Dein Taxi ist da

Damani hat es nicht leicht im Leben, den mit schlecht bezahlten Taxifahrten versucht sie alleine den Lebensunterhalt für ihre kranke Mutter und sich zu verdienen, und auch mit nervigen Taxigästen und dem alltäglichen Rassismus und den Vorurteilen als weibliche Taxifahrerin muss sie sich auseinandersetzen. Durch die ständige Überforderung und Unzufriedenheit in ihrem Leben hat sich in Damani jede Menge Wut angesammelt. Da lernt sie eines Tages bei einer Fahrt Jolene kennen und die beiden werden ein Paar. Doch Jolene ist das ganze Gegenteil von Damani, weiß und sehr wohlhabend, was sie im der Geschichte immer mehr Damani und ihren Freunden spüren lässt. Somit ist es nicht verwunderlich, dass es eines Tages zum großen Knall kommt, der eine Reihe von Ereignissen in Gang setzt, die Damanis Leben noch mehr durcheinanderwirbelt. Priya Guns legt mit "Dein Taxi ist da" einen Debütroman vor, der viele recht aktuelle Gesellschaftsrelevante Themen anspricht, ohne den erhobenen Zeigefinger zu zeigen. Das Titelbild zeigt comichaft ein Blick aus ein (Taxi)Rückspiegel, was mir persönlich nicht so sehr gut gefällt. Es passt nicht wirklich zu diesem gelungenen Roman, der einen zum Nachdenken anregt.

Dein Taxi ist da von Priya Guns, gelesen von Maya Alban-Zapata, erschienen im Aufbau Verlag am 14.04.2023. Damani, eine eingewanderte Inderin, arbeitet für ein Taxiunternehmen, welches ihr die Aufträge per App gibt. Sie wohnt mit ihrer Mutter, die z.Zt. pflegebedürftig ist, in einer kleinen, ärmlichen Wohnung und auch dort droht ihr der Rauswurf da sie die Rechnungen nicht bezahlen kann. Dann lernt sie eine Sozialarbeiterin kennen, deren Eltern wirklich reich sind. Jolene verliebt sich in die bisexuelle Damani und reißt sie aus ihrem bisherigen Leben, dass hauptsächlich daraus bestand zu erschöpft und müde zu sein, um außer TV zu schauen und sich mit der Influencerin Dr. Hesse zu beschäftigen, nur noch aus Besuchen in einem besetzten Haus, welches Doo Wop genannt wird und wo sich die Armen treffen und ihr Ding machen. Priya Guns pflügt durch alle Themen, die es gibt und das im Laufschritt. Alles, aber wirklich alles, was du dir vorstellen kannst, wird in dem Buch angesprochen. Rassismus, Armut, Verlustängste, Kluft zwischen Arm und Reich, sexuelle Identität, Bio-Lebensmittel, Migration, Klimawandel, Obdachlosigkeit, veganes Leben Leider, oder zum Glück, spricht sie das meiste einfach nur an, ohne näher darauf einzugehen da sie oft wie durch Zufall in die Geschichte hinein Purzel und gleich wieder verschwunden sind. Weniger wäre da mehr gewesen, wenn man denn dann mal darauf eingegangen wäre. Gerade ihre Hauptprotagonistin hat Guns nicht mit Leben gefüllt. Wir beobachten sie nur wie sie handelt, zu einem wirklichen Verständnis reicht die Bindung zu Damani nicht. Wir erfahren mehr darüber, was sie laut rausschleudert, aber nicht, warum sie es tut. Vielleicht wollte sie, dass wir uns mit ihr identifizieren, was nicht funktioniert, wenn man keine Berührungspunkte hat. Der Schreibstil ist flüssig und die Wortwahl recht direkt, öfter mal zu direkt, aber Damani arbeitet nicht in einer Bank mit erlauchtem Publikum. Sie fährt Leute, die ihren Wagen renovierungsbedürftig hinterlassen und denen es meist völlig egal ist, ob Damani ein Einkommen hat, von dem man leben kann. Maya Alban-Zapala hat das Buch dann so gut gelesen, dass man davon trotz der vielen angesprochenen Baustellen der Welt, gut unterhalten wurde.