueinander, doch gibt es eine Chance auf ein gemeinsames Leben?

Darum lieben wir dieses Buch: Mit Ifemelu und Obinze hat Chimamanda Ngozi Adichie zwei liebenswerte und starke Charaktere erschaffen, die die Leser:innen so schnell nicht wieder vergessen. Immer wieder wird man aber auch mit eigenen Vorurteilen konfrontiert, weshalb man dieses Meisterwerk der afrikanischen Literatur unbedingt gelesen haben sollte.
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5. Esi Edugyan: Washington Black
(91Bewertungen)15
Taschenbuch
12,00 €
Darum geht es: Washington Black - kurz Wash - wird der kleine Sklavenjunge genannt, der 1830 auf einer Zuckerrohrplantage auf Barbados unter schrecklichen Bedingungen leben muss. Den Schikanen des Plantagenbesitzers ausgesetzt, nimmt Washs Leben eine unerwartete Wendung, als er Christopher, dem Bruder seines Besitzers, als Diener zugewiesen wird. Der ist ziemlich exzentrisch und verbringt seine Tage damit, allerhand kuriose Maschinen zu bauen. Als dann ein folgenschweres Unglück passiert, beschließen Christopher und Wash, gemeinsam von der Insel zu fliehen. Diese Flucht wird das ungleiche Paar um die halbe Welt führen.

Darum lieben wir dieses Buch: Esi Edugyan schafft es, in diesem preisgekrönten Roman traurige Begebenheiten der Schwarzen Geschichte mit einer fantastischen Abenteuererzählung zu verbinden. Fans von Jules Vernes Klassikern wie "20.000 Meilen unter dem Meer" werden "Washington Black" ganz besonders lieben.
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6. Angie Thomas: The Hate U Give
(737Bewertungen)15
Taschenbuch
Darum geht es: Eines Nachts wird die 16-jährige Starr Zeugin, wie ihr langjähriger Freund Khalil von einem Polizisten erschossen wird. Doch kaum jemand scheint ihre Verzweiflung zu verstehen.Ihre weißen Schulfreund:innen wollen nicht an Khalils Unschuld glauben. Sogar Starrs eigener Onkel, der selbst Polizist ist, versucht das Verhalten seines Kollegen anfangs noch zu rechtfertigen. Starr wird klar, dass sie ihre eigene Stimme finden muss, um Gerechtigkeit für Khalil zu fordern.

Darum lieben wir dieses Buch: "The Hate U Give" ist ein Buch, das wirklich jeder gelesen haben sollte. Es zeigt auf bewegende Weise, mit welchen Rassismuserfahrungen People of Color auch heute noch leben müssen. Dabei hat Angie Thomas mit Starr eine starke Heldin erschaffen, mit der die Leser:innen mitfiebern können.
"The Hate U Give" ist ab 14 Jahren empfohlen und wurde 2018 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
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7. Vashti Harrison: Little Leaders
(4Bewertungen)15
Buch (gebunden)
24,90 €
Darum geht es: Kennen Sie Harriet Tubman, die während des Amerikanischen Bürgerkriegs als Spionin arbeitete und Sklav:innen in die Freiheit führte? Oder Alice Ball, die bereits als Studentin ein Heilmittel gegen Lepra entwickelte? Oder vielleicht Dr. Mae Jemison, die erste weibliche amerikanische Astronautin im Weltall? Sie alle haben zwei Dinge gemeinsam: Alle sind Schwarz und beinahe alle wurden von der Geschichte beinahe vergessen.
In "Little Leaders" erzählt Vashti Harrison von vielen solcher inspirierender Frauen und ihren oft abenteuerlichen Geschichten.

Darum lieben wir dieses Buch: Vashti Harrison schafft es in diesem antirassistischen Kinderbuch, mitreißend und kindgerecht von starken Frauen der Schwarzen Geschichte zu erzählen und bezaubert dabei mit ihren herzigen Illustrationen.
Dieses Buch eignet sich schon für Kinder von 6-12 Jahren, ist aber auch ein wunderschönes Geschenk für alle, die nicht viel Zeit zum Lesen haben.
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8. Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten
(176Bewertungen)15
Taschenbuch
Darum geht es: "Warum soll es rassistisch sein, wenn ich frage, woher die Person kommt? Das interessiert mich einfach nur!" Was für viele weiße Mitmenschen oft nur als echtes Interesse oder vielleicht Neugier wahrgenommen wird, kann auf betroffene People of Color ganz anders wirken. Warum das so ist erklärt Alice Hasters eindrücklich in diesem Buch. Sie erzählt von sehr persönlichen Erfahrungen, erklärt warum kleine Stiche und Mikroaggressionen am Ende große Auswirkungen haben, welche festgefahrenen Sichtweisen wir hinterfragen sollten und wie wir am Ende besser miteinander umgehen können.

Darum lieben wir dieses Buch: Alice Hasters schafft es in ihrem Antirassismus-Buch auf viele Fragen einzugehen, die man sich als weiße Person vielleicht noch nie gestellt hat, oder nicht zu stellen traut. Dabei erklärt sie Begriffe, zeigt Probleme auf und bietet Lösungen an. Das alles tut sie ohne einen erhobenen Zeigefinger, sondern mit viel Geduld und Empathie.
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9. Reni Eddo-Lodge: Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche
(53Bewertungen)15
Taschenbuch
Darum geht es: Wenn Menschen an Rassismus denken, dann meist an offensichtliche Angriffe oder Beleidigungen. Dass Rassismus auch tief in den Gesellschaften verankert ist und oft strukturell stattfindet, wollen viele weiße Menschen nicht wahrhaben. In "Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche" erklärt die Journalistin Reni Eddo-Lodge, was es mit institutionellem Rassismus auf sich hat, wie wir ihn erkennen und ihn gemeinsam als Gesellschaft bekämpfen können.

Darum lieben wir dieses Buch: Institutioneller Rassismus ist ein Begriff unter dem sich viele zunächst einmal nicht viel vorstellen können. Dass es Strukturen in der Gesellschaft gibt, die Schwarze Menschen systematisch benachteiligen, und derer wir uns oft nicht bewusst sind, zeigt Reni Eddo-Lodge hier eindringlich auf und appelliert an uns, diese zu durchbrechen.
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10. Percival Everett:James
(259Bewertungen)15
Buch (gebunden)
Darum geht es: Jim spielt den Dummen. Es wäre zu gefährlich, wenn die Weißen wüssten, wie intelligent und gebildet er ist. Als man ihn nach New Orleans verkaufen will, flieht er mit Huck gen Norden in die Freiheit. Auf dem Mississippi jagt ein Abenteuer das nächste: Stürme, Überschwemmungen, Begegnungen mit Betrügern und Blackface-Sängern. Immer wieder muss Jim mit seiner schwarzen Identität jonglieren, um sich und seinen jugendlichen Freund zu retten. Percival Everetts "James" ist einer der maßgeblichen Romane unserer Zeit, eine unerhörte Provokation, die an die Grundfesten des amerikanischen Mythos rührt.

Darum lieben wir dieses Buch: Percival Everett ist es mit "James" gelungen, Mark Twains "Huckleberry Finn" neu zu erzählen und sich dabei völlig neu mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen. Gleichzeitig schafft er es aber auch, die Abenteuergeschichte unglaublich spannend zu erzählen, so dass sie ein perfekter Mix aus Unterhaltung und Tiefgang ist. Unbedingt Leseempfehlung!
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