In Die Stimme von Jessica Durlacher begleiten Lesende eine jüdische Familie in New York, Tel Aviv und den Niederlanden. Zelda ist Psychoanalytikerin, hat sich von ihrem ersten Ehemann geschieden und lebt jetzt mit Bor, einem erfolgreichen Anwalt zusammen. Gemeinsam haben sie drei Kinder. Es ist das Jahr 2001, als Zelda und Bor heiraten möchten. Sehr spontan hat ein Rabi Zeit und so kann ihre Hochzeit während eines Urlaubes in New York kurzfristig stattfinden. Während ihrer Hochzeitszeremonie, die in der Nähe des World Trade Centers stattfindet, fliegen zwei Flugzeuge in das World Trade Center. Es handelt sich dabei um die Terroranschläge des elften September. Die Familie flüchtet mir ihren Hochzeitsgästen durch den Rauch. Dieses Erlebnis hinterlässt Traumata bei der Familie, ihr Leben ist danach nicht mehr wie früher. Der elfte September nimmt Zelda ihre Unbeschwertheit. Sie benötigt eine neue Kinderbetreuung für ihre Kinder. Für die Kinderbetreuung kommt die aus Somalia geflüchtete Amal in Betracht. Aber Zelda hadert mit ihrer Entscheidung eine Muslima als Kindermädchen zu engagieren, denn allein der Umstand, dass Amal ein Kopftuch trägt, führt bei Zelda zu bösen Erinnerungen an den Tag des elften September. Gleichzeitig überkommt sie ein schlechtes Gewissen, weil sie überhaupt über diesen Aspekt nachgedacht hat. Sie engagiert Amal, die dann bestens mit den Kindern klarkommt und von ihnen ins Herz geschlossen wird. Amal ist gleichzeitig auch musikalisch talentiert und kann hervorragend singen. Dies entgeht auch Zelda nicht, sie meldet Amal zu einer Casting-Show an, die Amal gewinnt. Doch Amals Gewinn katapultiert die Familie in den Fokus einer islamistischen Gruppierung. Amal wendet sich im Fernsehen gegen ihr bisherig zutiefst religiös geprägtes Leben. Gegen Amal werden daraufhin Todesdrohungen ausgesprochen. Das Buch beginnt mit einem ansteigenden Spannungsboden im rasanten Tempo. Ich bin zu Beginn in die Handlung des Romanes regelrecht gezogen worden und wollte so schnell wie mögliche erfahren, wie es mit der Familie weitergeht. Das anfängliche Erzähltempo nimmt in der Mitte des Romanes dann aber leider drastisch ab. Gegen Ende nimmt der Roman wieder stark an Tempo zu, sodass man die langatmige Mitte durchaus verzeihen kann, wenngleich ich weniger gerne weitergelesen habe als zu Beginn. Der Roman regt zum Nachdenken an und ist definitiv keine Wohlfühl-Lektüre. Die Figuren sind komplex und alles andere als sympathisch. Die Themen in Durlachers Buch sind keine einfachen, sie schildert sehr detailreich, intensiv, und feinfühlig das Leben einer durch und durch traumatisierten Familie und wie. Islam und Judentum treffen aufeinander ohne Vorverurteilungen und Generalisierungen.