Gleich vorneweg: Mir hat die kleine Erzählung sehr gut gefallen!Da reist ein etwas ältlicher Mann, hormongebeutelt und liebesblind, von Paris ins schottische Hochland, um seine wesentlich jüngere Geliebte zu sehen. Nichts klappt, wie er es sich vorgestellt hat: das Flugzeug startet mit stundenlanger Verspätung, das Hotel taugt nicht für die erhofften Liebesnächte, und auch seine ziemlich aufdringlichen Bemühungen um Liebesfreuden laufen ins Leere. "Amouröser Schiffbruch", stellt der Held selber fest.Und das alles erzählt Tellier in der altmodischen Pose eines auktorialen Erzählers. Immer wieder wendet er sich an seine Leser bzw. Hörer. So verzichtet er z. B. auf nähere Beschreibungen des schottischen Dorfes und der Heidelandschaft und fordert den Leser auf sich selber im Internet zu informieren, wie es dort aussehe. Seinen namenlosen Midlife-Crisis-Helden begleitet der Erzähler aus ironischer Distanz und lässt seine Leser/Hörer an den bissigen und teils weinerlichen Reflexionen teilhaben. Ein Sympathieträger ist er nicht, dieser Held; das sieht auch der Erzähler so! Jedem seiner 12 Kapitel stellt er eine stichpunktartige Synopse voran, sodass der Leser inhaltlich quasi entlastet wird und sich auf die einfach herrlich witzige und spritzige Erzählkunst des Autors konzentrieren kann. Ein Vergnügen! Tellier erzählt scharfsinnig, oft unerwartet pointiert, humorvoll und vor allem eines: lebensklug.