Niemand glaubt Fred Keller so wirklich, dass seine Frau im Urlaub verschwunden ist, zumal er sie erst bei seiner Rückkehr als vermisst gemeldet hat. Dass auch sein Stiefsohn nicht auffindbar ist und dieser zu seinem Onkel gesagt hat, dass er Fred zutraut, ihn und seine Mutter im Urlaub verschwinden zu lassen und abzukassieren, weil Kirsten Keller vermögend ist, macht es nicht besser. Dennoch kämpft Rita Voss auf verlorenem Posten. Ihr neuer Vorgesetzter lässt sich nicht von einem möglichen Doppelmord überzeugen. Und dann entdeckt Rita, dass noch mehr Frauen verschwunden sind.
Es ist schwierig, zu beschreiben, was die Story ausmacht. Es ist kein Krimi, kein Thriller, aber dennoch nicht spannungslos. Die Ermittlungen sind eigentlich Nebensache. Viel schwerwiegender ist die Erzählung von Carli. Da ahnt man schnell, wer die Verlierer sind und welche Wunden unheilbar bleiben bzw. geblieben sind. Auch ahnt man, dass Carli kein netter Mensch ist. Doch am Ende staunt man Bauklötze! Und das hat Petra Hammesfahr so genial eingefädelt, dass man ihr größten Respekt zollen muss. Dieser Kniff wirft auf die Geschichte ein völlig anderes Licht und verleitet dazu, das Ganze gleich noch einmal zu lesen bzw. zu hören. Mir gefällt das sehr gut!
Die Story hat etwas Beängstigendes, aber auch eine Prise Humor. Erzählt wurde sie mit großem Können. Man ahnt schlicht und ergreifend nicht, worauf es hinausläuft und das ist einfach großartig. Dazu braucht die Autorin weder ausführlich geschilderte Gewaltszenen noch literweise Blut. Das funktioniert subtil ganz großartig! Der Leser bzw. Hörer bekommt sein Klischeedenken geradezu vorgehalten, wie leicht man Vorurteile bildet und Dinge für gegeben hinnimmt, ohne wirklich zu wissen, ob das so denn stimmt. Das macht es dann auch so herrlich schwer, Rita Voss in ihrer Überzeugung zu unterstützen und damit gegen ihren Vorgesetzten zu sein, obwohl man auch nicht wirklich seiner Ansicht sein mag. Man tappst bis zum Schluss im Dunkeln, obwohl die Erklärung so einfach und naheliegend ist. Einfach bestens gelungen!
Frank Stieren zuzuhören hat wieder mal eine sehr große Freude gemacht. Die Wahl, ihn als Sprecher einzusetzen, war genau richtig. So ist eine erstklassige Geschichte perfekt erzählt worden. Fünf Sterne!