Kurzmeinung:Genre: RomanHandlung: Das ursprünglich normale Leben dreier Familen wird durch die Entscheidung von Yeong-Hye Vegetarierin zu werden, zerrüttet. Die Eltern können das Verhalten ihrer jüngeren Tochter nicht akzeptieren und stoßen sich sehr daran, insbesondere der Vater. Die Ehe der älteren Schwester In-Hye zerbricht daran, dass der Ehemann eine Obsession zu seiner Schwägerin entwickelt. Und zu guter Letzt kann der Ehemann von Yeong-Hye mit ihrem krassen Wandeln nicht umgehen und nicht weiterleben, da sie auch sein berufliches Weiterkommen hemmt. Yeon-Hye verweigert jegliche Nahrung und lässt sich auch nicht zwangsernähren. Die Folgen sind ihr klar. Ihre Familie, außer ihre ältere Schwester, wendet sich deswegen von ihr ab. Charaktere: Vier Figuren führen hier durch das Buch. Die Vegetarierin und ihr Ehemann Chong, die Schwester und ihr Ehemann (ohne Namen). Der Ausschnitt der Handlung ist für mich zu kurz um sagen zu können, wie gut die Autorin ihre Figuren charakterisiert hat. Ich konnte sie mir recht gut vorstellen, ihre Handlung(en) aber nicht immer nachvollziehen. Ob dies nun ein kulturelles Problem ist, da ich von Südkorea und asiatischen Gepflogenheiten wenig Ahnung habe oder ob mich die handlung zu sehr verstört hat, um mich auf was anderes zu konzentrieren, weiß ich jetzt nicht so genau. Vielleicht von allem etwas. Die Vegetarierin jedenfalls kommt von sich aus in diesem Buch nicht zu Wort. Sie wird durch ihren Ehemann, ihren Schwager und ihre Schwester beschrieben und charakterisiert. Gerne hätte ich ein viertes Kapitel gehabt, in dem alles aus Yeong-Hyes Augen geschildert wird und wir Antworten auf Fragen bekommen, die keiner aus ihr geben kann.Spannung: Dieses Geschichte lebt von keiner richtigen Spannung. Als Leser stellt man sich wohl die Frage, wie das Ganze enden könnte, denn viele Seiten hat das Buch nicht. Aber dieser Aspekt ist eher zweitrangig. Es ist die Handlung an sich und der Umgang der Charaktere mit der Entscheidung von Yeong-Hye, kein Fleisch mehr zu essen. Als spannend habe ich mein Warten auf die Auflösung des Motivs empfunden. Was genau trieb Yeong-Hye dazu, so zu handeln mit allen Konsequenzen? Ist sie psychisch krank, depressiv und lebensmüde? Was genau zwingt sie zu diesem Handeln?Schreibstil: Die Sprache ist klar und direkt. Aber dennoch so unglaublich erzählerisch, wenn man bedenkt, welche Themen genau behandelt werden: Sexualität und Mißbrauch in der Ehe, Gewalt in Familien, Individualisierung eines Menschen, Depression, Selbstbestimmung, Abgrenzung, Psychatrie usw.Ende: Eine surreale Geschichte, die sehr verstörend ist in ihrer Gesamtheit. Es fällt mir auch nicht leicht sie zu interpretieren. Um was genau geht es Han Kang? Sie behandelt viele Themen auf nur ca. 190 Seiten bzw. 5 einhalb Stunden und macht aufmerksam. Doch in dieser Zusammensetzung und extremen Ausführung habe ich so eine Themenvielfalt in noch keinem Buch gelesen. Ein trauriges Ende, ein logisches Ende, auch wenn ich die Motivation wohl nicht ganz verstanden habe.Hörbuch: Durch die drei unterschiedlichen Sprecher gibt es Abwechslung beim Hören. Doch hatte ich hin und wieder Probleme, die beiden männlichen Kapitel voneinander zu trennen. Insbesondere, da der eine Protagonist keinen Namen hat.Fazit: Ein Buch, das nicht verglichen werden kann. Es ist nicht schön und auch nicht angenehm zu lesen oder zu hören. Es ist skurril, verrückt und nicht nachvollziehbar. Es ist extrem, manchmal eklig, abstoßend und hin und wieder auch erotisch. Ein Buch, das ich kaum in Worte fassen kann. Entweder man kann sich darauf einlassen oder man findet es richtig furchtbar. Mich konnte es auf eine Weise begeistern, ohne dass ich es richtig beschreiben kann.