Die Journalistin Johanna Arnold, genannt Ann, will mit ihrer besten Freundin Marie ein paar entspannte Tage auf der Insel Darß verbringen. Ann kennt die Insel gut aus ihren Kindheitstagen und hat dort auch einige gute Bekannte. So auch ihre Pensionswirtin Hedda, die ihr aber gleich nach der Ankunft ihre Sorgen mitteilt: ihr Sohn Nick wird seit seinem kurzfristig angesetzten Portugal-Trip vermisst. Um die arme Frau zu beruhigen, aber auch aus eigenem "Ermittler"-Trieb vergisst Ann den Strand und die Cocktails und beginnt auf eigene Faust zu recherchieren. Dabei stoßt sie auf einige Ungereimtheiten und seltsames Verhalten von Nicks Freunden und Familie.
Die Geschichte beginnt eher gemütlich, gewinnt aber im Verlauf der Handlung an Fahrt. Der Kriminalfall an sich hat durchaus Potential, leider wird das Lesevergnügen durch die unrealistische, fast schon penetrante Art von Ann, zu ermitteln, Menschen zu verhören und den richtigen Ermittlern auf den Zeiger zu gehen, gestört. Dieses kleinkindliche beleidigte "Die bösen Polizisten wollen mir nichts zum Stand der Ermittlungen erzählen, obwohl ich so viel für sie herausgefunden habe!", wo nur noch das aufgebrachte Aufstampfen mit dem Fuß fehlt, ist zwar ein durchaus gerne verwendetes Element in der Krimi-Belletristik, entlockt aber einem versierten Leser, der nicht auf den Kopf gefallen ist oder sich gar aus beruflichen Gründen in der Welt der Ermittler auskennt, nur ein müdes Lächeln oder gar Augenrollen. Künstlerische Freiheit in allen Ehren, aber ein guter Kriminalroman sollte doch im Wesentlichen realistisch bleiben.
Die finale Auflösung ist zwar irgendwann vorhersehbar, dennoch gut gelungen. Warum man dann ein offenes Ende dran hängt, blieb mir ein Rätsel und war etwas enttäuschend. Vielleicht klärt es sich aber im nächsten Band auf.
Obwohl es der vierte Fall von Ann war, bin ich gut in das Geschehen reingekommen und konnte die Charaktere ausreichend kennenlernen. Also durchaus auch ohne Vorkenntnisse der vorigen Bänder lesbar.
Insgesamt bin ich etwas zwiegespalten. Wer auf spannende Krimis steht und dafür die eher unrealistische Handlung in Kauf nimmt, ist hier sicherlich gut bedient.