Season Sisters Sommerstürme beginnt sofort spannend und entführt mich ins England des Jahres 1901, wo ich direkt mit einem Kriminalfall konfrontiert werde. Diese Eröffnung weckt meine Neugier auf den Vergangenheitsstrang.
Im ersten Kapitel erfolgt ein Bruch: Es geht in die Gegenwart nach Bangor, Nordwales, wo ich die Hauptfigur dieses Bandes, Summer Season, treffe. Summer ist eine verantwortungsbewusste Person, die sich in ihrem Leben viele ihrer wichtigsten Träume erfüllt hat. Doch alles steht auf wackeligen Beinen, da sie ihre Lebensweise durch Kredite finanziert. Zudem sind ihre Eltern nicht in der Lage, für sich und ihre Tochter Autumn zu sorgen, was Summer oft dazu zwingt, deren Rechnungen zu begleichen. Diese Situation bringt die Grundschullehrerin in große Bedrängnis. Die schwierige Lage wird zusätzlich durch Summers neue Schülerin Phoebe verkompliziert, die offenbar ein ebenso unstetes Leben führt wie Summer einst als Kind. Dies möchte Summer um jeden Preis ändern.
Der Einstieg in den Gegenwartsstrang überrascht mich, da ich angenommen hatte, Season Sisters Sommerstürme würde zeitlich dort anknüpfen, wo der erste Band endete. Stattdessen präsentiert sich mir eine Ausgangssituation, die mir teilweise aus Springs Geschichte bekannt vorkommt. Das finde ich persönlich schade, jedoch ermöglicht es Lesenden, die Season Sisters Frühlingsgeheimnisse nicht kennen, Season Sisters Sommerstürme ohne Vorkenntnisse zu lesen. Relevante Informationen über die familiären Verhältnisse der Seasons sind geschickt in die Handlung eingebettet, sodass keine Wissenslücken entstehen.
Summer ist mir von Anfang an sympathisch. Ihre warmherzige Art spricht mich an und ich kann sie mir sehr gut als Grundschullehrerin vorstellen. Anna Helford arbeitet auch Summers inneren Zwiespalt in Bezug auf ihre Eltern und Bryan sehr gut aus. Summers Emotionen, Handlungen und Gedanken sind dadurch nachvollziehbar und logisch. Allerdings hätte ich mir weniger Wiederholungen ihrer Gedankengänge gewünscht.
Die Begegnung mit Phoebes Vater Bryan wirbelt Summers Gefühlswelt ordentlich durcheinander. Ich mag es, dass der personale Erzähler mich an beiden Perspektiven teilhaben lässt.
Im Gegenwartsstrang liegt der Fokus vermehrt auf den Themen Vernachlässigung von Kindern, aufkeimenden Liebesgefühlen und dem Geheimnis von Mysterious House. Tatsächlich gefällt mir der Handlungsfaden um Mysterious House am besten, obwohl mir die Hintergründe durch den Vergangenheitsstrang und die Zusammenhänge schnell klar sind. Aber es gibt ein Geheimnis, welches sich erst am Ende von Season Sisters Sommerstürme lüftet.
Der Vergangenheitsstrang hätte das Potenzial gehabt, mich am meisten zu fesseln. Leider wird recht schnell deutlich, in welche Richtung sich diese Geschichte entwickelt. Die Kernthemen dieser Handlungsebene sind Gewalt gegen Frauen im 19. Jahrhundert und eine nicht standesgemäße Liebesgeschichte. Anna Helford geht hier sehr feinfühlig vor und arbeitet die Auswirkungen physischer und psychischer Gewalt besonders gut heraus, sorgt jedoch trotz des ernsten Themas für viele Lichtblicke. Einzig bei der aufkeimenden Liebesgeschichte bin ich irgendwann genervt, da Frau Helfords Lieblingswörter zärtlich und liebevoll ständig wiederholt werden. Diese Wortwiederholungen trüben für mich die Vergangenheitsebene, die durch die Liebesgeschichte eigentlich glänzen sollte. Da die Hintergründe des anfänglichen Kriminalfalls schnell zu durchschauen sind, plätschert dieser Handlungsfaden für mich eher dahin.
Insgesamt wird Season Sisters Sommerstürme flüssig erzählt und ist eine leichte Sommerlektüre. Ich kann mich einfach treiben lassen, da die beiden Handlungsebenen recht einfach gestrickt sind und ich das Buch entspannt lesen kann. Ein wenig wehmütig macht mich, dass die Geschichte viel mehr Potenzial für spannungsvolle Augenblicke und rätselhafte Momente gehabt hätte. Doch alles ist so offen angelegt, dass kaum Überraschungen auf mich warten.
Das Ende verrät, dass die kommenden zwei Bände ähnlich aufgebaut sein werden, wie dieser. So sind alle Teile der Reihe unabhängig voneinander lesbar.
Obwohl für mich Season Sisters Sommerstürme weit hinter meiner Erwartung geblieben ist, bin ich dennoch neugierig auf die verbliebenen zwei Schwester Autumn und Winter.
Fazit:
Season Sisters Sommerstürme ist ein solider Liebesroman, welcher in zwei Zeitebenen spielt. Wer eine ganz leichte Sommerlektüre sucht, wird hier fündig.