Als von "alternativen" Heilmethoden unter Tierhalter*innen tierisch genervter Dosi finde ich, trotz Abneigung gegen Ratgeber, immer spannend, was an aktuellen Forschungserkenntnissen und evidenzbasierten Vorschlägen vorliegt. Dementsprechend hat mich "Schmusekater oder Grummelkatze?" der Katzen-Verhaltensforscherin Dr. Lauren Finka quasi zwangsläufig aufmerksam gemacht. Die Autorin forscht an der Nottingham Trent University zu Hauskatzen-Mensch-Beziehungen und hat den Ratgeber geschrieben, um Wissen um "richtige" (im Sinne auf Studienerkenntnissen beruhender) Katzenhaltung zugänglich zu machen. Von Fragebögen über das Wesen der eigenen Katze (Menschenfan oder menschenmeidend) bis zur Verhaltensbeobachtung der zwischen-kätzischen Interaktion bietet das Buch Anregungen, Tipps und Einschätzungen, um eigene Traditionen in der Tierhaltung zu hinterfragen und das finde ich prinzipiell schon mal gut, denn man lernt ja nie aus. Als von "alternativen" Heilmethoden unter Tierhalter*innen tierisch genervter Dosi finde ich, trotz Abneigung gegen Ratgeber, deshalb aber immer spannend, was an aktuellen Forschungserkenntnissen und evidenzbasierten Vorschlägen vorliegt. Dementsprechend hat mich "Schmusekater oder Grummelkatze?" der Katzen-Verhaltensforscherin Dr. Lauren Finka quasi zwangsläufig aufmerksam gemacht. Die Autorin forscht an der Nottingham Trent University zu Hauskatzen-Mensch-Beziehungen und hat den Ratgeber geschrieben, um Wissen um "richtige" (im Sinne auf Studienerkenntnissen beruhender) Katzenhaltung zugänglich zu machen. Von Fragebögen über das Wesen der eigenen Katze (Menschenfan oder menschenmeidend) bis zur Verhaltensbeobachtung der zwischen-kätzischen Interaktion bietet das Buch Anregungen, Tipps und Einschätzungen, um eigene Traditionen in der Tierhaltung zu hinterfragen und das finde ich prinzipiell schon mal gut, denn man lernt ja nie aus. Das Buch ist locker geschrieben und richtet sich an Katzenanfänger*innen, gibt aber auch Wissen weiter, das verbreiteter sein müsste (bspw. dass Haubenklos nicht artgerecht sind und Katzen feste Spiel-und Kuschel-Zeiten brauchen). Man muss nicht chronologisch durchgehen, sondern kann bspw. nach dem Kapitel zum Wesen der Katze einige Kapitel überblättern, um erst einmal herauszufinden, wie sie bespielt werden möchte. Viele Kapitel fand ich gut, weil sie den Blick auf oft übersehenes Verhalten schärfen, an dem man bspw. Krankheiten erkennen kann. Oft genug wird beispielsweise "Wildpinkeln" als Protest verstanden, obwohl das ein starker Hinweis auf Blasenentzündung sein kann. Hier liegt es an uns Katzenhalter*innen, unsere Tiger aufmerksam zu beobachten und dafür liefert das Buch gute Tipps. Auch die Hintergrundinfos sind spannend und die Illustrationen sehr süß. Manches ist leider aber auch pauschalisierend. Obwohl wir bspw. eine große Wohnung mit Räumen voller Catwalks, Rundum-sorglos-Kuscheln, regelmäßige Tierarztchecks und abgesicherten Balkon bieten können, sollen wir uns bspw. Gedanken machen, ob wir in der richtigen Situation für Katzen sind - denn unsere Katzen bekommen keinen Freigang. Nun ist es bei uns einerseits so, dass Logan regelmäßig Medikamente braucht und zu festen Zeiten da sein muss, um sie zu bekommen. Und andererseits gibt es viele legitime Argumente gegen Freigang, bspw. dass Katzen nachweislich den Rückgang der Artenvielfalt mitverantworten, in Wohnungshaltung älter werden weil sie weniger Gefahren ausgesetzt sind und dem Argument, dass das "Wesen" der Katze allein kein wirklicher Grund für Freigang ist. Denn auch Pferde sind Fluchttiere und werden auf umzäunten Wiesen gehalten und Katzen sind keine Wildtiere mehr, sondern domestiziert und genießen dank Ernährung und Arztbesuchen einen ziemlichen Vorteil den Wildtieren gegenüber, auf die sie so treffen. Kurz: Freigang ist nicht die einzige Art, eine Katze zu halten und eine katzengerecht (!) eingerichtete Wohnung muss keinesfalls weniger artgerecht sein. Zweiter Kritikpunkt: Finka schreibt, dass Katzen Einzeltiere sind - je nach Sozialisation sei ein Partner ok, aber brauchen tun sie es nicht. Das entspricht allerdings nicht mehr so ohne weiteres neueren Erkenntnissen. Denn durch die Beobachtung von wildlebenden Katzen hat man festgestellt, dass diese bspw. Kolonien bilden (was Dr. Finka selbst auch im Buch erwähnt). Sie sind Einzeljäger, aber nicht per se Einzelgänger. Die Autorin weist selbst darauf hin, dass dies stark von der frühen Sozialisierung der Katze abhängt und gut mit anderen Katzen sozialisierte Katzen auch Katzengesellschaft brauchen. Gerade bei Tieren, bei denen man aber nicht sicher weiß, wie sie sozialisiert wurden (bspw. aus dem Tierschutz) finde ich aber die Empfehlung, sie allein zu halten, schwierig. Wenn wir Menschen tagsüber weg sind, kann sich selbst ein Freigangs-Einzeltier langweilen. Und oft sind vermeintliche "Einzelkatzen" auch gar nicht per se gegen andere Katzen, wurden aber von uns Menschen mit charakterlich nicht passenden Tieren zusammengesetzt oder zu schnell vergesellschaftet wurden. Es gibt Einzelkatzen, aber Generalisierung produziert ebenfalls unglückliche Katzen, denn Katzen können viel erdulden, bis sie es offen zeigen. Deshalb hat mich an dieser Stelle gerade, weil die Autorin selbst ja Argumente für eine Gemeinschaftshaltung anführt, ihr Fokus auf Einzelhaltung verwundert. Fazit: Das Buch ist eine gute Möglichkeit, die eigenen Katzen kennenzulernen, aber unsere Katzen sind immer noch Individuen und deshalb sind die Ergebnisse des "Persönlichkeitstests" natürlich nicht abschließend. Außerdem sind manche Aussagen sehr pauschalisierend, weshalb man es mit kritischem Blick lesen sollte.