Wie Tesla mit Wechselstrom unsere Welt der Elektrizität miterschaffen hat ¿ lebendiges wie spannendes Hörspiel.
Wenn heute der Strom so einfach aus der Steckdose kommt, lässt sich leicht vergessen, dass dafür nicht nur zahlreiche Erfindungen notwendig waren, sondern auch einiges an Durchhaltewillen, um diese Erfindungen auch zu etablieren. Teslas Zweiphasenwechselstrom war bahnbrechend, musste sich aber erst gegen Edisons präferierten Gleichstrom durchsetzen. Und genau der Konflikt ist der zentrale Punkt in dieser Ausgabe von "Abenteuer & Wissen" über Nikola Tesla. Das Hörspiel steigt mit einer stimmungsvollen Jahrmarktatmosphäre bei der Weltausstellung in Chicago 1893 ein, bei dem Tesla "seinen" Wechselstrom einem großen Publikum vorstellen konnte. Wir kommen erstmal zurück zu seiner Kindheit und Jugend in Europa, danach landet Tesla in den USA, wo er Förderern und Konkurrenten trifft. Die Sprecher*innen der Rollen haben mir alle sehr gut gefallen. In die Geschichte ist ein Interview mit dem Wissenschaftler und Tesla-Kenner Dr. Frank Dittmann, Kurator der Abteilung Starkstromtechnik am Deutschen Museum München, eingeflochten. Das macht das Hörspiel (oder Feature) nochmal zusätzlich lebendig.Wir haben das Hörspiel zu dritt gehört, also Eltern und Kind. Auch der Diplomingenieur in der Familie fand das Hörspiel sehr angenehm und spannend, auch, wenn er die Fakten durchaus wusste, waren ihm einige Hintergründe aus Teslas Leben neu.Am anrührendsten fand ich die Stelle, in der seine Mutter Georgina zu Wort kommt und als kluge Erfinderin eines mechanischen Rührgeräts gezeigt wird, obwohl sie aus finanziellen Gründen weder lesen noch schreiben gelernt hat. Ansonsten dürfen weibliche Figuren nur ab und an mal Stichworte geben. Gut, das war in der Zeit so und Tesla bewegte sich vermutlich eher in männlichen Kreisen. Da es aber Gerüchte gibt, dass Tesla queer war (was im Hörspiel NICHT erwähnt wird), hat mich eine andere Stelle gestört. Da wird nämlich ausgeführt, dass er sich oft merkwürdig verhalten habe - und vielleicht habe er deswegen ja nie geheiratet und Kinder bekommen. Das finde ich in dem Kontext unangenehm (auch, wenn es vermutlich aus Unachtsamkeit geschah), weil Merkwürdigkeit führt nicht zur Qu*erness, sondern die ist ganz natürlich, und ziehe deswegen einen Stern ab.Lebendiges wie spannendes Hörspiel. 4 von 5 Sternen.