Kurzweilig, spannend und lehrreich
Muss man die Literaturvorlage kennen, wenn man eine Adaption erlebt wie das Hörspiel von "Jenseits von Eden" von John Steinbeck? Der NDR hat den Roman als Hörspielserie umgesetzt, und es ist gelungen.Man wird vom Erzähler, wunderbar gesprochen von Ulrich Nöthen, in das Leben zweier Farmerfamilien mitgenommen, ausgehend vom amerikanischen Bürgerkrieg bis zum 1. Weltkrieg. Adam Trask als eine zentrale Figur hat eine komplizierte Kindheit und Beziehung zu seinem Bruder, man wird hier bereits an die Kain-und-Abel-Geschichte erinnert. Adam meistert seine Armeezeit und kehrt in die Heimat zu seinem Bruder Charles zurück. Später möchte er für seine Liebe, für Cathy, den Garten Eden aufbauen. Ganz im Banne des Guten erkennt er das Böse von Cathy nicht. Thomas Loibl verkörpert ihn, und er vermag die Sensibilität und Konsequenz der Figur eindrucksvoll wiederzugeben. Samuel Hamilton, Oberhaupt der anderen Familie, möchte Adam helfen und ihm die Augen öffnen. Auch der Diener, der Chinese Lee - Matthias Bundschuh spricht ihn so gut, dass man ihn gern als Freund hätte - ist ein wichtiger Protagonist: Bis zum Schluss führt er die Handlung voran, vermittelt und hilft den Söhnen von Adam, genau wie Will, ein Sohn von Samuel Hamilton, Caleb hilft. Caleb ist der Zwillingsbruder von Aron. In ihnen wird die Kain-und-Abel-Symbolik verdichtet. Das Böse kämpft gegen das Gute und umgekehrt. Caleb ist der Gegenspieler seines schönen Bruders Aron und möchte doch ganz anders sein. Was er dann aus Eifersucht tut, endet in einer Katastrophe mit mehreren Verlierern.Diese große amerikanische Familiensaga wird durch hervorragende Schauspieler, auch junge Darsteller sind dabei, erlebbar gemacht. Ich wurde sehr gut unterhalten, die Sprecher sind überwiegend gut zu verstehen.Die 8 Teile des Hörspiels werden musikalisch untermalt und begleitet. Stephanie Nilles, eine amerikanische Jazzsängerin, hat die Musik komponiert, jeweils einen Song zu jedem Teil eingesungen und am Klavier begleitet. Die Musik unterstützt die Aussagen, gibt die Stimmungen gut wieder und lässt den Zuhörer mit eigenen Gedanken zurück - das ist wichtig, denn hier spricht die Musik, den englischen Text muss man nicht unbedingt vollständig verstehen.Oft wurde die Handlung mit Geräuschen untermalt, einige wären nicht notwendig gewesen, sie wirkten manchmal störend und ablenkend.Besonders schön fand ich die Songs, auch wenn man sich mit der rauchigen Stimme von Stephanie Nilles anfreunden muss, aber es hat seinen Reiz und wirkt geheimnisvoll. Wer amerikanische Geschichte anhand von Schicksalen lebendig erleben möchte und gute Schauspieler einmal nur hören will, dem sei dieses Hörbuch wärmstens empfohlen. Außerdem bekommt man das Wichtigste des Inhalts von John Steinbecks Bestseller "Jenseits von Eden" in angemessener Kürze (9 Stunden) mit und ist genauso beeindruckt von der Sprache und von der Ausdrucksfähigkeit Steinbecks, als hätte man ca. 730 Seiten gelesen.