Thomas Mann gehört zu den wichtigsten deutschen Autor:innen des 20. Jahrhunderts. Für sein Debüt Buddenbrooks, das er bereits im Alter von 25 Jahren schrieb, erhielt er 1929 den Literaturnobelpreis. Seine Fähigkeit, die komplexen geistigen und gesellschaftlichen Strömungen des 20. Jahrhunderts literarisch zu verarbeiten, sicherte ihm einen festen Platz in der Weltliteratur. In fast sechs Jahrzehnten wuchs sein literarisches Werk zu einem beträchtlichen Umfang heran: Von seinen Romanen wie Der Zauberberg oder Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull bis hin zu Erzählungen, Essays, Reden und Rezensionen, politischen und autobiographischen Schriften, Tagebüchern und Briefen. Thomas Mann war Schriftsteller mit Haut und Haaren, das Schreiben sein Lebenselixier, für das er sich Tag und Nacht in seinem Bürozimmer einschloss, um ungestört zu sein. Doch welche Bücher von Thomas Mann sollte man gelesen haben? Und welche guten Biografien und Sachbücher gibt es derzeit über Thomas Mann? Wir haben Ihnen hier eine Liste mit 10 Empfehlungen zusammengestellt.
1. Thomas Mann: Buddenbrooks
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Buch (gebunden)
Darum geht es: "Ich glaubte ... ich glaubte ... es käme nichts mehr..." Was Hanno Buddenbrook da so legendär stammelt, passiert wirklich: Mit dem Jüngsten endet der Stammbaum der Lübecker Kaufmannsfamilie. Und mit ihm geht eine ganze Epoche unter. Bis heute spazieren die Leser:innen weltweit mit der verliebten Tony Buddenbrook am Strand, spüren mit Konsul Thomas Buddenbrook "die Enge und Kleinheit der Verhältnisse", wollen ähnlich überfordert wie Christian Buddenbrook wenigstens noch die letzten Augenblicke der fetten Jahre genießen und hören wie Hanno lieber Musik, als sich von aufgeblasenen Autoritäten die Welt erklären zu lassen. Ein Jahrhundertroman über die Erfahrung einer Zeitenwende, über den mehr oder weniger stilvollen Umgang mit Krisen und die Frage, was nach dem Untergang kommt.

Darum muss man es gelesen haben: Die Geschichte der Kaufmannsfamilie Buddenbrook ist bis heute einer der meistgelesenen Klassiker der deutschen Literatur. 1929 erhielt Thomas Mann dafür den Literaturnobelpreis. Auch wir lieben den Familienroman, der immer wieder groteske und satirische Züge annimmt und uns zum Schmunzeln bringt. Wir haben direkt wieder Lust, das Buch nochmal aus dem Regal hervorzuholen und es zu lesen. Bis heute gibt es wohl kaum eine fiktive Familie, die so berühmt ist.
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2. Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
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Taschenbuch
Darum geht es: Felix Krull ist ein Tausendsassa und Hochstapler: In jeder Situation versteht er es, das Beste für sich daraus zu machen. Also fälscht er die Unterschrift seines Vaters für die Schule. Er simuliert den soldatisch begeisterten Epileptiker, um desto sicherer befreit zu sein. Und er nutzt alle Wege, um seiner "Begabung zur Liebeslust" zu entsprechen. Thomas Manns populärer Gauner-Roman ist eine fiktive Autobiographie, deren jugendlicher Held im Sturm die Herzen der Leser erobert: Kein abgeklärtes Alterswerk, sondern eine parodistische Abenteuergeschichte von höchster sprachlicher Eleganz.

Darum muss man es gelesen haben: "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" ist ein meisterhafter Schelmenroman, der an klugem Witz und meisterhafter Sprache nur schwer zu übertreffen ist. Machen Sie sich darauf gefasst, dass Sie nicht nur einmal laut loslachen werden. Die Parodie ist ein echter Klassiker der deutschen Literatur. Allerdings: Wie "Der Memoiren erster Teil" bereits vermuten lässt, sollte es eine Fortsetzung des Romans geben. Leider kam es dazu nicht mehr, denn Thomas Mann war bei der Erstveröffentlichung bereits 79 Jahre alt.
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3. Thomas Mann: Der Zauberberg
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Buch (gebunden)
Darum geht es: "Ganz Europa stürzte mir in den Kopf...", schrieb Susan Sontag über Thomas Manns "Zauberberg". Ganz Europa - das ist in Thomas Manns Roman die "große Konfusion" an Ideologien, Überzeugungen und Positionen, die unversöhnlich aufeinanderprallen, so dass man sich nur noch Schlagworte an den Kopf wirft, was auch sehr komische Effekte nach sich zieht. Welcher große Roman der Weltliteratur bringt diese hochnervöse, gereizte Stimmung, die uns hundert Jahre später wieder so bekannt vorkommt, eindringlicher zur Anschauung? Welcher Roman sieht so hellsichtig den Zusammenhang von Sprache und Gewalt? Zugleich aber erzählt Thomas Mann auch davon, wie man der Gewalt und dem drohenden Krieg womöglich entkommen könnte: indem man vielleicht wie die Hauptfigur Hans Castorp eher zuhört, als endlos zu reden. Und indem man vielleicht nicht alles so furchtbar ernst nimmt wie Naphta und Settembrini auf dem Zauberberg und all die Alphamänner dieser Welt.

Darum muss man es gelesen haben: "Der Zauberberg" ist wohl das Werk von Thomas Mann, das am meisten polarisiert. Zugegeben, mit über 1000 Seiten ist es keine Kurzgeschichte (die ursprünglich geplant war), aber wenn man sich darauf einlässt, ist es ein hochphilosophischer Roman, der Gedanken von Nietzsche und Schopenhauer aufgreift und sie in die Geschichte einbettet. Tod, Krankheit und Zeit gehören ebenso zu den zentralen Themen wie eine hohe Reizbarkeit im Diskurs, in dem jeder Sender:in statt Empfänger:in sein will. Insofern ist dieser monumentale Klassiker gerade wieder aktueller denn je.
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4. Thomas Mann: Doktor Faustus
Taschenbuch
Darum geht es: "Das Problem", so Hannah Arendt im Rückblick auf die Anfänge des Nationalsozialismus, war nicht etwa, "was unsere Feinde taten, sondern was unsere Freunde taten." Von diesen Freunden vor allem erzählt Thomas Manns "Faustus"-Roman aus dem Jahr 1947. Die Freunde - das sind gebildete, kulturbeflissene Bürger und Künstler, die sich mit ihren Verschwörungen und ihrem Kult großer Geister - ob sie es wollen oder nicht - mit den autoritätsgläubigen Feinden der Demokratie treffen. So wie sich der Komponist Adrian Leverkühn für die große Kunst dem Teufel verschreibt, so verstrickt sich das von Thomas Mann meisterhaft porträtierte Bildungsbürgertum in die politische Katastrophe des Nationalsozialismus. Die erschütternde, abgründige Ironie des Romans liegt darin, dass sogar noch der Erzähler der Geschichte, Serenus Zeitblom, ein Freund und Verstrickter ist. Wie, so die bis heute virulente Frage von Thomas Manns mutigstem, riskantesten Roman, soll man so einem Erzähler vertrauen? Wie soll man überhaupt noch dem Erzählen vertrauen - und damit dem hier vorliegenden Roman?

Darum muss man es gelesen haben: In der fiktiven Romanbiographie eines Komponisten, der sich dem Teufel verschreibt, fasst Thomas Mann alle Entwicklungsstufen der alten Faust-Sage zusammen und verknüpft sie mit dem "katastrophalen Rückfall des hoch- und überentwickelten Geistes in archaische Primitivität". Den Roman schrieb er aus dem amerikanischen Exil zu einem Zeitpunkt, als Europa im Krieg lag. Definitiv lesenswert, allerdings eine der düsteren Lektüren.
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5. Thomas Mann: Die Erzählungen
Buch (gebunden)
Darum geht es: Im Werk Thomas Manns stehen die Erzählungen gleichberechtigt neben den großen Romanen. Ihre formale Klarheit und sprachliche Präzision zeichnen sie ebenso aus wie ihr Humor und ihr psychologischer Scharfblick. Bereits der junge Thomas Mann hat die kurze Prosa als eigene Form entdeckt und früh zur Meisterschaft entwickelt. Von "Tonio Kröger" über den "Tod in Venedig" bis hin zu "Mario und der Zauberer" gehören Thomas Manns Erzählungen zu den bekanntesten und wichtigsten in der Literatur des 20. Jahrhunderts.

Darum muss man es gelesen haben: Thomas Manns Novellen sind völlig zu Unrecht nicht ganz so bekannt wie seine Romane ("Der Tod in Venedig" und "Tonio Kröger" ausgenommen). Besonders empfehlen können wir "Der Bajazzo", "Der kleine Herr Friedemann" oder "Tobias Mindernickel". Großartige Literatur, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben wird - versprochen!
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6. Volker Weidermann: Mann vom Meer
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Buch (gebunden)
Darum geht es: Vielleicht fängt alles dort an, wo seine Mutter das Glück der Kindheit erlebt: im brasilianischen Urwald, in einem großen, hellen Haus am Meer. Mit sieben kommt sie nach Travemünde, in die deutsche dunkle Kälte, mit einer Sehnsucht, die bleibt. Ihr Sohn Thomas wächst an der Ostsee auf, in Lübeck, aber sobald er kann, geht er in den Süden, reist nach Italien, ans Mittelmeer, verliebt sich in junge Männer, folgt aber den Konventionen der Zeit und heiratet Katia. Jahre später: Der Gang ins Exil. In Kalifornien, am Pazifik, wird er noch einmal ein anderer: Er kämpft gegen Hitler, für die Demokratie, für die Freiheit und nimmt die amerikanische Staatsbürgerschaft an.

Darum muss man es gelesen haben: Volker Weidermann ist Literaturkritiker bei der ZEIT und war fünf Jahre lang Gastgeber des "Literarischen Quartetts" im ZDF. Mit "Mann vom Meer" hat er nun eine Biografie über Thomas Mann geschrieben, die - anders als herkömmliche Biografien - eher spielerisch und sinnlich ist. Sie zeigt uns neue Facetten von Mann, die er durch Zitate aus seinen Romanen und Tagebüchern herausarbeitet und mit seiner eigenen Interpretation kombiniert.
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7. Hanjo Kesting: Thomas Mann
(3Bewertungen)15
Buch (gebunden)
Darum geht es: Schon zu Lebzeiten war er ein Monument, der letzte Dichterfürst in der Nachfolge Goethes. Thomas Mann war ein Schriftsteller von feinster Empfindlichkeit, mit lauernden Abgründen, tief verwurzelt in deutscher Kultur. Den Katastrophen seiner Zeit hat er sich unerschrocken ausgesetzt. In fast sechs Jahrzehnten wuchs sein riesiges literarisches Werk, einzigartig nach Umfang und geistiger Spannweite. Und seine Ironie, nicht frei von Herablassung, lässt jederzeit die Präsenz des Erzählers spüren, der uns seinen Willen aufzwingt, indem er uns verführt und verzaubert.

Darum muss man es gelesen haben: Hanjo Kesting ist schon seit Jahrzehnten in der Thomas Mann-Forschung aktiv. Mit "Thomas Mann. Glanz und Qual" hat er eine Biografie über ihn verfasst, in der er auf sein fundiertes Wissen zurückgreift und somit in der Lage ist, auch kritische Positionen einzunehmen. Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert, die sich sowohl mit seinen Werken, seiner Familie und seinen kulturellen Einflüssen auseinandersetzen. Absolut lesenswert für alle, die mehr über den Schriftsteller erfahren möchten.
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8. Norman Ohler: Der Zauberberg, die ganze Geschichte
(6Bewertungen)15
Buch (gebunden)
Darum geht es: Ein liebeskranker Erzähler reist mit seiner Tochter in das verschneite Davos. Aus dem "Familienurlaub" wird eine vergnügliche Reflexion über die Auswirkungen der Moderne, des Skifahrens und der Tuberkulosepandemie. Auch spürt er der Geschichte nach, wie aus dem bettelarmen Bergdorf das Symbol des globalen Reichtums wurde. Und wie in Thomas Manns "Zauberberg" stellen sich auch ihm inmitten der Schneemassen die wirklich schwierigen Fragen: Wie müssen sich unsere Lebensweisen ändern? Welche Welt vererben wir unseren Kindern?

Darum muss man es gelesen haben: In diesem erzählenden Sachbuch geht Norman Ohler wie auch Thomas Mann im "Zauberberg" existenziellen Fragen auf den Grund. Wie soll unsere Zukunft aussehen? Wie gestalten wir unser Zusammenleben? Ein durch und durch philosophisches Buch über die drängenden Fragen unserer Zeit.
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9. Heinrich Breloer: Ein tadelloses Glück
(2Bewertungen)15
Buch (gebunden)
Darum geht es: In "Ein tadelloses Glück" erzählt Breloer nun die ereignisreiche Vorgeschichte aus den Jahren vor Beginn des Ersten Weltkriegs: Von Thomas Mann als ehrgeizigem jungen Schriftsteller, der mit den "Buddenbrooks" einen ersten Erfolg, aber noch nicht das gesellschaftliche Ansehen erreicht hat, von dem er träumt. Dem schmerzlich bewusst ist, dass es dafür die Ehe bräuchte und dass seine Sehnsucht nach dem Anblick männlicher Schönheit ein Geheimnis bleiben muss. Erst als Thomas auf Katia, die Tochter der jüdisch-großbürgerlichen Familie Pringsheim, trifft, ist ihm klar: Die oder keine! Allein mit ihr, das spürt er, kann ihm der Aufstieg gelingen. Doch um Katia für sich zu gewinnen, begibt Thomas sich auf ein glattes gesellschaftliches Parkett.

Darum muss man es gelesen haben: "Ein tadelloses Glück" ist eine Biografie, die romanhaft mit einigen erzählerischen Freiheiten geschrieben ist. Er greift dabei auf Jahrzehnte an Recherchen und Interviews mit den Mitgliedern und dem Umfeld der Familie Mann zurück und lässt uns die Mitglieder der wohl bekanntesten deutschen Familie des 20. Jahrhunderts mit völlig neuen Augen sehen.
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10. Heinz Strunk: Zauberberg 2
Buch (gebunden)
Darum geht es: Jonas Heidbrink, ein Erfolgsmensch. Schon vor dem dreißigsten hat er sein Start-up versilbert; arbeiten muss er sein Leben lang nicht mehr. Aber es geht Heidbrink nicht gut, überhaupt nicht. Und so fährt er eines kalten Januartages los Richtung Osten, in die mecklenburgische Einöde, wo inmitten von Sümpfen ein schlossartiger Bau emporragt: das Sanatorium. Alles ausgesprochen nobel, aber eben doch: Klinik, für Menschen mit dem einen oder anderen Knacks. Schnell ist Heidbrink in das Korsett von Visiten und Anwendungen eingepackt, muss er sich entscheiden, ob er im Speisesaal seiner Misanthropie folgen oder Anschluss finden will.

Darum muss man es gelesen haben: Heinz Strunk verlagert mit "Zauberberg 2" den "Zauberberg" von Thomas Mann in die heutige Zeit. Statt eines Lungensanatoriums ist es eine psychosomatische Klinik, in der sich vor allem psychisch erkrankte Patient:innen aufhalten und miteinander in Dialog treten. Eine moderne Geschichte über das Verlorensein in der Welt.
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