Story: im US-Bundesstaat Virginia intensiviert sich der militante Widerstand der Gegner der dort immer noch praktizierten Todesstrafe. Als Kompromisslösung wird 2016 der sogenannte remedies-act eingeführt, d. h. dass für den Fall, in dem ein Staatsanwalt in einem Verfahren definitiv die Todesstrafe fordert, er eine Vereinbarung unterzeichnen muss, nach der er selbst mit seinem Leben haftet, also für den Fall, dass irgendwann einmal die Unschuld des verurteilten Täters nachgewiesen werden sollte, er dann selbst hingerichtet wird. Justin Boucher, die Hauptfigur des Buches, ist Staatsanwältin in Richmond und sieht sich genau mit dieser Situation konfrontiert, als sich die Witwe eines aufgrund ihres Votums hingerichteten Mannes bei ihr meldet und ankündigt, aufgrund neu aufgetauchter Beweise die Dinge entsprechend ins Rollen bringen zu wollen. Die interessante Grundidee des Buches wird bis zum Ende gut durchdacht, spannend mit vielen verschachtelten Rückblenden in die komplizierten und durchweg traurigen Leben der diversen Beteiligten umgesetzt. Die roten Fäden der Handlung bilden sowohl Justin wie auch der damals wegen Kindesmord zum Tode verurteilte Mann, die beide als Ich-Erzähler auftreten und deren Leben und Metamorphosen wir hautnah begleiten. Die Sprache ist den Umständen entsprechend mal direkt und hart, dann wieder angemessen empathisch. Ebenso muss man die teils expliziten Schilderungen von Hinrichtungen aushalten können. Obwohl ich zu der Hauptfigur irgendwie keinerlei Leserbindung aufbauen konnte, legt die Autorin hier dennoch ein lesenswertes Buch vor, das zwischen den Zeilen auch ihre eigene Meinung zu diesem zwiespältigen und problematischen Thema klar widerspiegelt.