Die 8. Mordkommission der Berliner Polizei zur Aufklärung besonders grausamer Verbrechen ist wieder zurück! Mit Der Stillmacher veröffentlicht Chris Karlden den mittlerweile 6. Band seiner Speer- und Bogner-Reihe und raubt den Leser*innen mit der Jagd nach diesem raffinierten Täter den Schlaf.
Intro:
Mittlerweile ist sicher bekannt, dass ich ein großer Fan von Chris Karlden bin und seine Art, Thriller zu schreiben sehr schätze. Sie haben eine einzigartige Dynamik und werden von empathischen und starken Charakteren mit Leben gefüllt, die ich sehr liebe! Deshalb bin ich auch stets voller Begeisterung dabei, wenn es heißt, wieder ein Buch aus seiner Feder lesen zu dürfen. Und genau das habe ich im Juni um die Veröffentlichung herum getan!
Kennt Ihr das? Da stürzt man sich voller Begeisterung auf ein Buch, weil man sich so sehr darauf freut, die Charaktere wiederzutreffen, und dann ist ganz plötzlich schon wieder die letzte Seite gelesen? So ergeht es mir immer, wenn ich Adrian Speer und seinem Team bei der Mordkommission der Berliner Polizei zur Aufklärung besonders grausamer Verbrechen auf Schritt und Tritt folge. Es fühlt sich immer mehr wie nach Hause kommen an, irgendwie so richtig heimelig. Ich kenne mittlerweile ihre Charaktere samt Eigenheiten und Macken gut und auch ihr jeweiliges Lebensumfeld ist mir sehr vertraut. Und doch birgt jeder Band der Reihe seine Überraschungen und Veränderungen. Das betrifft nicht nur den jeweils zu bearbeitenden Fall, sondern auch die Charaktere.
Aber was der Autor in Der Stillmacher vollbrachte, überrumpelte meine Überraschungserwartungen doch nochmal erheblich.
Um es klar zu sagen: Bei diesem Titel ist der Name Programm! Denn ich bin beim Lesen still vor atemloser Spannung gewesen und letztlich auch lange Zeit nach Beendigung des Buches still zurückgeblieben.
Warum?
Weil es mir an Worten mangelte, die meine Begeisterung für dieses gelungene Gesamtkonstrukt wiedergeben könnten.
Worte, die ich noch nicht in einem meiner Chris-Karlden-Rezensionen geschrieben habe. Worte, die beschreiben, wie großartig die schriftstellerische Entwicklung zu werten ist. Worte, die spiegeln, wie sehr ich die Charakterzeichnungen von Chris Karlden mag.
Worte, die verlauten lassen, wie sehr mich der Autor trotz aller stilistischer Kenntnis mit diesem Täter an der Nase herumführen und schlussendlich auch überraschen und durchaus schocken konnte.
Zur Handlung:
Ein kaltblütiger Mörder verschafft sich Zutritt in die Wohnungen von alleinstehenden Frauen und erdrosselt sie mit einem Draht. Die Opferwahl ist kein Zufall und der Täter geht sehr gerissen vor. Er scheint den Ermittlern der 8. Mordkommission zur Aufklärung besonders grausamer Verbrechen stets einen Schritt voraus zu sein. Doch wie kann das sein? Wie kommt er an die Informationen? Als die Recherchen in die eigenen Reihen des Teams zu führen scheinen, steht das Vertrauen auf wackeligen Beinen. Kann das wirklich sein? Könnte einer ihrer Leute den Opfern das angetan haben?
Adrian Speer mag das einfach nicht glauben, doch alle Ermittlungsfäden weisen genau daraufhin. Er ist verunsichert und beginnt an sich selbst und seiner Menschenkenntnis zu zweifeln. Doch es bleibt nicht viel Zeit für Ratlosigkeit und Grübeleien. Der Täter geht zügig vor und die Zeit rennt, denn er hat schon das nächste Opfer im Visier! Kann sich der Täter Speers Unsicherheit zunutze machen, seinen Plan vollenden und entkommen oder gelingt es dem Team ihn aufzuhalten, ehe es zu spät ist?
Hinweis:
Grundsätzlich ist jeder Band der Speer- und Bogner-Reihe in sich abgeschlossen und kann eigenständig gelesen werden. Chris Karlden lässt in jedem Band alle relevanten Informationen aus den vorherigen Bänden punktgenau und wohldosiert einfließen, so dass ein schlüssiges und klares Bild für neue Leser bzw. Quereinsteiger gegeben wird.
Allerdings würde ich persönlich dazu raten, die Reihenfolge einzuhalten, um die Figurenreifungen und das Voranschreiten der Teambildung in vollen Zügen genießen zu können. Außerdem sorgt die richtige Reihenfolge für ein Zusammenwachsen von Leser*innen und Ermittler*innen und bringt den Extra-Kick an Liebe für die Charaktere.
Die Figuren:
Den Charakteren widmet der Autor scheinbar einen großen Teil seiner schriftstellerischen Zeit. Sie sind stets wunderbar lebendig gezeichnet und verfügen über ganz eigene Wesensarten. Doch dabei belässt es Chris Karlden nicht. Er arbeitet auch in jeden neuen Band feine Veränderungen ein, lässt die Figuren reifen und sich weiterentwickeln. Zusätzlich sorgt er für frischen Wind in Form von Neuankömmlingen oder überraschenden Veränderungen im Umfeld. Das Ergebnis ist ein dynamisches und lebhaftes Figurenspiel.
Adrian Speer ist wie immer stets souverän und klar. Er agiert besonnen, wägt alle Eventualitäten ab und urteilt nie vorschnell. Sein sehr empathischer und warmer Charakter macht ihn, allgemein betrachtet, zu einer meiner liebsten Buchfiguren. Im aktuellen Fall muss er ausnahmsweise auf seinen Partner Bogner verzichten und beweist, was er für ein wacher Kopf und couragierter Ermittler ist.
Robert Bogner ist für diesen zu ermittelten Fall leider etwas unpässlich und ich gestehe, dass ich ihn als Teammitglied vermisst habe. Ich mag die Konversation des Trios sehr und, ja, auch Roberts etwas aufbrausende Art. Er trägt sein Herz stets so schön direkt auf der Zunge. Das ist irgendwie ein erfrischender Gegenpart zu Adrians bedachtem Wesen.
Tina Jeschke ist inzwischen in der Mitte des Teams angekommen und ein vollwertiges Mitglied der Truppe. Es ist schön zu sehen, wie sie immer mehr aus sich herauskommt und sich mit ihren klugen Ideen einbringt.
Der im letzten Band neu dem Team zugeteilte Profiler Cornelius Lander kommt in diesem Fall mehr zu Geltung und die Leser*innen lernen ihn etwas besser kennen. Er trägt eine schwere Last mit sich herum, die ihn äußerst geheimnisvoll wirken lässt.
Der Schreibstil:
Chris Karlden schreibt unglaublich flüssig und verständlich. Die Sätze sind kurz und knapp gehalten und inhaltlich auf den Punkt gebracht. Diese Geradlinigkeit sorgt einerseits für eine schöne Klarheit und lässt andererseits viel Raum für raffiniert gesetzte Irrwege, ohne dabei Gefahr zu laufen, dass die Leser*innen den roten Faden verlieren.
Im Gegensatz zum Vorgängerband lässt sich der Autor hier bis zum großen Knall keinesfalls in die Karten schauen und legt einige falsche Fährten aus. Des Rätsels Lösung ist unvorhersehbar und schlägt ein wie eine Granate.
Die gesamte Handlung ist wie immer stets logisch und in sich schlüssig konstruiert, sodass keine Fragen offen bleiben.
Chris Karlden hat ein ausgesprochen starkes Gespür für die Einarbeitung einer spannungsaufbauenden Dynamik. Dieser Sogwirkung kann sich niemand nicht entziehen! Das ist einfach unmöglich!
Das Setting ist wieder sehr schön bildhaft geschildert. Ich konnte mich richtig gut neben Adrian Speer an die Fersen des Täters heften, dessen Spuren dieses Mal über die Grenzen Berlins hinausführen.
Fazit:
Chris Karlden ein weiteres Mal absolut überzeugen können!
Es ist beeindruckend zu sehen, wie ein von Beginn an guter Autor seinem lesenden Publikum immer noch ein Quäntchen mehr bieten kann.
Auch wenn ich seit jeher begeistert von diesem Autor bin und ihn schon immer als einen sehr talentierten und starken Thriller-Autor empfunden habe, so blieb nach dem Lesen dieses Buches ein Gedanke über die ganzen letzten Monate in meinem Kopf hängen:
Chris Karlden reift sein schriftstellerisches Können konstant immer weiter aus und ich möchte behaupten, dass Der Stillmacher das bisher stärkste Buch seiner Karriere ist!