Meine erste Konzertlesung. Ich war skeptisch, Die Blechtrommel mit Musik im Schnelldurchlauf? Wie soll das gehen. Das Stück dauert nur eine Stunde und 38 Minuten, das ist ein Theaterbesuch ohne Pause, ok, warum nicht?
Der Vorhang geht auf. Eine eindringliche Herrenstimme philosophiert über Romanhelden. Steht das in der Blechtrommel? Ich weiß es nicht mehr, es ist zu lange her. Egal. Es ist klug, es ist witzig, ein bisschen zynisch, poetisch, ein Text, der fast wie ein Gedicht dargeboten wird.
Kling, Klong, ein paar rhytmisch-sphärische Percussion-Klänge begrüßen den Zuhörer. Es steigert sich, wird dramatisch, hat aber auch einen Hauch Ironie, es geht los. Aufregend und spaßig!
Ich weiß nicht, wie viel man von der Handlung versteht, wenn man Die Blechtrommel nicht kennt. Man bekommt hier Fragmente, ausgesuchte Szenen, die das Geschehen andeuten, manchmal auch lautmalerisch-atmosphärisch einen Eindruck vermitteln, poetisch, intensiv, humorvoll, immer wieder begleitet von Klängen, die einfühlsam die Szene unterstützen. Die Trommelwirbel zum SS Hinrichtungskommando machen eine schreckliche Szene zum eindrucksvollen Todestanz.
Viel zu schnell ist es vorbei. Ich hätte noch stundenlang weiterhören können.
Diese Konzertlesung lässt einen ein bekanntes Buch auf ganz neue Art erleben. Ein eindrucksvoller Spaß und ein Erlebnis, mehr davon!