Die Wiedergabe von Sinneseindrücken gehört zu den spannendsten ästhetischen Möglichkeiten von Literatur. Zur Imagination laden Texte vor allem dann ein, wenn sie ihre Welt sehend, hörend, riechend, schmeckend oder fühlend beschreiben. Wie jedoch realisiert Literatur einen solchen Appell an die Sinne? Aus welchen sprachlichen und narrativen Mitteln schöpft sie? Und welche Rolle kann eine Poetik der Wahrnehmung in literaturdidaktischen Vermittlungskontexten spielen? Die Publikation liefert Antworten auf diese Fragen, indem sie die poetische Modellierung von Sinneseindrücken in Texten der Moderne analysiert und auf dieser Grundlage ein Konzept der literarisch fundierten Wahrnehmungsbildung entwickelt. Aspektreich aufgearbeitet wird dabei der deutschdidaktische Forschungsstand zur ästhetischen Funktion der Sinne im Text. Empirischen Einblick gewährt eine explorativ angelegte Untersuchung in Klasse 10, die den bisher kaum erforschten Konvergenzbereich von literarischer und außerliterarischer Wahrnehmung erstmals ausleuchtet.