Wer möchte nicht einmal ein anderes Leben leben? Raimund Gregorius, alternder Lateinlehrer eines Gymnasiums in Bern, versucht es:. Mitten im Unterricht steht er auf und geht. Aufgeschreckt vom plötzlichen Gefühl der verrinnenden Zeit, lässt er sein wohlgeordnetes Leben hinter sich und setzt sich in den Nachtzug nach Lissabon.
Im Gepäck hat er das Buch des Portugiesen Amadeu de Prado, das ihm vom Zufall in die Hände gespielt wurde. Es unternimmt den Versuch, die vielen Erfahrungen eines menschlichen Lebens in Worte zu fassen: Erfahrungen von Einsamkeit, Endlichkeit und Tod, von Freundschaft, Liebe und Loyalität. Was er liest, lässt Raimund Gregorius nicht mehr los, und deshalb unternimmt er den rastlosen Versuch zu verstehen, wie es war, Amadeu de Prado zu sein.
Im Laufe seiner Nachforschungen, die ihn kreuz und quer durch Lissabon führen, spricht er mit den Menschen, die in dessen Leben verflochten waren, und Schritt für Schritt entsteht dabei das Bild eines ungewöhnlichen Arztes und Poeten, der gegen die Diktatur Salazars gekämpft hatte.
Doch was heißt das: einen anderen Menschen zu kennen, ein anderes Leben zu verstehen? Was bedeutet es für das Erkennen seiner selbst? Und ist es überhaupt möglich, aus dem gewohnten Leben auszubrechen?
Dieser Roman, gelesen von Walter Kreye, ist ein vielstimmiges Epos von einer Reise nicht nur durch Europa, sondern auch durch unser Denken und Fühlen. Ein Buch, dessen sinnliche Dichte genauso beeindruckt wie seine gedankliche Tiefe.
Unter dem Pseudonym Pascal Mercier hat der 1944 geborene, schweizer Schriftsteller und Philosoph Peter Bieri bisher vier Romane veröffentlicht: "Perlmanns Schweigen" (1995), "Der Klavierstimmer" (1998), "Nachtzug nach Lissabon" (2004) und "Lea" (2007). 2006 erhielt er hierfür den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis