Der Titel des neusten zweiteiligen (deutschen) Black Dagger Bandes "Die Diebin" verspricht dem eingefleischten Leser einem bis dahin nur am Rande vorkommenden Vampir eine eigene Bühne. Es ist bereits einige Bände her, dass Assail vorgestellt wurde, zunächst als Geschäftsmann, der mit Drogen handelt, seinem eigenen Produkt nicht abgeneigt ist und sogar bereit ist an den Feind der Vampire zu verkaufen, solange es nur genug Geld einbringt. Sein Weg musste dabei natürlich den der Bruderschaft kreuzen, auch wenn man nicht sagen kann, dass Assail es mit seinen Taten böse gegenüber dem König meint. Er ist Geschäftsmann, es ist nichts persönliches. Als er eine menschliche Einbrecherin als Verfolgerin wahrnimmt, entwickelt sich zwischen ihm und Marisol eine sehr flüchtige, aber hitzige Anziehung. Assail sagt ihr nicht, das er in Wirklichkeit ein Vampir ist und ihre Beziehung ist bereits vorbei, bevor sie wirklich beginnen kann, denn Marisol hat nur noch ihre Großmutter und ist nach ihrer Entführung bereit ihr Leben zu ändern und alles dafür zu tun, dass ihre vovó in Sicherheit ist.Assail bleibt eine Randfigur in den weiteren Büchern, bis er sich im letzten Band zu einem Entzug unter der Aufsicht der Bruderschaft entschließt. In "Die Diebin" geht seine Liebes- und Leidensgeschichte weiter.Die Qualen, die Assail durchleben muss verbinden sich mit der Geschichte rund um Doc Jane und Bruder Vishous, die sich auseinander gelebt haben. Für Jane existieren nur noch ihre Patientin und die Arbeit in der Klinik. Vishous' Job als Technik-Crack und Kämpfer der Bruderschaft nimmt ebenfalls viel Zeit in Anspruch und zuletzt waren beide zusammen, als sie sich einig waren, dass sie niemals Kinder wollen - was eine natürliche Diskussion ist, seit die Brüder einer nach dem anderen Familien gründen. Doch ihre Gemeinsamkeit driftet Jane und V mehr auseinander, als ihre Beziehung zu festigen und wirklich deutlich wird es ihnen erst, als es schon zu spät ist und falsche Entscheidungen getroffen werden. Dass die Jungfrau der Schrift - V's Mutter und Schöpferin der Vampire - verschwunden ist, spielt ebenfalls eine gewaltige Rolle. Nicht nur für V selbst, der trotz seines Hasses auf seine Mutter von ihrer Abwesenheit mental beeinflusst wird, sondern auch für die Zukunft der Spezies, die noch darauf wartet, dass sich die Nachfolge zeigt.Mit dem abrupten Ende des letzten Bandes hätte ich gehofft mehr über Xcor's Beziehung zu Layla und der damit gewachsenen Familie von Quinn und Blay zu erfahren und wie sich Xcor's Bande unter dem Dach der Bruderschaft einlebt und sich im Kampf einbringt, doch leider hatte ich mir da zu viel erhofft.Dafür wird Throe, der früher zu Xcor gehörte, und immer noch einen Putsch gegen Wrath, den König, plant, zu einer dunklen Gefahr, die die Black Dagger noch nicht auf dem Schirm haben, während der Leser mit ein bisschen Vorstellungskraft erahnen kann, an wessen Fäden Throe hängt.Bei der Fülle an Charakteren ist die Balance wichtig und welcher Charakter in welcher Situation am besten passen kann und ich finde immer noch, dass J.R. Ward eine Meisterin darin ist die Verbindungen und Beziehungen zwischen zwei Persönlichkeiten zu erschaffen - egal wie unterschiedlich sie sind.Ich bin kein großer Fan von Assail und Marisol als Paar und auch einzelnd machen diese Charaktere für mich nicht den Eindruck einer lohnenswerten Geschichte. Und Ward setzt einen weiteren unwichtigen Charakter aus der menschlichen Welt in die Geschichte, die mich nicht begeistern konnte, aber wohl noch ihre Daseinsberechtigung im Folgeband bekommen wird: Die Schwester der Benloise Brüder, den Assail und seine Cousins nach Marisols Befreiung beerdigen mussten. Sie weiß, dass ihre Brüder tot sind und will Rache.Auch Jo Early, die man als schnüffelnden Menschen bereits kennen gelernt hat, bekommt eine kurze Erwähnung, die für weiteren Geschichtsstoff sorgen wird.Fazit:"Die Diebin" hat mir nicht komplett gefallen. Benloise's Schwester als potenzielle Gefahr für Marisol einzuführen ist viel zu vorhersehbar und auch Jo's offengelegte Herkunft nimmt eindeutig von der Spannung weg, die Ward's Bücher sonst auszeichnen.Dass Vishous mal wieder eine größere Rolle eingenommen hat und man eine völlig neue Seite von ihm erlebt, ist definitiv eine Erfrischung für den Fan der ersten Stunde, der soviel Zeit mit den Brüdern verbracht hat um nun bereits bei Band einunddreißig angelangt zu sein.Jede Aktion hat Konsequenzen - egal wie gut es auch gemeint sein mag. Das ist die Moral, die ich aus diesem Buch mitnehme. Es ist gut, denn das führt zu einigen tiefen psychischen Einblicken in Charaktere, die sonst nicht viel für ihre Gefühlsduselei bekannt sind.