Bei Ward-Büchern bin ich immer ein wenig aus dem Häuschen. Ich verschlinge ihre Bücher und empfinde sie als ganz besonderen Lesegenuss. Ganz egal wie dick der Schinken wieder ist.Diesmal geht es im vierten Fallen Angels Roman auf prallen 561 Seiten im Spiel um die Seelen zwischen Himmel und Hölle ziemlich zur Sache und man bekommt ganz neue Hintergrundinformationen.Jim Heron hat es wiedermal nicht leicht. Zu Lebzeiten war er bei einer Untergrund-Spezialeinheit, die sich X-Ops nennt und keine Gnade kennt. In ihm ist beides stark vertreten: Das Gute und das Böse, weswegen er von "Oben" auch für den Job ausgewählt wurde, gegen die Dämonin Devina anzutreten. Sieben Schlachten um sieben Seelen - zwei davon hat Jim schon für sich gewinnen können und auf dem Scheideweg in die gute Richtung verholfen. Wenn Jim diese Schlacht gewinnen würde, würde ihm nur noch eine Siegesfahne fehlen und sein Triumph über Devina wäre perfekt.Als sich herausstellt, dass es bei der Seele um niemand geringeren als seinen Ex-Boss Matthias geht, nimmt das Spekaktel seinen Lauf. Matthias war immer einer der herzlosesten und egoistischsten Menschen. Seine Seele hatte Jim bereits verloren, aber weil Devina ziemlich geschummelt hat, hat der Schöpfer eine Ravanche einberufen.Matthias wacht auf Jim Herons Grab auf, ohne jegliche Erinnerung, nur mit einem Instinkt: Hier stimmt etwas nicht und er muss schleunigst verschwinden. In seiner Eile übersieht er allerdings ein Auto und landet schwer verletzt im Krankenhaus.Mels Carmichael ist untröstlich über den Unfall, auch wenn sie weiß, dass sie keine Schuld trifft. Sie will sich bei ihm entschuldigen und das nötigste tun, um ihm zu helfen. Als Matthias alles realisiert und sich auf die Suche nach Antworten macht, wendet er sich an den einzigen Menschen, der ihm wirklich helfen kann. Mels ist praktischerweise Reporterin und gerne bereit ihm zu helfen - sie ist auch seine einzige Chance, denn wo will man hin, wenn man nicht weiß, wer man ist? Wenn man aber weiß, dass man gefährlich lebt?"Die Begierde" ist wieder ein geballtes Werk voller Wissen und das Unbekannte brökelt immer mehr. Ward lässt zum ersten Mal den Schöpfer selbst einen gewissen Rahmen einnehmen, was sehr überraschend kam. Jim und sein Engelkumpel Adrian müssen derweil irgendwie miteinander klarkommen, auch wenn Jim gewisse Zweifel hegt, ob er sich auf Ad noch verlassen kann. Der ist immernoch wegen Eddie's Tod durcheinander.Adrian hat mir in diesem Buch aber mal richtig gut gefallen! Er ist irgendwie dieser Kerl, der nach außen hin hart ist, versucht seinen Job gut zu machen und innerlich eine gute Angriffsfläche für Devina bietet, die natürlich mit dem größten Vergnügen in der eiternden Eddie-Wunde rumfingert.Devina selbst hat wieder einige Therapiestunden wegen ihrer Zwangsneurose und ich konnte mir das Lachen einfach nicht verkneifen. Das pure Böse beim Therapeuten - zu geil!Aber sie ist wirklich ein gerissenes Miststück. Ihre selbstgefällige Art, ihre Monsterausstrahlung und ihre Überheblichkeit hat Ward ziemlich sexistisch dargestellt. Überhaupt schreibt Ward wiedermal ziemlich zügellos - was ich einfach mag.Jeder ihrer Charaktere hat eine extreme Anziehungskraft - egal auf welcher Seite sie steht. Ward nimmt sich wie gewohnt viel Zeit Handlungen, aber auch Gerüche und Empfindungen sehr deutlich und begreiflich zu umschreiben. Es gab z.B. eine Szene, wo Devina Mels unter Wasser drückt und nachdem Jim eingegriffen hat und Mels entkommen konnte, sagte sie, sie rieche wie ein Fisch. Vielleicht plausibel, aber wirklich auf die Idee wie sie danach riechen könnte, wäre ich nicht gekommen und mit dieser Aussage konnte ich mir diese Szene noch deutlicher vorstellen.J.R. Ward's "Fallen Angels - Die Begierde" lässt einen auf die dunkle und die helle Seite blicken und macht wieder Dinge möglich, die einem wirklich einen lustigen Schrecken einjagen können.Es gab Gedankengänge, die das ganze Spiel hinterfragt haben und wieso es so kommen konnte. Wer ist der Schöpfer und was ist sein Ziel? Wieso gibt es soviel Böses, wenn es offensichtlich doch nur eine wirkliche Seite gibt, zu der man gehören möchte?Am Ende des Buches hat Jim eine Forderung an Devina gestellt, die mich echt sprachlos gemacht hat. Ich hasse Cliffhanger ._. Aber umso mehr freue ich mich auf die Fortsetzung!Was mir aber am besten an diesem Buch gefallen hat, war, dass Ward auch diesmal wieder ihre Black Dagger Welt mit hat einfließen lassen. Matthias sieht eine kleine Gruppe von Typen, die zweifelsfrei von der Bruderschaft sein müsssen. War Zsadist dabei? Man war ich aufgeregt in dem Moment. *-*Witzig war auch die Anspielung auf Beth aus den Black Dagger Büchern. Mels arbeitet bei der selben Zeitung wie Beth kurz vor ihrem verschwinden. Ihre Tasse steht immer noch auf ihrem ehemaligen Schreibtisch, den Mels bezogen hat. Als Mels sich fragte was wohl aus der Vermissten geworden ist, ist mir echt eine Gänsehaut über die Arme gezogen. Ich hätte ihr am liebsten zugeflüstert, dass sie noch lebt und das Mels sich auf die Suche nach ihr macht, aber leider sind es ja zwei verschiedene Geschichten :/Ich hoffe ja immer noch auf den Tag wo die Bruderschaft auf die Engel trifft und sie mithelfen Devina ihre Stilettos ganz tief in ihr ekelhaftes Mundwerk zu schieben. Das wär's *__* Fazit:Wieder wie gewohnt einfach nur Wardtastisch *_*Vielleicht bin ich was ihre Bücher angeht etwas "voreingenommen", aber sie schreibt einfach autentisch! Was mir allerdings an diesem Buch etwas auffiel, war das es schon etwas in die Länge gezogen wurde. Man erfährt wieder zu jedem Charakter eine kleine Geschichte, aber ich hätte mir schon etwas mehr von Mels und Matthias gewünscht.Es gab sehr viele "Oh-Momente" und wenn es leidenschaftlich wurde, hing ich wirklich an jedem Wort. Typisch für Ward. Und typisch für mich wieder nur zu sabbern und nach dem nächsten Buch zu lechzen. <3