Mindestens einmal im Jahr sind wir in der Sächsischen Schweiz zu Gast. Meist zu Ostern, wenn auch tausende andere die einzigartige Landschaft und Natur in Sachsen und im angrenzenden Böhmen erkunden wollen. Wie schön wäre es da, Wandertouren zur Hand zu haben, die abseits der breiten Touristenströme mitten in die Natur führen und wahre Erholung vom Alltag versprechen. Wie gut für uns, dass es die verschiedenen Rother Wanderführer vom Elbsandsteingebirge gibt und während wir bereits begeisterte Fans von dem Buch Erlebniswandern mit Kindern Elbsandsteingebirge sind, legt jetzt Kaj Kinzel mit Wilde Wege Elbsandsteingebirge einen wahren Schatz vor.
In insgesamt 40 Touren führt Kinzel mitten in die wilde Natur der Sächsischen Schweiz. Auf schmalen Waldwegen, steilen Stiegen und Treppen und so manchen luftigen Pfad wird die herrliche Natur erkundet und lässt unser Wanderkletterherz höher schlagen. Drei leichtere, 25 mittlere und zwölf schwere Touren hält das neue Rother Wanderbuch bereit. Alle Touren sind mit Öffentlichen Verkehrsmittel zu erreichen und bewegen sich im Mittel zwischen drei und vier Stunden. Angenehme Längen also, und einige Touren sind auch für das Wandern mit Kindern geeignet, wobei man natürlich immer selbst abschätzen muss, inwieweit die Tour konditionell und vor allem auch von der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit her vom eigenen Nachwuchs bewältigt werden kann.
Zusätzlich enthalten ist der Forststeig, von dem ich persönlich noch nie etwas gehört habe, der aber sofort meine Neugier weckte. Es ist ein Waldtrekkingpfad, der in sieben Etappen auf abgelegenen Wegen durch die Sächsische und Böhmische Schweiz führt. Übernachtet werden kann dabei in ehemaligen, extra hergerichteten Holzfällerhütten oder auf Biwakplätzen. Ein Abenteuer vor der Haustür sozusagen! Einfach großartig.
Bei allen Touren versteht es sich natürlich von selbst, dass die Regeln des Nationalparks eingehalten und nur Wege und Pfade begangen werden, auf denen dies auch erlaubt ist. Kinzel weist ebenso daraufhin, dass sich die Natur im Elbsandstein gerade im Umbruch befindet. Wer selbst immer wieder dort zu Gast ist, kann die ungeheuren Veränderungen hautnah miterleben. Die einst dichten Wälder sind dem Borkenkäfer und im letzten Jahr auch dem massiven Waldbrand zum Opfer gefallen. Felsen stehen plötzlich frei und überall trifft man auf umgestürzte Bäume und Totholz. Wanderungen in der Sächsischen Schweiz sind also mit der notwendigen Umsicht zu planen und zu begehen. Immer wieder kann es sein, dass Wege versperrt oder nur unter einer gewissen Gefahr zu begehen sind. Man sollte sich daher stets über die aktuellen Bedingungen bei der Nationalparkverwaltung informieren. Kinzel hat, nach eigenen Worten, versucht, Touren auszuwählen, die auch noch in mehreren Jahren begangen werden können. Man wird sehen, wie dies möglich ist, Anpassungen können natürlich über spätere Auflagen erfolgen.
Die einleitenden Seiten lesen sich kurzweilig und halten neben allgemeinen Informationen zum Wandern und zur Ausrüstung auch einiges zur Geschichte der Sächsischen Schweiz bereit, sowie die aktuellen Entwicklungen hin zu einem naturnahen Raum, in dem nur noch möglichst wenig eingegriffen werden soll.
Dann geht es schon los mit den Touren, die meiner Ansicht nach, sehr umsichtig und mit hoher Ortskenntnis ausgewählt wurden. Die Wegbeschreibungen sind sehr ausführlich, was ich absolut begrüße, so kann man sich, auch mit Unterstützung einer mitgeführten Wanderkarte, sicherlich sehr gut orientieren. Die Überblickskarten dienen einer ersten Orientierung und können, zumindest bei den Wilden Wegen, eine richtige Wanderkarte nicht ersetzen. Das Höhenprofil ergänzt die vorhandenen Informationen sinnvoll. Natürlich sind die Seiten des Wanderführers auch mit zahlreichen Bildern gespickt und lassen einen direkt eintauchen in die herrliche Natur der Sächsischen Schweiz. Auch wurden hier die Besonderheiten jeder einzelnen Wanderung sehr gut eingefangen. Ich jedenfalls habe bei der Lektüre dieses Wanderbuches sofort Sehnsucht bekommen und weiß schon genau, dass auch dieses Buch nächstes Jahr bei unserem Besuch in der Sächsischen Schweiz mit im Gepäck und in Benutzung sein wird.