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Reichlich spät

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eBook epub
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Freitag, der 29. Juli in Dublin. Das Wetter ist wie vorhergesagt, die Stadt vor Cathals Bürofenster liegt in gleißendem Sonnenschein. Nach einem scheinbar ereignislosen Tag mit Budgetlisten und Bürokaffee nimmt Cathal den Bus nach Hause. Die Landschaft zieht an ihm vorüber, die waldigen Hügel, auf denen er noch nie gewesen ist, und er denkt an Sabine. Die ein bisschen schielt und die gut kochen kann, die auch im Winter barfuß am Strand spazieren geht, die die Hügel besteigt. Die zu viel Geld ausgibt und zu viel Raum einnimmt und zumindest über die Hälfte von allem bestimmen will. Die Frau, mit der er hätte sein Leben verbringen können, wäre er ein anderer Mann gewesen.
In dieser kleinen Geschichte eines gescheiterten Paares erzählt Claire Keegan vom großen Thema Misogynie. Und wie sie das tut: kein Wort überflüssig, jeder Satz von durchscheinender Klarheit. Meisterhaft!

Produktdetails

Erscheinungsdatum
12. April 2024
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
48
Dateigröße
0,30 MB
Autor/Autorin
Claire Keegan
Übersetzung
Hans-Christian Oeser
Verlag/Hersteller
Kopierschutz
mit Wasserzeichen versehen
Family Sharing
Ja
Produktart
EBOOK
Dateiformat
EPUB
ISBN
9783969993842

Portrait

Claire Keegan

Claire Keegan, geboren 1968, wuchs auf einer Farm in der irischen Grafschaft Wicklow auf. Sie hat in New Orleans, Cardiff und Dublin studiert. Im Steidl Verlag sind von der vielfach ausgezeichneten Autorin bereits die Erzählungsbände Wo das Wasser am tiefsten ist (2004) und Durch die blauen Felder (2008) (in einem Band: Liebe im hohen Gras, 2017), Das dritte Licht (2013/ 2022) und Kleine Dinge wie diese (2022) erschienen. Das dritte Licht wurde mit dem renommierten Davy Byrnes Award ausgezeichnet und gehört für die englische Times zu

den 50 wichtigsten Romanen des 21. Jahrhunderts. Claire Keegan lebt in Irland.

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LovelyBooks-BewertungVon renee am 27.08.2024
Claire Keegan wirft hier in "Reichlich spät" einen Blick nach Irland. Einen leicht dahin plätschernden Blick. Aus den Augen eines Mannes. Einen Blick, der vor Frauenverachtung nur so trieft, ohne dass dies dem Betrachter klar ist. Denn er ist so erzogen und stellt dies natürlich nicht in Frage. Denn für ihn ist dies ja bequem so. Meint er zumindest. Denn das genau dieser plätschernde Blick ihm selbst eine Falle stellt, das übersieht er. Ihm sein eigenes Gefängnis schafft. Dann noch etwas Polemik. Und der Weg zum Incel ist hier sicher nicht weit.Denn die Frau ist hier natürlich schuld. Hach, wie einfach. Claire Keegan zeichnet hier ein Bild über Irland. Doch diese verkrachten Existenzen gibt es überall. Sie gab es früher, mit deutlich mehr Macht, siehe vorherige Rezension und sie gibt es heute in der gesamten patriarchalen Welt. Ja, richtig gelesen. In der patriarchalen Welt. Und dies bedeutet, dass das Patriarchat da einen großen Anteil hat. Genauso wie es bedeutet, dass es auch anders gehen kann. Matriarchal zum Beispiel. Die Gesellschaften der Khasi in Indien, der Mosuo in China, der Zapoteken in Juchitlan in Mexiko und noch viele mehr sprechen über diese andere Gesellschaftsordnung und zeigen diese anderen Welten.Muss man halt nur wissen. Denn diese patriarchale Vorherrschaft muss so nicht weitergehen, kann so eigentlich auch nicht weitergehen. Es ist halt nur verdammt schwer dagegen vorzugehen. Denn das Patriarchat wehrt sich natürlich, es möchte seine Macht nicht verlieren.Und hier mal wieder so eine Frage, die nicht zum Buch passt, aber bei näherer Betrachtung wieder schon. In welchen Parteien sind die Frauen in etwas gleicher Zahl wie männliche Kollegen vertreten? Wenn man dann als Frau die patriarchale Welt verachtet, warum wählt man dann nicht dementsprechend? Wir sind ja mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Weil auch wir Frauen indoktriniert sind. Dies muss Frau nur klar werden!Und Literatur ist ein guter Weg zum Überwinden der eigenen Grenzen.Noch dazu, wenn die Literatur so auf dem Silbertablett daherkommt, wie bei Claire Keegan!
LovelyBooks-BewertungVon christina19 am 18.08.2024
Es ist ein Freitagnachmittag, als Cathal nach der Arbeit in den Bus steigt und die Heimreise antritt. In Gedanken ist er bei Sabine, mit der er die letzten Monate geteilt hatte. Cathal erinnert sich an ihr Kennenlernen und an gemeinsame Momente: Sabine, wie sie teure Lebensmittel kauft, den Bräter zu lange einweichen lässt und zu viel Platz in seiner Wohnung einnimmt. Eigentlich würden sie an diesem Freitag ihre Hochzeit feiern, wäre die F***e nicht gegangen... Auf wenigen Seiten umreißt Claire Keegan in "Reichlich spät" das Ende einer Beziehung.Aus der Perspektive von Cathal beschreibt sie seine Sicht auf die Frauenwelt. Sei es die Kollegin aus der Buchhaltung, die polnische Reinigungskraft oder die Sitznachbarin im Bus, Cathal blickt auf die Frauen in seiner Umgebung herab. Ihm zufolge reden sie zu viel, sind übergewichtig oder schauen ihn schief an. Ebenso sieht er Sabine, die Frau, die noch bis vor Kurzem an seiner Seite stand. Cathal ist oberflächlich, undankbar und herabwürdigend. Glücklicherweise realisiert Sabine, mit welcher Art Mann sie liiert ist, und löst - ihren eigenen Wert kennend - die Verlobung. Doch Cathal wäre nicht er selbst, würde ihn die Trennung zum Umdenken anregen. "(...) dass sie nicht hören und gut die Hälfte der Dinge auf ihre Weise tun wollte." (S. 35), sieht er das Problem bezeichnenderweise bei Sabine.Was Claire Keegan hier beschreibt, ist ein Mann, dessen Wahrnehmung der Welt durchweg frauenverachtend, gar frauenfeindlich ist. Trotz seiner negativen Charakterzüge schafft sie es, ihre Figur absolut glaubwürdig abzubilden, denn die Botschaft in "Reichlich spät" vermittelt die Autorin anfangs eher subtil und erst später offensiver. So entwickelt man während des Lesens eine immer stärker werdende Antipathie gegenüber Cathal, die sich, umso länger das Erzählte nachhallt, in eine regelrechte Wut umwandelt. Mit dem Thema Misogynie nämlich spricht Keegan etwas an, das leider bis heute in sämtlichen Ländern der Erde und in allen Gesellschaftsschichten verbreitet ist. Für viele Frauen ist die Behandlung, wie sie Sabine und die übrigen weiblichen Charaktere erfahren, tägliche Realität.Beim Erzählen konzentriert sich Claire Keegan auf die relevanten Inhalte und schreibt kein Wort zu viel. Ihre ausdrucksstarke Geschichte beläuft sich dadurch auf gerade einmal 55 Seiten. Obwohl das Thema so schwer im Magen liegt, kommt das Buch also ganz leicht daher.Für das eigene Regal ist die Ausgabe ein Schmuckstück: Die Aufmachung des Werkes wirkt durch den Leineneinband sehr hochwertig und erhält eine besondere Haptik.Ein Buch, das in jeglicher Hinsicht empfehlenswert ist!