Wenn es sich ergibt, genieße ich total gerne den Luxus, zu lesen und parallel das Hörbuch zu hören. Ich hatte "Why We Matter" bereits zu lesen angefangen und war bereits richtig angetan (hier mein vorgezogenes Fazit: Das Buch ist eine Offenbarung!).Parallel zu den ersten 20, 30 Seiten habe ich in die Hörprobe zum Hörbuch reingehört - und war restlos begeistert. Was für eine angenehme Stimme, die die feinen Nuancen und Stimmungen so gekonnt rüberbrachte. Und mir hat der Akzent der Sprecherin gefallen. Eigentlich sollten Verlage das viel häufiger machen, damit Akzente normalisiert werden. Erst nach diesem Eindruck habe ich gesehen, dass die Autorin Emilia Roig hier selbst liest. Und ich muss sagen:Diese Autorinnen-Lesung ist einfach wundervoll und genauso eine Offenbarung wie der Text.Gerade die Stellen, in denen Roig von ihrer persönlichen Betroffenheit von Diskriminierung erzählt/schreibt, bringt sie die Zwischentöne so wundervoll zur Geltung. Zum Niederknien ist Einziger Wermutstropfen: Das Hörbuch gibt es ausschließlich digital. Sonst hätte ich es schon mehrfach verschenkt, so wurde dafür das Buch selbst verpackt.Fazit:Diese wundervolle Autorinnen-Lesungen ist benso eine Offenbarung wie der Text:Meine Meinung zum Buch:Dieses Buch ist eine Offenbarung. Mindblowing, gerade weil ich viele Aspekte schon kannte. Aber Emilia Roig bringt sie einfach auf den Punkt und zeigt, wie sehr Diskrimierungserfahrungen für die Betroffenen alle Lebensbereiche durchziehen. So wirkt sich Rassismus oder Sexismus auf eine Psychotherapie aus, weil die Behandelnden viele unbewusste Vorurteile hegen - Ärzt*innen können dadurch sogar einen Herzinfarkt ignorieren, weil sie durch Vorurteile die Symptome der Kranken nicht erst nehmen oder erkennen. Roig gelingt es viele verschiedene Aspekte von Diskriminierung aufzufächern, in Bezug zu setzen und damit ganz tiefe Einsichten zu geben: Mit Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Ableismus, Klassismus, Antiziganismus, LGBTI-Feindlichkeit etc. wird hier Intersektionalität (d.h. Überschneidung und Gleichzeitigkeit verschiedener Diskriminierungskategorien) verortet und für mich entstand so eine Art Kompass der Intersektionalität, also ein Gefühl, wie wir da durch navigieren können. Ich habe mich ja schon länger mit intersektionalem Feminismus beschäftigt, der sich zum Ziel setzt, nicht nur Sexismus zu bekämpfen, sondern eben auch andere Diskriminierungsformen. Denn, es mag wie eine Binsenweisheit klingen: So lange Menschen unterdrückt werden, können wir nicht frei sein. Weil die selben Strukturen, die gegen Frauen eingesetzt werden, wirken auch gegen Schwarze und jüdische Menschen und weitere Marginalisierte - und meist sind es die selben Menschen, die gegen "uns" hetzen. Darum finde ich das "We" des Titels auch so wirkungsmächtig.Roigs Buch bringt so unglaublich viele Aspekte zusammen. Als Schwarze, queere, jüdische Frau, die früher von Armut betroffen war, kann sind ihre persönlichen Eindrücke unglaublich bereichernd schildern. Dazu zitiert sie wertschätzend viele jeweils Betroffene. Sie ist von dem tiefen Wunsch beseelt, die jeweils anderen Lebenserfahrungen zu verstehen, so dass ich selbst vieles auch besser verstanden habe. Als versierte Wissenschaftlerin unterfüttert Roig ihren Text mit Fakten und Belegen. Ich habe bei der Lektüre auch einige Sachen über mich selbst gelernt, gerade, weil Roig auch ihre eigenen Erfahrungen so nahbar schildert und uns teilhaben lässt.Es ist jetzt schon wieder eine Zeitlang her, dass ich "Why We Matter" gelesen (und parallel die grandiose Autorinnen-Lesung gehört habe), für eine Rezension zu meiner Leseerfahrung fehlten mir allerdings immer die passenden Worte - gerade, WEIL mich das Buch so beeindruckt und bewegt hat. Dabei finde ich es so wichtig, "Why we matter" breit zu empfehlen und ich habe das Buch auch schon mehrfach an Freund*innen verschenkt.Vor nur wenigen Tagen erlag aufgrund eines schrecklichen Hassverbrechens Malte, ein trans Mann, seinen Verletzungen. Am Rande des CSDs in Münster hatte Malte ein homo- und transfeindlicher Mann so verprügelt, dass Malte die schweren Verletzungen nicht überlebt hat. Seit einiger Zeit macht sich, angefeuert von rechtsradikalen Strukturen, eine Transfeindlichkeit breit, auch unter Menschen, die sich eigentlich "Feministinnen" nennen. Aber Feminismus muss IMMER intersektional sein, das zeigt nicht zuletzt dieses Buch.Beim Lesen habe ich so viele wundervolle Stellen und Zitate angestrichen. Und am wundervollsten war, wie wertschätzend Roig über viele andere kluge Menschen schreibt, in deren Denktradition sie steht. (Achtung: Diese Buch weckt die Wünsche nach vielen anderen wichtigen Büchern, die Leseliste wird danach ächtzen.) "Why We Matter" habe ich. schon mehrfach an Freund*innen verschenkt.Fazit: Eine Offenbarung. Auf jeder Seite hatte ich das Gefühl: "Why We Matter!", wir, die Marginalisierungen ausgesetzt sind. Das Empowerment von Roigs Buch ist so motivierend, dass wir uns zusammentun, damit wir nicht nur wissen, warum wir zählen, sondern, damit wir auch alle endlich tatsächlich zählen.