"Die letzte Schlacht" - der Titel sagt es bereits und gräbt erstmal direkt ein tiefes Loch in mein Leseherz. Mit Band sechs heißt es Abschied nehmen von J.R. Wards Fallen Angel Reihe, die mich fast durchgehend begeistern und überraschen konnte.Ward kann es einfach: Das perfekte Machtspielchen inszenieren, bei dem man als Leser vor total verrückte Situationen gestellt wird, in denen die Grenzen der Protagonisten sehr stark verwischen. Besonders die beiden Hauptpersonen in Fallen Angels - der Engel Jim und die Dämonin Devina - liefern sich machtvolle Psychospielchen um die menschlichen Seelen, die bald darüber entscheiden werden wer von den beiden die finale Schlacht um die Erde gewinnt.In diesem Band steigert sich noch einmal alles bekannte in ungeahnte Extreme und so liefert die Autorin einen nervenaufreibenden Showdown, bei dem man bis zum bitteren Ende auf den Sieger warten muss.Die komplizierte Beziehung zwischen Jim und Sissy steht zu Beginn des Buches wieder sehr stark im Mittelpunkt und auch diesmal schleicht sie nur sehr mühselig voran - um dann völlig zu explodieren.Absolut nichts ist wie es scheint im Endspurt um das Schicksal der Welt, nur ein paar Dinge sind geblieben: Devina ist immer noch die völlige Verkörperung von Wahnsinn, verpackt in einem Charakter, den man einfach nicht hassen kann, ganz egal was passiert - dafür ist ihre Weltansicht zu unterhaltsam. Jim ist ebenfalls noch der robuste Erlöser, der all dem seinen Stempel aufdrücken will und der durch seine Gedanken und Sorgen viele potenzielle Gefahrauslöser mit sich herum schleppt. Und Sissy? Die mischt dieses Buch, ebenso wie Jim's und Davina's persönliche Welten, ziemlich auf, während Ad nur noch als (manchmal wichtige) Randfigur wahrgenommen wird. Doch es ist die letzte Schlacht um zwei ausstehende Seelen, was die Erzengel im Himmel auf sehr besondere Weise in die Handlung reinbringt. Es gibt endlich viele Antworten und lang herbeigesehnte Entscheidungen."Fallen Angels" ist eine Reihe, die mich (bis auf Band fünf) komplett begeistern konnte und hat mitfiebern lassen. Das klassische Spiel Gut gegen Böse hat Ward völlig neu entwickelt und sehr unterhaltsam gestaltet. Als Leser ist man jederzeit im Bilde und weiß zu neunzig Prozent was gerade passiert und wieso manche Charaktere gewisse Wege besser nicht einschlagen sollten. Dennoch blättert man von einer Überraschung zur nächsten.Ward nimmt sich viel Zeit das zu beschreiben, was die Charaktere fühlen und warum sie es fühlen, was eine Authentizität hervorruft, die mich wirklich glücklich gemacht hat. Schließlich gibt es in abschließenden Büchern immer die Frage wie viel man noch erfährt und ob diese Enthüllungen die komplette Geschichte oder einzelne Charaktere in einem anderen Licht dastehen lassen.In "Die letzte Schlacht" gibt es noch tiefere Einblicke in Jim, Devina und Sissy, die mir sehr gut gefallen haben und auch wenn Devina mit Jim wieder ihr übliches Ich-schade-Dir-Spielchen abzieht, hat mir ihr Charakter in diesem Band einfach am besten gefallen. Ich habe tausend Tränen gelacht, weil manche Dinge einfach nur urkomisch waren und ihren Charakter auch weiterhin mit genügend Widersprüchen ausstatten. Sie ist keine liebenswerte Person, hat aber einen hohen - und unberechenbaren - Unterhaltungswert. Ihre Sicht auf die Dinge... hach... Einfach göttlich. Und gleichzeitig möchte man sie mit allem, was in greifbarer Nähe ist, bewerfen.Jim hingegen hat mich öfter aufgeregt, als mir lieb gewesen wäre. Gleichzeitig dachte ich am Ende, das dadurch die Dramatik überhaupt erst aufkam. Für ihn war "Die letzte Schlacht" ein ehrfürchtiges, ehrenwürdiges Endspiel, das allen Facetten seines rauen Charakters, mit den liebevollen Abrundungen, gerecht werden konnte.Sizzy's Rolle in dem ganzen Spiel nimmt wieder hohe Ausmaßen an, was stellenweise frustrierend war, weil ich irgendwie kaum in ihren Charakter reinkam. Dafür, das ihre Rolle so wichtig war, hätte ich sie in manchen Szenen nicht zwingend vermisst.Die Engel als Nebencharaktere einzustufen, fühlt sich irgendwie falsch an, da dieser Band eine recht gute Erzählungsabwechslung bieten konnte und viel Licht an Orte und Szenen gebracht hat, die man als Leckerlie neben der Hauptgeschichte gerne mitnimmt.Fazit:Mit "Die letzte Schlacht" bekommt die Fallen Angels Reihe ein würdiges, aufregendes Endspiel-Spektakel vom feinsten, was sich durchgehend flüssig lesen lässt, spannend und mit vielen Höhepunkten erzählt wurde. Bevor das Finale alles aufklärt, muss man sich als Leser auf die ein oder andere Verknotung der Gehirnwindungen einstellen. Die Dämonin arbeitet mit vielen Tricks, während man das Gefühl bekommt, dass die Engel wie blinde Hühner herumpicken. Aber es gibt ja dieses altbekannte Sprichwort "Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn" und die Dinge passieren in einem angemessenen, folgbarem Tempo.J.R. Ward hat ihren Charakteren ein letztes Mal eine würdige Bühne geboten, in denen sie sich in das Leserherz vergraben können.Ich habe diese Reihe definitiv nicht das letzte Mal gelesen.