"Flippermania" ist die Umsetzung des guten alten Flipperautomaten als Brettspiel, genauer gesagt als Roll & Write. Während es am Automat auf Reaktionsschnelligkeit ankommt, bestimmen hier neben den Würfeln die eigene Taktik und die getroffenen Entscheidungen den Spielverlauf.
Ziel ist es - wie auch in echt - die 3 Kugeln möglichst lang im Spiel zu halten und mit ihnen Kombos und Boni und am Ende natürlich die höchste Punktzahl zu erzielen. In der Schachtel sind 4 verschiedene "Flippertische" enthalten, jeweils mit Material für max. 4 gleichzeitige Spieler. Die Tische sind dabei in mehrere unterschiedliche Zonen eingeteilt, mit denen der "Fall" der Kugel simuliert wird. Dazu gibt es Bumper, Zielscheiben, Rampen, zum Teil sogar kleine integrierte Minispiele! Allen Feldern sind bestimmte Würfelzahlen zugeordnet, d.h. die beiden geworfenen Augenzahlen (von denen sich der Spieler 1 Würfel aussuchen kann) bestimmen, wohin die Kugel als nächstes rollt. Landet sie auf einem der beiden Flipperfinger, lässt sie sich auch wieder nach oben ins Spiel bringen, allerdings nur auf Ziele der gleichen Farbe. Mit der Zeit werden natürlich immer mehr Würfelzahlen "verbraucht" und irgendwann ist die Kugel einfach nicht mehr zu retten - wie am echten Flipper auch.
Das Spiel hat feste Grundregeln, die für alle Tische gelten. Zusätzlich gibt es für jeden Tisch, je nach dessen Thema und Besonderheiten, noch ein paar Sonderregeln. Die Anleitung ist ausführlich und detailliert. Man muss sie aber wirklich in Ruhe Schritt für Schritt lesen, um die Funktionsweise der einzelnen Tische, die Zählweisen, wie funktioniert Extraball, wann wird was wieder wegradiert usw., genau zu verstehen. Manches erschließt sich dabei intuitiv, aber eben nicht alles. Einige Regeln sind durchaus etwas tricky. Gerade anfangs muss man immer wieder mal nachlesen.
"Flippermania" ist nicht umsonst als "Kennerspiel" eingestuft. Es schaut zwar auf den ersten Blick ganz easy aus, das Spielen ist dann aber mitunter schon eine Herausforderung. Auch wenn man das Spiel grundsätzlich mit mehreren Spielern spielen kann, macht das m.E. nur begrenzt Sinn. Denn im Prinzip spielt jeder für sich an seinem eigenen Tisch, Interaktion zwischen den Spielern findet nicht statt, das Spiel wird durch weitere Spieler nicht besser oder anders. Daher ist es eigentlich ein reines Solospiel.
Gefallen hat mir, dass es sich hier nicht um irgendeinen abstrakten Spielmechanismus handelt, dem dann die Flipperthematik drübergestülpt wurde. Vielmehr ist es tatsächlich der Versuch, die Abläufe an einem Flippertisch möglichst "originalgetreu" in ein Roll & Write zu transformieren. Eine gewisse Affinität zum Flippern sollte man, ebenso wie den Spaß an der Highscorejagd, daher auf jeden Fall mitbringen, da dies einen Großteil des Spielreizes ausmacht. Wer dagegen nur irgendein nettes, schnell erlernbares Roll & Write sucht, sollte sich lieber anderweitig umschauen. Da gibt es unzählige am Markt, die vor allem für Einsteiger besser geeignet sind.