* Meine Meinung *
In Mias Familie ist es gang und gäbe, Alkohol zu trinken und viele sind Alkoholiker. Statistisch werden viele Kinder aus solchen Familien auch alkoholabhängig und Mia ist ein Beispiel dafür. Alkohol ist an der Tagesordnung und gehört dazu. Es wird ausschweifend erzählt, wer wie in die Abhängigkeit fand.
Ich erlebte hautnah mit, was geschah und wie Mia ihr Leben erlebte. Zu Beginn fand ich es noch interessant, wenn manische Wortgewalt geboten wurde. Doch das nutzte sich mit der Zeit ab und ich empfand Mia nur noch als Drama-Queen. Egal um was es geht, sie schafft es, es aufzubauschen und statt Dinge zu lösen oder zu beheben, sich im Problem zu wälzen. Dann kamen depressive Passagen, in denen sie echt einschläfernd rüberkam. Also im Endeffekt genau wie sie ihr Leben erlebte. Dies war auch in Gatows Lesart genau nachzuvollziehen.
Es nervte, dass sie sich dabei häufig wiederholte und ja, ich habe kapiert, dass sie sich ihr Umfeld passend zu ihrem Alkoholkonsum ausgesucht hat. Dass sich alles wiederholte und sie sich zwar mit dem Thema Wie viel ist zu viel beschäftigte, immer Ausreden fand zu trinken und sich nie an ihre aufgestellten Regeln hielt, aber das ist genau das, was Süchtige ausmacht. Es war ermüdend, dies in immer wiederkehrenden Schleifen zu hören. Dabei inszenierte sich Gatow als Rebellin, Partygirl und Freigeist und ich verdrehte innerlich meine Augen, denn damit lieferte sie wundervolle Ausreden für andere Alkoholiker.
Ich bin wirklich nicht prüde, aber Mia erzählte immer wieder von ihren Sex-Eskapaden, wenn sie mal wieder nach einem Filmriss bei einem Typen aufwachte und mit wem sie alles hemmungslos rumvögelte usw. usf. Echt jetzt? Braucht das Thema Alkoholismus diese Effekthascherei? Da hätte ich dann eher die gesundheitlichen Aspekte erwartet, die nur einmal kurz am Ende angesprochen wurden.
Auch fehlten mir die negativen Seiten bei der Sucht. Mal wurde im Nebensatz auf den Kater am nächsten Morgen eingegangen, aber nie auf den harten Tag, der darauf folgte. Mias Leben war, so wie es in diesem Hörbuch rüberkommt, immer total smooth, besoffen, aber smooth. Definitiv nicht die Art und Weise, in der meiner Meinung nach Alkoholismus präsentiert werden sollte.
Ja, Alkohol ist eine gesellschaftlich anerkannte Droge, die weitaus gefährlicher ist, als sie aussieht. Ja, es gibt viele funktionale Alkoholiker, die erst auf den zweiten Blick erkannt werden. Und ja, es muss sich bei der Suchtprävention viel tun. Aber dieses Buch erzählt nur von dem Leben einer Alkoholikerin und wie grandios es in den Jahren war. Okay, ganz Drama-Queen schildert sie auch, wie hyper-genial sich alles anfühlt, wenn sie es nüchtern erlebt. Doch das ist nur ein kleiner Teil des Buches. Wer also erleben will, wie eine Alkoholikerin ihr Leben erlebt hat, ist hier richtig. Wer den Aspekt Welche Vorteile das nüchterne Leben hat lesen bzw. hören will, ist hier falsch.
Wegen der Einseitigkeit gibt es von mir nur 4 unberauschte Sterne.
* Klappentext *
Mia ist die jüngste Tochter in einer langen Dynastie von Trinkenden. Auch sie selbst liebt Rotwein, aber so schlimm wie bei ihrer verrückten Oma und ihrem rätselhaften Vater, die sich mit dem Trinken umgebracht haben, ist es bei ihr noch lange nicht, denkt sie. Sie ist eben ein Partygirl, eine Rebellin, eine Künstlerseele.
Bei der Arbeit als Barkeeperin im Berliner Nachtleben lernt sie, zu trinken, von einem älteren Mann lernt sie Sex und Drama. Als es Zeit ist erwachsen zu werden, befreit sie sich von der toxischen Beziehung, dem Nachtleben und dem Liebesrausch. Das Trinken aber bleibt. Mit Anfang Dreißig hat sich ihr Leben entschleunigt und scheint in die richtige Richtung zu gehen. Trotzdem hängt eine dunkle Wolke über ihr und sie spürt, dass das mit dem Alkohol zu tun hat. Nach dem tausendsten Kater findet sie sich bei den Anonymen Alkoholikern wieder und sagt: »Hi, ich bin Mia - ich bin Alkoholikerin.«