Mit seinen fast 130 Seiten war Liebe für mich eine kurze Lektüre. Sie war auch gut zu lesen und bietet in meinen Augen eine gute Einführung in die gesellschaftlichen Implikationen der Liebe. Wie in einem Essay letztendlich nicht anders zu erwarten, setzt sich Veronika Fischer aber nicht tiefreifend mit den angesprochenen Thematiken auseinander.Jedes Kapitel ist dabei einem anderen Aspekt dessen, womit wir Liebe verbinden, gewidmet: der Erotik, der Familie, ... Es geht kurz z.B. dem "Mythos Mutterliebe" auf die Spur und befasst sich auch damit, welche (und insbesondere wie viele) Bedürfnisse ein*e Partner*in heutzutage zu erfüllen hat. Allzu viel mehr möchte ich euch gar nicht verraten ¿Mein einziger Kritikpunkt - und auch Grund für den Stern Abzug - ist, wie Liebe im Kontext queerer (romantischer) Beziehungen behandelt wird. Veronika Fischer spricht dies immer mal wieder, manchmal auch nur im Nebensatz an. Nach der Lektüre könnte man fast davon ausgehen, dass all die Probleme heteronormativer Beziehungen bezüglich der Liebe für queere Menschen irrelevant sind und auf deren Beziehungen nicht zutreffen. Das ist in meinen Augen falsch, denn auch queere Beziehungen sind stark auf (serielle) Monogamie ausgerichtet und staatlicherseits findet eine Gleichstellung queerer Paare (ob mit oder ohne Kinder) nur dort statt, wo sie sich in die vorgefassten Strukturen und Ansichten über Beziehungen, und damit letztendlich auch Liebe, einpassen.So, wie queere Probleme also eher zur Seite gewischt wurden, hätte ich es im Nachhinein fast für besser befunden, diese aus dem Buch komplett auszuklammern.Ich kann euch Liebe von Veronika Fischer sehr empfehlen, wenn ihr bisher noch keine oder kaum Bücher über die Thematik und die feministischen Diskurse dazu gelesen habt (und selbst nicht queer seid, offen gestanden). Dann bietet es sich als guter Einstieg und mit dem Literaturanhang sowie Verweisen im Text eine Auswahl an weiterführenden Büchern. Alle anderen werden in diesem Büchlein kaum Neues finden.