»Meinst du nicht, wir sollten uns die gruselige Treppe für später aufheben? Zu einer Zeit, wenn es nicht gerade, du weißt schon, Mitternacht ist?« (S. 85)
Festa-Bücher? Pure Festa-Magie!
Diese einzigartige, leicht raue und fast lederartige Haptik der Bücher - ein absoluter Traum! Dazu ein wunderbar lesbarer Buchsatz, der vor Liebe zum Detail nur so sprüht, und als Krönung manchmal kunstvoll gestaltete Seitenränder. Ein wahres Fest für die Sinne!
Doch nun zum Inhalt:
Von Gänsehaut zu Kitsch: Warum »Geister in Blackwood House« mich nicht ganz überzeugen konnte.
Die ersten Seiten? Ein vielversprechender Auftakt!
Das Buch startet mit einer Prise Gänsehaut und einer klassischen Horrorhaus-Kulisse, die neugierig macht: Düstere Gerüchte, nächtliche Phänomene und eine abgeschiedene Location - die Zutaten für eine spannende Gruselgeschichte sind da. Dazu kommt ein flüssiger Schreibstil, der sich leicht und schnell lesen lässt und den Einstieg richtig angenehm gestaltet.
Doch dann ... verliert sich der Zauber.
Leider hält die Story nicht, was der Anfang verspricht. Die Charaktere? Mara bleibt so blass wie ein Geist - ich konnte keine Emotionen für sie aufbauen. Ihr Freund Neil hingegen wirkt mit seiner »zuckersüßen Persönlichkeit« wie aus einem unrealistisch-kitschigen Liebesroman entsprungen: Perfekt in allem, einfühlsam bis zum Übermaß und irgendwann einfach nur noch nervig.
Mara selbst sagt: »Ich schwöre, du bist wie die paranoide Mutter, die ich nie hatte.« (S. 63) oder: »Die Bewunderung in seiner Stimme war fast zu süß, um sie zu ertragen.« (S. 64)
Nicht nur Neil kam mir etwas suspekt vor. Übrigens: Eine überraschende Wendung, in der ein böser Charakterzug von ihm oder ein Doppelleben, eine Lüge entlarvt wird, hätte mich wirklich positiv überrascht.
Die Übersetzung von Maras Dialogen wirkte ganz schön altmodisch: »Gütiger Himmel!«, »Ach du meine Güte«, »Ach du liebe Zeit!«, »Heiliger Strohsack!«, »trauteste Heim des Jahres« oder »nicht so viel Aufhebens machen«.
Redet so eine 22-Jährige?
Grusel ohne Nachschlag.
Auch die anfängliche Spannung lässt schnell nach. Die gruseligen Szenen wiederholen sich und anstatt sich zu steigern, tritt die Handlung auf der Stelle. Außerdem sind mir stilistische Entscheidungen negativ aufgefallen, die meiner Meinung nach die Atmosphäre unnötig stören.
Fazit:
Ein packender Auftakt und ein spannendes Konzept - doch leider bleibt »Geister in Blackwood House« hinter seinen Möglichkeiten zurück. Weder die Charaktere noch der Grusel konnten mich auf Dauer überzeugen. Schade, denn der Anfang hat mir durchaus Lust auf ein schaurig-schönes Gruselvergnügen gemacht.
3,5