Gesang der Fledermäuse

Das Szenario, in dem diese als Krimi getarnte Gesellschaftsstudie stattfindet, ist interessant gewählt und gut beschrieben: Ein bisschen fühlt man sich wie am Ende der Welt in diesem Dorf, dem Hochplateau zwischen Polen und Tschechien. Hier hütet die Architektin und Englischlehrerin, die ihren Vornamen verleugnet, im Winter die Häuser der Nachbarn, die nur im Sommer in die Gegend kommen, und das passt, zieht sie doch sowieso die Gesellschaft von Tieren der von Menschen vor.Sie hat nur wenige Freunde, und das spielt eine große Rolle in der Erzählung.Es gibt Tote, und obwohl der Klappentext behauptet, sie ermittele auf eigene Faust und schiene der Polizei immer einen Schritt voraus, kann ich letzteres an keiner Stelle erkennen. Vielmehr hat sie eine krude Theorie und findet dafür Indizien, aber die Unwahrscheinlichkeit ihrer Idee ist zu groß, um einen Schritt vor der Polizei zu sein - das weiß nicht nur der "Schwarzmantel" (der leitende Polizist), sondern auch der Hörer.Allerdings liefert ihr Ansatz die Basis für ausschweifende Ergüsse über Astrologie und über Vegetarismus, denen man interessiert lauschen mag, die aber manchmal allzu willkürlich eingeflochten werden und oft einfach zu vehement vorgetragen werden, um ernst genommen werden zu können.Nach einigen Entdeckungen, bei denen der Hörer völlig im Dunkel gelassen wird, ob die Mordtheorie der alten Dame stimmt, lösen sich die Todesfälle sehr plötzlich auf - für mich völlig überraschend, aber sinnergebend. Mich hinterließ das Hörbuch verblüfft - mit dem Gefühl, gut unterhalten worden zu sein.

Die ehemalige Lehrerin Frau Duszejko wohnt auf einem Hochplateau an der polnisch-tschechischen Grenze und kümmert sich im Winter um die Sommerhäuser der Städter. Als mehrere Morde an Jägern geschehen ist sich die alte Frau sicher, dass sich die Tiere an den Menschen für das ihnen zugefügte Leid rächen. Es ist ganz deutlich in den Horoskopen zu sehen, die sie den Opfern legt. Frau Duszejko legt leidenschaftlich dar, wie grausam sich der Mensch verhält. Er füttert Tiere an, um sie zu töten, sogar mit dem Segen von Geistlichen! Damit stößt sie in ihrer Umgebung vor allem auf Unverständnis. Auchh die Polizei nimmt sie nicht ernst und so muss Frau Duszejko die Sache selbst in die Hand nehmen.Das klingt nach einem spannenden Krimi, ist es aber nicht vorwiegend. Seitenlang geht es über Astrologie und das gestörte Verhältnis der Menschen zu ihrer Umwelt.  Das fand ich nicht immer interessant, gerade wenn es um Astrologie geht, aber trotzdem habe ich gern weitergehört. Einerseits sind die Beschreibungen ganz wunderbar und andererseits ist war ich mit der Zeit fasziniert von der Hauptperson, dieser verschrobenen Verfechterin von Tierrechten, die sich die Relität auch gern mal zurecht biegt, wenn sie nicht zu ihren Horoskopen passt. Die Sprecherin gibt dem Text auch noch einmal eine ganz eigene Note. Sie lässt ihre Stimme aufgeregt klingen, belustigt oder wütend. Dadurch hat man noch einmal über den Text hinaus eine Ebene. Das war mir am Anfang etwas zu viel, aber schlussendlich hat es die Geschichte doch noch interessanter gemacht für mich.Die Auflösung fand ich sehr gut gemacht. Ganz langsam verdichten sich die Hinweise und man erfährt, wer verantwortlich ist für die Morde und noch einmal eine neue Perspektive darauf was passiert ist.Ein Buch für das man Geduld braucht. Trotzdem ein lohnendes Hör- und Leseerlebnis.