Ein Mitarbeiter der Firma Sentinel begeht Selbstmord. Sentinel möchte den Naturwald Karkloof Sektor 7 abholzen und dort Kiefern pflanzen. Hört sich erstmal nicht so schlecht an und Sentinel stellt sich selbst auch als Umweltschützer und Verfechter der Natur dar. Nur einige wenige erkennen, dass Monokulturen das Land zerstören und demonstrieren dagegen - so auch Maggies Bruder Christo. Und so kommt es, dass Maggie von mehreren Seiten mit Sentinel in Berührung kommt und sich fragt, ob Sentinels Image nicht nur eine große Lüge ist und der Mitarbeiter wirklich Selbstmord begangen hat.
Greenwashing ist das beherrschende Thema des Krimis. Eine Taktik, die sich Unternehmen zu Nutze machen, um ihr Image grün und umweltfreundlich darzustellen, auch wenn sie genau gegenteilig handeln. Ein Thema, welches viele Facetten beinhaltet und nicht nur von extremen Umweltschützern lebt. Monokulturen oder einheimische Flora und Fauna? Mal ganz abgesehen davon, dass die Regierung in Südafrika mit der Demokratie noch einige Probleme hat, bringt ein Unternehmen wie Sentinel mehrere Vorteile für das Land: Arbeitsplätze, Steuern, Prestige. Warum sollte man dem also einen Riegel vorschieben? Für ein paar Bäume und Schmetterlinge? Wen interessiert schon der Karkloof Blue, der eines seiner letzten Habitate verliert? Und weil die Regierung keinen Grund zum Eingreifen sieht, die Bevölkerung - durch die gute PR - nicht mitbekommt, welches Erbe hier zerstört wird, und ein paar militante Umweltschützer keine nennenswerte Aufmerksamkeit bekommen, ist die Presse als viertes Organ nötig, um aufzurütteln und die Fakten klar darzustellen. Wie gut, dass es Maggie gibt!
Zusätzlich ist Charlotte Otter mit dem zweiten Krimi um Maggie Cloete ein überraschender Trick gelungen. Denn zwischen Balthasars Vermächtnis und Karkloof Blue sind mehrere Jahre vergangen! Ich war total verwundert - sehr gelungen! Vieles hat sich geändert, einiges ist gleich geblieben. Sie arbeitet auch wieder für die Gazette - allerdings nicht mehr als investigative Journalistin, sondern als Nachrichtenredakteurin. Ein Bürojob, der Maggie so gar nicht liegt. Mal abgesehen davon, dass sie nicht mit allen Kollegen gut auskommt, ist der Journalist, welcher das Ressort Umwelt betreut, aber auch eine recht trübe Tasse, so dass Maggie ja fast keine andere Wahl bleibt, als sich einzumischen und Nachforschungen anzustellen. So befreit Maggie ihre Henne vom Staub und düst durch Pietermaritzburg, gewohnt hartnäckig, neugierig und durch nichts aufzuhalten.
Soll ich ehrlich sein? Wenn ich Afrika höre, dann denke ich nicht an Kiefernwäldern. Oder überhaupt Wälder. Für mich ist es eher ein trockener Kontinent mit einer Steppenvegetation. Doch so kann man sich irren, denn der Kontinent ist schließlich riesengroß und hat eben sehr viele verschiedene Landschaften zu bieten. Und so lerne ich aus Büchern neue Fakten, aber noch viel mehr regt es meine Gedanken an. Man betrachtet plötzlich manche Themen viel differenzierter und weitgehender. Wenn ein Buch, oder das Thema eines Buches, einem nicht mehr aus den Gedanken geht, dann weiß man, dass man richtig gute Literatur gelesen hat.
Aber das nur mal so nebenher, denn was ich eigentlich sagen will: den neuen Maggie Cloete muss man unbedingt lesen! Ihr bekommt nicht nur einen spannenden Kriminalfall mit der hartnäckigen und sympathisch-aneckenden Journalistin Maggie Cloete, die im Buch einige Auf und Abs erleben muss, sondern eben auch ein fremdes Land, eine unbekannte Kultur, Geschichte und ein hochaktuelles Thema. Es ist einfach alles dabei, was man für wahren Lesegenuss benötigt!
Fazit:
Ein Muss für Südafrika-Fans und Nicht-Südafrika-Fans und für alle Krimiliebhaber sowieso. Also eigentlich für alle. Unbedingt lesen!