Als Kind wird Kya nach und nach von ihrer Mutter, älteren Geschwister und dem gewalttätigen, trunksüchtigen Vater in ihrer schäbigen Behausung in der Marsch zurückgelassen. Kya bleibt mit ihren Sorgen und Ängsten allein und muss alles mit sich selbst ausmachen. Neben der normalen Entwicklung muss sie dazu weitere schwierige Situationen meistern, wo externe Hilfe angebracht wäre.
Bereits sehr früh zeigt sich, dass sie ein Außenseiter ist und als solcher auch so behandelt wird. Kyas erste Erfahrungen mit Menschen sind sehr negativ als Abschaum wird sie gemieden, andere Kinder hänseln sie als Marschmädchen und machen sich über sie lustig. Instinktiv macht Kya alles richtig, in dem sie sich zurückzieht um sich zu schützen. Ihre Freunde sind die Tiere und die wilde Natur hier fühlt sie sich wohl und sicher.
Der Tankwart Jumpin und seine Frau Mabel, die beide selbst nicht so viel besitzen, haben Mitgefühl für Kya. Ihre Idee des Tauschhandels als Unterstützung hilft selbiger, ihr Gesicht zu wahren indem sie für ihr Auskommen arbeitet und nicht auf Almosen angewiesen ist.
Tate, ein Freund ihres größeren Bruders, nähert sich ihr behutsam, gewinnt ihr Vertrauen, lehrt sie lesen und weitere Dinge, letztendlich auch die Liebe - bis er sie für sein Studium verlässt und Kya dadurch wieder einen herben Verlust erfahren lässt. Obwohl von Menschen enttäuscht, hat sie durch ihn die zwischenmenschliche Beziehung erfahren, die ihr nun fehlt und die sie in dem gutaussehenden Sunnyboy Chase zu ersetzen sucht. Als Chase tot aufgefunden wird, sind alle überzeugt, dass dafür nur das Marschmädchen verantwortlich ist
Delia Owens ist mit diesem Buch eine wundervolle Komposition aus Naturbetrachtungen, Gesellschaftskritik, Liebe und Rache gelungen.
Sehr gut sind neben der Haupthandlung die gesellschaftlichen Grenzen dieser Zeit dargestellt die Abgrenzung von schwarz und weiß, arm und reich. Oft sind es nur kleine Abschnitte, die wie nebenbei die grausamen Auswüchse davon behandeln.
Mein erster Impuls des Unverständnisses, wie gerade eine Mutter ihre Kinder zurücklassen kann, wird im Verlauf der Handlung sehr tragisch nachvollziehbar erklärt.
Spektakulär sind meiner Meinung nach auch die Schilderungen zu Kyas Beobachtungen in der Natur, die von viel Kenntnis der Autorin diesbezüglich zeugen. Ich könnte mir aber vorstellen, das einigen Lesern dies vor dem Hintergrund der eigentlichen Handlung zu ausführlich ist.
Teilweise sind die Passagen mit den Gedichten recht langatmig ein Vorteil war für mich dabei, dass ich das Hörbuch hatte, im Buch hätte ich es sicher überlesen
Im Ganzen ist Der Gesang der Flusskrebse ein sehr gelungenes Buch, für das man sich jedoch Zeit nehmen sollte.