Lautstark schwingen sich selbsternannte Tribunen des Volkes, esoterische »Querdenker« und autoritäre Demagogen zu Verteidigern der demokratischen Ordnung auf, deren Werte sie eigentlich ablehnen. Um Gefolgschaft zu organisieren, schüren sie Ängste vor drohendem Chaos und spinnen Verschwörungstheorien über anonyme Mächte, die das Schicksal der Nation bestimmen. Vorschläge zur Lösung komplexer gesellschaftliche Probleme sind ihre Sache nicht. Vielmehr verlegen sie sich auf eine aggressive Rhetorik des Kampfes gegen »die Politiker«, »die Linken«, »die Flüchtlinge« und immer wieder: »die Juden«.
Was sich wie eine Kurzbeschreibung von Aspekten der politischen Kultur unserer Tage liest, ist Gegenstand eines Buches, das vor mehr als siebzig Jahren geschrieben wurde. In Falsche Propheten analysiert Leo Löwenthal Themen und Techniken politischer Demagogie. Er fragt, warum die immergleichen Phrasen und Phantasmen verfangen, legt dar, weshalb dem Agitator so schwer beizukommen ist, und warnt vor Unterschätzung. Denn nicht selten ist die Agitation »Generalprobe fürs Pogrom«. Falsche Propheten ist ein Klassiker der politischen Psychologie. Inwiefern es auch ein Buch für unsere Gegenwart ist, zeigt Carolin Emcke in ihrem Nachwort zu dieser Neuausgabe.
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