Eine Frau steht beim Abendessen auf, geht auf den Balkon und springt.Mit dieser krassen Szene beginnt Mareike Fallwickl ihren Roman "Die Wut, die bleibt". Danach ist nichts mehr, wie es war. Johannes ist mit seinen drei Kindern allein, es ist die Hochphase der Corona-Pandemie und seine älteste Tochter ist mitten in der Pubertät. Doch Johannes trifft es gut, denn die beste Freundin seiner Frau, Sarah, kann einspringen und sich um die Kinder kümmern, so dass er sich weiterhin Vollzeit arbeiten gehen kann.Und hier setzt Mareike Fallwickl an. Die ganze Sorgearbeit, das Kochen, Waschen, Kümmern um die Kinder und die Organisation der Familie ist auch heute noch zu großen Teilen auf den Schultern der Frauen. Sie arbeiten vielfach in Teilzeit oder gar nicht, um das alles gewuppt zu kriegen und die Corona-Zeit hat dies alles sichtbarer werden lassen.Sarah versteht nach und nach, warum ihre Freundin Helene nicht mehr konnte und was der Fehler im System ist und wird wütend. Sie ist wütend, weil ihre Freundin tot ist und sie wird immer wütender auf dieses patriarchale Gefüge, in dem wir auch heute noch verwurzelt sind.Auch Lola, die Tochter, ist wütend, weil ihr die Mutter fehlt und weil auch sie schon längst durchschaut hat, woran es in unseren Gesellschaften mangelt, dass die Gleichberechtigung noch längst nicht erreicht ist. Bei ihr gibt es eine sehr extreme Entwicklung, die aber zu dieser jungen, verletzten Protagonistin passt.Und wenn man sich die aktuellen Entwicklungen in der Welt gerade anschaut, hat Mareike Fallwickl mit diesem Buch und ihrer Gesellschaftskritik voll ins Schwarze getroffen. Es ist krass, schmerzt beim Lesen und hat mich zurückgelassen, als ob ich einen Schlag in die Magengegend bekommen hätte. Leseempfehlung!