Malerisches Tessin mit schöner Musik; komplexe Figuren in einer emotional mitreißenden Handlung
Meine Eindrücke:Beim Lesen von "Das Versprechen der Rosenholzvilla" hatte ich das Gefühl, auf das Blau des Luganer Sees zu schauen und den sphärischen Klang der Campanula zu hören. Ich habe die malerischen Beschreibungen der Landschaft im Tessin ebenso genossen wie die musikalischen Szenen. Es war mitreißend, die empfindsame Cellistin Elisa durch emotionale Höhen und Tiefen zu begleiten. Mit ihrem Großvater, dem Star-Dirigenten, nähert sich Elisa wieder an, während es bei den Brüdern der benachbarten Instrumentenmanufaktur Krach gibt, als ein Familiengeheimnis enthüllt wird.Handlung und Figuren:Der zweite Band knüpft nahtlos an die vorigen Geschehnisse an. Während ich in Band 1 den Zauber der ersten Liebe zwischen Elisa und dem leidenschaftlichen Instrumentenbauer Danilo miterlebt habe, kommt nun eine Zerreißprobe auf die Liebesbeziehung zu. Wunderschön beschrieben ist, wie Elisa und Danilo zusammen musizieren: ein improvisierter Dialog zwischen Elisas Campanula und Danilos Klavier. Die Harmonie bekommt jedoch einen Missklang, als Danilo Elisa dazu drängt, seine gebaute Campanula (Cello mit zusätzlichen Resonanzsaiten) durch Konzertauftritte berühmt zu machen. Auch Danilos Rastlosigkeit und Eifersucht führen zu Konflikten.Für mich als Leserin hat Danilo zwar seinen "Traummannstatus" eingebüßt, aber dafür schätze ich die lebensechten und facettenreichen Charakterportraits in dieser Tessin-Reihe. Besonders gelungen fand ich die überraschende Entwicklung von Großvater Niklas und die ambivalente Figurenzeichnung von Elisas Mutter Anna. Der Autorin gelingt es, dass ich Verständnis für die Befindlichkeiten aller Figuren habe.Zur Machart:Mit ihrer weichen Art unterscheidet Elisa sich deutlich von den taffen Protagonistinnen Sylvia (Unternehmensberaterin, Kamelieninsel-Reihe), Angela (Weberei-Besitzerin, Seidenvilla-Reihe) und Julia (Köchin, Salzgarten-Reihe) in den anderen Reihen von Tabea Bach. Das ist eine neue Spielart, der ich gerne folge. Damit wandelt die Autorin ihr Erzählmuster ("starke Frau führt ein Unternehmen zum Erfolg") aus ihren vorherigen Reihen ab und zieht hier nun neue Saiten auf, indem sie - in Verbindung mit Musik - Elisas Selbstfindung zum Erklingen bringt und in familiären Beziehungen (Dis)Harmonien komponiert. Statt einer Naturkatastrophe (siehe Kamelieninsel, Salzgarten) gibt es hier als Höhepunkt eine Aufführung der "Tosca" im mondänen Mailand - und eine traurige Wendung, die mich bestürzt hat.Mein Fazit:Der Roman ist wie ein Musikstück: mit vielen Klangfarben, Zwischentönen und Gefühl. Klare Empfehlung.