Dieses Buch blickt auf Amrum und dieses Buch blickt in die Vergangenheit. Und dieser Blick hat mir ausgesprochen gut gefallen. Nanning ist die Hauptperson, er wächst in einer regimetreuen Familie auf, ist der Älteste der drei Kinder, versucht der Familie in seinen jungen Jahren zu helfen in den letzten Kriegsjahren und auch danach. Aus seiner Sicht ist das Geschehen verfasst. Und natürlich holt mich diese Sicht nicht vollständig ab. Habe ich aber auch nicht erwartet. Coming of age und ich, das ist halt so eine Sache. Dennoch hat die Geschichte etwas. Denn sie zeigt, was eine Beeinflussung mit einem Kind macht. Denn Nanning ist natürlich der Gesinnung von Vater und Mutter erlegen, sind es doch seine Eltern, die er liebt, vor denen er Achtung hat.Doch ein Glück gibt es da noch andere Menschen auf Amrum, die Nanning in seiner Findung unterstützen und seine anerzogenen Sichten ins Wanken bringen. Ich möchte hier als größte Impulsgeber seinen besten Freund Hermann nennen und seine Tante, die Schwester seiner Mutter. Beide und auch noch weitere Personen der Insel Amrum ermöglichen einen anderen Blickwinkel für Nanning, der sich logischerweise aber erst nach und nach einstellt. Man darf ja dabei nicht vergessen, dass Nanning noch ein Junge, ein Kind ist und seine Eltern seine Grundfesten sind. Die Freundschaft von Nanning und Hermann erinnerte mich etwas an Tom Sawyer und Huck Finn. Die Freunde durchstreifen gemeinsam die Insel, versuchen ihren Familien zu helfen, sind dabei längst nicht mehr die Kinder, die sie eigentlich sein sollten. Man bemerkt dieses frühe Erwachsenwerden und man bedauert den Verlust der unbeschwerten Kindheit. Die beiden Jungen tun einem leid, zeigen dabei aber recht gekonnt, wohin eine politische Verblendung führen kann.Andererseits zeigen diese Touren durch die Insellandschaft auch eine tiefe Verbindung zur Natur der friesischen Insel. Eine Liebe zu Amrum. Eine Liebe, die in mir die Lust heraufbeschwor nach Amrum zu reisen. Selbst zu sehen, wovon Bohm schwärmt.Als Deutschland dann besiegt ist und die Amerikaner nach Amrum kommen, zeigt dieses Buch was danach geschah, wie wenig dieses kleingeistige Denken verschwinden konnte und setzt damit Verbindungen zum Heute. Denn das Heute ist die Frucht aus der Saat des Gestern. Ebenso zeigt Bohm aber auch den Geist des Widerspruchs, der im Denken der Inselbewohner fest verankert war und vielleicht noch ist. Denn viele Amrumer dienten auch in der US-Army, was für mich neu war und absolut interessant ist. Ein interessantes Buch! Und auch ein wichtiges Buch. Vielleicht Lesestoff für die Schule, denn nur ein Verstehen des Gestern verhindert eine Wiederkehr, die eigentlich niemand will.