Bei John Boynes Roman Als die Welt zerbrach handelt es sich um die Fortsetzung des Weltbestsellers Der Junge im gestreiften Pyjama. Das Buch kann unabhängig vom ersten Teil gelesen werden.Gretel Fernsby ist über 90 Jahre alt. Ein bewegtes Leben liegt hinter der alten Dame und sie möchte ihre letzte Zeit auf Erden in Ruhe und Frieden in ihrem Apartment verbringen. Doch damit ist es vorbei, als in die leere Wohnung unter ihr eine junge Familie einzieht.Gretel freundet sich mit deren 9jährigem Sohn Henry an, doch der Junge ist ungewöhnlich verschlossen für ein Kind in seinem Alter. Freunde hat er keine, dafür streiten sich seine Eltern häufig. Als Gretel immer wieder Verletzungen am Körper des Kindes entdeckt, gerät sie in einen Strudel von Erinnerungen. Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit, in der viele Menschen einfach wegschauten, während ihren Mitmenschen Grauenvolles angetan wurde. Der Zeit des 2. Weltkrieges. Gretel war damals noch ein Kind, dennoch fühlt sie sich schon ihr ganzes Leben schuldig. Kann Schuld durch eine couragierte Tat getilgt werden?Das Hörbuch wird von der sehr angenehmen und Alte-Dame-tauglichen Stimme von Elisabeth Günther vorgetragen. Bekannt z.B. durch die Violet in Bridgerton.Ich mag ihre ruhige und gesetzte Art des Vorlesens, die den Charakter Gretel für mich sehr greifbar gemacht hat. Optimal gewählt, meiner Meinung nach.Die Geschichte wird kapitelweise abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit ab kurz nach dem 2. Weltkrieg erzählt. Nach und nach werden die beiden Zeitstränge ineinander verflochten.Ich war teilweise sehr geschockt über die grauenvollen Dinge, die Menschen bereit sind sich gegenseitig anzutun. Zunehmend hat mich die Geschichte gepackt und in den Bann gezogen.Gretel habe ich als sehr plastischen Charakter empfunden. Sie war für mich nicht grundsätzlich eine Sympathieträgerin, aber handelt und entwickelt sich authentisch. Immer wieder haben mich die Szenen zum Nachdenken gebracht. Was ist Schuld, wer trägt sie zurecht und kann man getanes Unrecht wieder gutmachen?Sehr gut gefallen haben mir die überraschenden Wendungen, die der Autor eingebaut hat. An einigen Stellen entwich mir der ein oder andere überraschte Ausruf.Insgesamt hat mich der Roman ausgezeichnet unterhalten. Ich habe dem runden, flüssigen und packenden Erzählstil sowohl Boynes als auch Günthers mit Genuss gelauscht.