Ich mag die Bücher von Petra Hammesfahr eigentlich sehr gerne, zumindest die früheren ihrer Werke. Ihre zuletzt erschienenen Bücher fand ich recht durchwachsen und auch "Die Verlierer" lässt mich etwas ambivalent zurück, hier gibt es für mich ziemlich viel Licht und Schatten. Vieles hat mir gefallen, aber einges fand ich auch nicht sehr gelungen.
Was mir gut gefallen hat:
Mir gefällt der Schreibstil der Autorin, der flüssig und bildstark zu lesen ist.
Die Charaktere haben Ecken und Kanten, die einen beschäftigen und an denen man sich reiben kann.
Man kann sich über das vermutete Ende nicht zu früh sicher sein, denn es gibt
überraschende Wendungen und Fährten, die ins Leere führen.
Die Story ist (wie immer bei Petra Hammesfahr) bewegend und realitätsnah, man kann sich gut in die Geschichte hineinversetzen und mit den Betroffenen mitfühlen.
Was mir weniger gefallen hat:
Es gibt hier ziemlich viele handelnde Personen, mehrere Handlungsstränge und damit stetig wechselnde Schauplätze, dazu wiederkehrende Rückblenden in die Vergangenheit. Der ständige Perspektivwechsel zwischen der ermittelnden Hauptkommissarin Rita Voss und dem mutmaßlichen Täter sowie dessen Rückblende auf seine eigene Geschichte könnte eigentlich die Spannung anheizen, aber das Gegenteil ist hier der Fall: die Geschichte verliert an Tempo und der Spannungsbogen verläuft sehr flach.
Leider konnte mich die Darstellung der meisten Charaktere und eben auch die von Rita Voss zu keiner Zeit wirklich überzeugen. Das ständige Klein-Klein zwischen Rita Voss und ihrem Vorgesetzten (und aufgrund ihrer schwierigen Art eigentlich mit jedem ihrer Kollegen) nimmt zu viel Raum und Bedeutung ein und nervt schließlich nur noch. Eine Hauptkommissarin, die zudem ständig Rat bei ihrem Mentor und Bestätigung von ihrem Vorgesetzten sucht, ist für mich wenig glaub- und vertrauenswürdig.
Das Motiv von Carli fand ich zwar nachvollziehbar, wenn man seine Geschichte kennt, doch seine (oder eher: ihre) Umsetzung ist recht ... kreativ.
Durch viele ausufernde und unnötige Passagen dauert es extrem lange, bis die verschiedenen Handlungsstränge zusammenfinden und man die Zusammenhänge und Motive erkennt, was sich wiederum negativ auf die Spannungsentwicklung auswirkt.
Die erzählte Geschichte hat durchaus Tiefe, doch ein Großteil ihres Potentials geht in zu vielen Schauplätzen und den unübersichtlichen Ermittlungsansätzen verloren, die die Story eher träge dahinplätschern lassen.
Tja, leider überwiegen hier für mich persönlich die Schattenseiten, auch wenn das Thema interessant und unterhaltsam ist. "Psycho-Spannung", wie auf dem Cover angekündigt, ist es für mich aber nicht.