Beklemmend, düster, wunderbar geschrieben- und ich hatte vorher noch gar nichts von dieser Geschichte gehört
Eine streng religiöse Gemeinschaft reist mit ihrem Pastor in ein verregnetes Küstendorf, um dort für die Genesung eines behinderten jungen Mannes zu bitten. Jahre später wird dessen Bruder von seinen Erinnerungen eingeholt, als ein Erdrutsch eine Babyleiche freilegt.
Diese beklemmende, düstere Stimmung wird vom Autor perfekt inszeniert und auf den Leser übertragen. Stilistisch sehr gut gemacht und mit viel Gespür für die leisen Töne, die eine große Wirkung entfalten können.
Welchen Einfluss Glaube, Hoffnung und das Böse auf unser Leben haben können und welche Auswirkungen auch noch Jahre später sichtbar werden, diese Aspekte werden wunderbar eindrücklich beleuchtet.
Die Landschaft rund um diesen verlassenen Landstrich entfaltet ihren ganz eignen Sog, im Wandel der Gezeiten. Die Brutalität, die sich Bahn brechen wird, ist genauso unausweichlich wie das Heranfluten des Meeres und wird unseren Erzähler letzten Endes niemals loslassen. Dies ist auch die Geschichte einer ungleichen Bruderschaft, geprägt von Überforderung und Verantwortungs- und Pflichtgefühl, die im Erwachsenenleben teilweise krankhafte Züge annehmen wird.
Leider hat das Buch auch einige Längen und die Hilflosigkeit der Mutter im Angesicht ihres behinderten Sohnes wird von dieser nur mit einer erschreckenden Religiosität, die fast wahnhafte Züge annimmt, einigermaßen kompensiert. Die Eigendynamik einer eingefleischten Gruppe wird ebenso deutlich wie die Grausamkeit einer verblendeten Obrigkeit. Mir hat das Buch trotzdem sehr großes Vergnügen bereitet. Man muss sich einfach auf die Geschichte einlassen können.
Und natürlich haben hier die Coverdesigner einen wahre Glanzleistung abgeliefert: zurückhaltend, reduziert, aber brillant! Ein Meisterwerk im Buchregal.
Ich bin gespannt, was wir von diesem Autor noch erwarten dürfen.