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Das Salz der Erde

Roman

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Taschenbuch
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Eine Wiederentdeckung: der Antikriegsroman 'Das Salz der Erde' von Joseph Wittlin

1914, in den polnischen Karpaten lebt Peter Niewiadomski zufrieden als Bahnwärter. Er hat sein Auskommen, eine Geliebte, einen Hund. In diese Ruhe bricht die Nachricht: Der Thronfolger des Habsburgerreichs wurde in Sarajevo erschossen, Peter wird an die Front einberufen. Die Schrecken des Ersten Weltkrieges vermag sich zu diesem Zeitpunkt noch niemand ausmalen. Dunkle Bedrohung und Hilflosigkeit lassen Peter klarer sehen, was ihm Heimat, Zukunft und Menschenwürde bedeuten.

Joseph Wittlins Antikriegsroman erschien 1935 auf Polnisch, 1937 auf Deutsch, also 20 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, als das NS-Regime Deutschland und die Welt zunehmend in Angst versetzte. Mit Sprachkraft und präziser Charakteristik gelingt Wittlin in seinem Roman die Demontage jeder Kriegsbegeisterung.

Mit einem Nachwort von Martin Pollack.

Mit Daten zu Leben und Werk.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
27. März 2014
Sprache
deutsch
Auflage
2. Auflage, Neuausgabe
Seitenanzahl
271
Reihe
Fischer Klassik
Autor/Autorin
Joseph Wittlin
Übersetzung
Izydor Berman, Marianne Seeger
Nachwort
Martin Pollack
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
polnisch
Produktart
kartoniert
Gewicht
271 g
Größe (L/B/H)
190/126/22 mm
ISBN
9783596905805

Portrait

Joseph Wittlin

Joseph Wittlin wurde 1896 in Dmytrów bei Radziechów (heute Ukraine) geboren und starb 1976 in New York. Er studierte Philosophie und moderne Philologie in Wien und Lemberg (heute Lwiw, Ukraine), diente von 1916-1918 in der österreichisch-ungarischen Armee. In den zwanziger Jahren arbeitete er als Lehrer, Dramaturg und Kritiker, wurde dann freier Schriftsteller. 1941 emigrierte er in die USA. Der Roman »Das Salz der Erde« ist der erste Teil der nicht vollendeten Trilogie »Die Geschichte vom geduldigen Infanteristen« und gilt als sein literarisches Hauptwerk. Außerdem übertrug er u.a. Homers »Odyssee«, Joseph Roths »Hiob« und »Kapuzinergruft« sowie Hermann Hesses »Der Steppenwolf« ins Polnische.Martin Pollack, 1944 in Bad Hall, Oberösterreich geboren, arbeitet als Journalist, freier Autor und Übersetzer. Er veröffentlichte die Bücher: Des Lebens Lauf. Jüdische Familien-Bilder aus Zwischeneuropa (1987), Galizien. Eine Reise durch die verschwundene Welt Ostgaliziens und der Bukowina (2001), Der Tote im Bunker. Bericht über meinen Vater (2004), im S. Fischer Verlag die Anthologie Sarmatische Landschaften. Nachrichten aus Litauen, Belarus, der Ukraine, Polen und Deutschland sowie 2011 gemeinsam mit Christoph Ransmayr Der Wolfsjäger. Drei polnische Duette . Zuletzt erschien Kontaminierte Landschaften (2014). 2007 erhielt Martin Pollack den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln, 2001 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, 2012 den Stanislaw-Vincenz-Preis und 2018 den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay.

Literaturpreise:

Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2010

Georg-Dehio-Buchpreis 2010

Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln 2007

Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2018

Pressestimmen

Die Figur des durchaus nicht reinen, sondern ressentimentbeladenen und abergläubischen Toren nutzt Wittlin, um die Absurdität des Krieges zu demaskieren. Klaus Nüchtern, Falter

eine Lust auf Verdichtung und am Suchen von Metaphern verleiht beinahe jedem Satz eine Energie der Weltbeschreibung Gregor Ziolkowski, Deutschlandradio

Vergessen ist er nicht, dieser besondere und bewegende Roman, dennoch viel zu wenig bekannt. Morgenpost

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LovelyBooks-BewertungVon Wortwelten am 22.11.2014
Jeder Mensch hat etwas, wovon er sich trennen muß.(S. 21)Für einen altersschwachen Kaiser bedeutet Krieg nicht mehr als eine Unterschrift. Ein paar Buchstaben auf einem beschrifteten Blatt Papier, und für seine Untertanen, für die Bevölkerung der gesamten Welt, verändert sich von einem Moment auf den nächsten alles. Familien werden auseinandergerissen, Blut tränkt den Boden. Auch wenn Joseph Wittlin mitDas Salz der Erdeeinen Roman über den Ersten Weltkrieg geschrieben hat, schildert er doch sehr präzise die sich immer wiederholende Mechanerie, die hinter solchen Kriegen steht, die Bedeutungslosigkeit des einzelnen Lebens. Eines dieser Leben ist das des Protagonisten Peter Niewiadomski, ein einfacher Bahnwärter vom Land. Einerseits zufrieden mit seiner Arbeit, seinem Hund, seiner Geliebten, strebt er doch nach etwas Höherem, nach etwas von Bedeutung, und so erscheint ihm anfangs die Einberufung als Soldat im Auftrag der k. u. k. Armee als Auszeichnung, darf er doch auf diese Weise direkt dem Kaiser dienen. Doch gleichzeitig beschleichen ihn auch Zweifel, spürt er schon, wie bedeutungslos der einzelne Mensch ist auf dem Weg in den Krieg.Dies scheint das Schicksal aller Menschen zu sein, die ihr Leben immer an einem Ort verbracht haben. Wenn irgendeine höhere Gewalt sie unerwartet aus dem Mutterboden reißt, werden sie sich fremd.(S. 153)Wittlin entfaltet die Handlung des Romans sehr langsam. Überaus detailliert erfährt man Hintergründe und Alltag von Peter Niewiadomskis Leben, den Beginn des Krieges und die Auswirkungen auf das Huzulendorf, in dem er lebt, dann den Vorgang der Musterung, die Reise und die Ankunft im Ausbildungslager, all das eingewoben in die realen historischen Ereignisse, in Siege und Niederlagen, in den Tod des Papstes. Hierbei schwenkt der namenlose Ich-Erzähler auch immer wieder auf andere Figuren, auf andere Perspektiven, sodass die Auswirkungen der Ereignisse nicht nur auf den einfachen Mann vom Land, sondern auf viele Persönlichkeiten dargelegt werden, sei es der jüdische Militärarzt, der entscheidungsüberforderte Pfarrer, der linientreue Stabsfeldwebel oder andere Menschen, denen Peter im Laufe des Romans begegnet. Mitunter wirkt der Text sehr ausführlich in den Details, an einigen Stellen redundant, doch dafür entschädigt die dezente Poesie und der sehr fein gezeichnete ironische Humor, der trotz des ernsten Themas immer wieder hervorblitzt.In Friedenszeiten zählt die Gemeinde jedem Menschen vor, daß er das einundzwanzigste Lebensjahr vollendet hat, und jeder muß sich beim Militär melden. Blind, hinkend, taub, buckelig ¿ einerlei: einmal im Leben muß sich jeder stellen. Beim Militär ist es nämlich wie in der Heiligen Schrift: alle sind berufen, aber nicht jeder ist auserwählt.(S. 48)Aus der Perspektive eines einfachen Landbewohners schildert Joseph Wittlin in seinem 1935 erstmals erschienenen Roman die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Menschen, die ihn für die Mächtigen austragen mussten. Auch wenn der Roman kein Frontbericht ist, sondern vor allem die langsame Bewusstwerdung eines einzelnen Menschen nachzeichnet von der Ausrufung des Krieges bis zur Einberufung und Ankunft im Ausbildungslager, zeugt er von klarer Beobachtungsgabe und vielseitiger Reflexion. Letztlich ist es vor allem ein Roman, der den Weg eines einfachen Mannes auf der Suche nach Bedeutung hin zur Wandlung zum Soldaten beschreibt, der als Individuum jegliche Bedeutung verliert.
LovelyBooks-BewertungVon vielleser18 am 11.11.2014
Peter Niewiadomski ist Anfang vierzig, etwas naiv und weltfremd und Analphabet, aber er hat seine eigenen Gedanken,  er beobachtet seine Umgebung auf seine ihm eigene Art.Man schreibt das Jahr 1914, Peter ist Bahnwärter in den Karpaten und eigentlich strebt er nur nach einer ganz besonderen Beförderung: er möchte auch Träger einer Eisenbahnerkappe sein. Doch dann verändert ein Ereignis ganz Europa: der erste Weltkrieg bricht aus.Joseph Wittlin beschreibt in diesem Buch, das eigentlich ein Auftakt einer Trilogie werden sollte, die aber nie weitergeführt worden ist, nur vier Wochen. Vier Wochen von Ende Juli bis Ende August. Einschneidende Wochen, nicht nur für Peter Niewiadomski, dem Huzulen aus den Karpaten.Peter bekommt Post von "seinem Kaiser", er wird einberufen, einberufen in den Krieg. Ein Krieg, bei dem Peter glaubt, dass er nach sechs Wochen vorbei sein würde. Dennoch , die Gedanken über Tod und Leben sind allgegenwärtig. Wittlin lässt uns durch Peters Augen sehen. Er beschreibt die Einberufung, die Musterung, die lange Fahrt ins weite Ungarn, dorthin verschlägt es Peter. Dort wird er eingekleidet und ausgerüstet werden und dort wird er zum Soldaten werden. Hier - im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarns - treffen Welten aufeinander. Und dann ist auch der Krieg noch da. Die Angst.Im Lager treffen wir auf einen weiteren Protagonisten, den Berufssoldaten Bachmutiak, der mit Leib und Seele nach Zucht und Ordnung und seinen Dienstvorschriften lebt - bis auf einen Tag in der Woche, an dem er alles hinter sich lässt. Für ihn sind nur Soldaten Menschen. Die neuen Rekruten möchte er formen, zu "Menschen machen".In diesem Buch kommt es zu keiner einzigen Kampfszene. Alles ist nur die Vorbereitung, der Beginn. Das Buch ist keine leichte Kost, keine leichte Lektüre. Es ist eine Erzählung. Eine Welt, die sich verändern wird, in diesem Juli 1914, nicht nur für diesen Huzulen, verändert sich vor unseren (Leser)Augen. Wie der Zug, der Peter von seinem Heimatort nahe Lemberg nach Ungarn bringt, wie die Landschaft, die sich währende seiner Reise verändert, so verändert sich auch Peter, so verändert sich draußen die Welt.Aus dem Bahnhofswärter wird ein Soldat geformt, das Individuum wird zu einem Teil einer großen Truppe.Wittlin gelingt es die Stimmung, die Gefühle in Worte zu packen, anschaullich zu erzählen  - auch für uns Leser, die dieses Buch 80 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung vielleicht zum ersten Mal lesen.Wittlin wurde 1896 im galizischen Podolien geboren. Bis 1918 ist Galizien Kronland des Kaisertums Österrreich-Ungarn, Ostgalizien ist heute Teil der Ukraine. 1935 erschien "Salz der Erde". 1976 starb Joseph Wittlin in New York.2014 wurde das Buch "Salz der Erde" vom Fischer Verlag in einer neuen Taschenbuchausgabe mit einem Nachwort von Martin Pollack erneut veröffentlicht.