Frank Lehmann befindet sich nun seit drei Wochen in Berlin. Neben seinem Putzjob im Cafe Einfall, übernimmt er auch die ersten Schichten hinter dem Tresen. Charlie möchte mit seiner neuen Band Glitterschnitter auf der Wall City Noise spielen. H-R könnte auf der Wall City Noise ausstellen, wenn er bereit wäre, dafür ein Bild zu malen. Doch das will er zum Verdruss von Wiemer, seinem Manager, nicht. In der ArschArt-Galerie steuert alles auf eine Meuterei zu, denn Kacki fühlt sich von seinem besten Freund P. Immel hintergangen.
"Glitterschnitter" führt den Erzählfaden aus der "Wiener Straße" fort. Doch auch wer die Wiener Straße nicht gelesen oder gehört hat, kann der Erzählung gut folgen, wenn er sich auf die schrägen Charaktere und ihre wirren Gedankengänge einlässt.
Bereits zweimal hatte ich das Vergnügen, Sven Regener auf einer Lesung seines jeweils aktuellen Buches live zu erleben. Beide Male war ich hellauf begeistert, denn ich mag es, wie lebendig er liest. Und genau das kommt auch bei diesem Hörbuch rüber. Es ist einfach ein riesiges Vergnügen, dem Autor beim Lesen zu lauschen. Das könnte ich ewig. Dabei stört es mich überhaupt nicht, dass man deutlich merkt, dass da kein geschulter Hörbuchleser am Werk ist. Regner liest immer einen Tacken zu schnell und seine Herkunft hört man auch immer deutlich heraus.
Den Schreibstil von Sven Regener empfinde ich als schnoddrig und dadurch sehr lebendig. Tempo gewinnt die Geschichte noch mehr dadurch, dass das Buch zu weiten Teilen aus Dialogen bzw. Selbstgesprächen besteht. Die Figuren reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Das Buch ist humorvoll. Und auch dieser Erzählstil macht mir als Hörerin eine Menge Spaß. Dazu kommt, dass mir die Figuren so vertraut sind, dass ich den Eindruck habe, ich treffe alte Bekannte wieder und wir erinnern uns daran, wie es damals in den 80ern war in unseren Leben.
Gefehlt hat mir ein Spannungsbogen. Bei "Glitterschnitter" hatte ich den Eindruck, dass ich an einem willkürlichen Punkt in das Geschehen eintauche und an einem ebenso willkürlichen Punkt die Geschichte wieder verlasse. Das ein oder andere Mal hatte ich beim Hören auch den Eindruck, allzu alltäglichen Geschehnissen zu lauschen, die im Grunde keine Erzählung wert sind. Wirklich gestört hat das nicht, dafür habe ich "Glitterschnitter" einfach zu sehr genossen, aber es ist mir aufgefallen.
Besonders gut gefallen hat mir das Shakespeare-Battle zwischen Kacki und P. Immel. Die beiden versuchen ihre Diskussionen im Stile eines Werkes von Shakespeare auszutragen. Das ist einfach super und das Zuhören war die reine Freude für mich.
Fazit: Insgesamt hat mir das Hörbuch sehr gut gefallen. Sven Regener beim Lesen zuzuhören ist ein außerordentlicher Genuss, sodass kleine Schwächen in der Geschichte überdeckt werden. Lediglich auf einen deutlichen Spannungsbogen könnte er in Zukunft gerne achten.