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Schwanensterben

Ein Bremen-Krimi. Kriminalroman

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Taschenbuch
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An einem Novembermorgen wird die Leiche der jungen Russin Sonja Achmatova in einem Wassergraben auf einem Reiterhof am Rande Bremens gefunden. Schnell ist ein Verdächtiger gefunden: ein Pferdepfleger, der ein Verhältnis mit dem Opfer hatte - ein Routinefall für Kriminalhauptkommissar Heiner Hölzle. Doch im Laufe der Ermittlungen entdecken Hölzle und seine Kollegen zunächst Parallelen zu zwei ungeklärten Mordfällen aus den 70er-Jahren und stoßen schließlich auf eine Spur, die bis in das Jahr 1943 reicht . . .

Produktdetails

Erscheinungsdatum
13. Februar 2012
Sprache
deutsch
Auflage
2018
Seitenanzahl
423
Reihe
Kommissar Heiner Hölzle, 1
Autor/Autorin
Liliane Skalecki, Biggi Rist
Verlag/Hersteller
Produktart
kartoniert
Gewicht
428 g
Größe (L/B/H)
200/120/33 mm
ISBN
9783839212301

Portrait

Liliane Skalecki

Dr. Liliane Skalecki, geboren 1958 in Saarlouis, lebt seit 2001 mit ihrer Familie in Bremen und veröffentlichte bisher Sachbücher und Fachartikel sowie Chroniken und Unternehmensdarstellungen.

Biggi Rist wurde 1964 in Reutlingen geboren. Nach mehreren Jahren in Australien lebt und arbeitet sie heute in Lilienthal bei Bremen.

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Gelungenes Erstlingswerk

Der Kriminalroman "Schwanensterben" von Liliane Skalecki und Biggi Rist ist im Jahre 2012 im Gmeiner-Verlag erschienen. Er trägt den Untertitel "Ein Bremen-Krimi" und kann aufgrund der realen Gemeinplätze, an denen die Handlung sich vollzieht, in die Regionalliteratur eingeordnet werden. Erzählt wird auf drei Zeitebenen. Es gibt zudem mehrere Handlungsstränge, die teilweise zeitversetzt, teilweise aber auch zeitgleich, also parallel verlaufen. So gibt es auch verschiedene Hauptfiguren, die auf der jeweiligen Ebene eine zentrale Rolle spielen. Am längsten liegt die Geschichte von Olga zurück, die der Leserschaft als junges Mädchen vorgestellt wird, das gemeinsam mit ihrer jüngeren Cousine aus seiner Heimat in Russland als Zwangsarbeiterin nach Deutschland gelangt. Man schreibt das Jahr 1943, die Befreiung von Smolensk und des dortigen Kriegsgefangenenlagers durch die Rote Armee aus den Händen der Deutschen steht kurz bevor. Daneben steht die Handlung um Sonja Achmatova, ebenfalls eine junge Russin, Anfang 20, die im Jahre 2006 in Bremen spielt. Ihre Ankunft in Deutschland ist noch nicht lange her und so begleitet der/die Lesende das Einleben der jungen Frau in die ihr noch recht neue Umgebung. Die Entscheidung, hierher zu kommen, hängt nicht zuletzt mit ihrer vor kurzem verstorbenen Großmutter zusammen, in deren Habseligkeiten Sonja einige Dinge findet, denen sie näher auf den Grund gehen will. Außerdem liegt ihr daran, ein möglichst gutes Auskommen zu finden. Sie ist deshalb auf der Suche nach lukrativen Jobs. Geld scheint ihr wichtig zu sein; ihm schreibt sie insbesondere einen Status fördernden Charakter zu. Die dritte Zeitebene konstituiert die Gegenwart. Im späten Herbst des Jahres 2008 steht unter anderem Heiner Hölzle im Mittelpunkt der Handlung. Als Kriminalhauptkommissar hat er einen Mordfall aufzuklären. Bei dem Opfer handelt es sich um Sonja Achmatova. Der Fundort der Leiche, ein Reiterhof am Rande der Stadt, ist zugleich zentraler Plot eines weiteren Handlungsstranges. Während die Ermittlungspersonen zwischen Präsidium, forensischen Labors, Vernehmungsräumen u.ä. unterwegs sind, wird auch der Alltag der Reitanlage geschildert. Hier gewähren die Beschreibungen einer illustren Frauengruppe Einblicke in die Geschehnisse. Insgesamt ist die inhaltliche Gestaltung des Romans schlüssig und nachvollziehbar. Dank der überschaubaren Anzahl an Protagonisten kann die Leserschaft auch den parallel laufenden Handlungssträngen folgen. Die Charaktere der jeweiligen Hauptfiguren der unterschiedlichen Erzähl- und Handlungsebenen sind deutlicher gezeichnet als jene der weniger bedeutenden Personen und geben somit dem/der Lesenden eine recht klare Orientierung.Die vorkommenden Personen erscheinen zwar durchweg stabil in ihren Merkmalen, bleiben jedoch weitestgehend skizzenhaft. Anstatt sie mithilfe innerer Monologe oder tiefgreifender Reflexionen über intellektuelle Themen etwa auszuschmücken, legen die Autorinnen das Augenmerk eindeutig mehr auf die tätliche Handlung ihrer Figuren. Die Authentizität der näher beschriebenen HauptprotagonistInnen, zu denen allen voran der Kriminalhauptkommissar Heiner Hölzle und das Mordopfer Sonja Achmatova, daneben aber auch Hölzles Freundin und Geliebte Christiane zählen, entsteht vor allem durch die Schilderung ihrer Gedankengänge und Handlungsmotive bzw. -motivationen. Sie alle erlebt die Leserschaft zwischenzeitlich allein und wird in diesen Situationen den besagten Informationen habhaft. Während also die Charaktere der handelnden Personen zwar konsistent, jedoch sehr moderat ausgestaltet sind, entspinnt sich die Handlung auf eine interessante, ja regelrecht fesselnde Weise. Die Bearbeitung und Aufklärung des Mordfalls entpuppt sich als weniger routinemäßig als gedacht. Nicht nur die Tatsache, dass im Laufe der Ermittlungen diverse verdächtige, mutmaßliche TäterInnen infrage kommen, sondern auch dass immer wieder unverhoffte Gegenstände, vermeintlich unbeteiligte Personen und deren zunächst unverfänglich anmutenden Tätigkeiten plötzlich in einen potenziellen Zusammenhang mit dem Fall geraten, machen die Lektüre spannend. Darüber hinaus bringen die Recherchen und Ideen von Laien die Professionellen in Verlegenheit, weil sie sich einem Konflikt gegenübersehen. Die scheinbar unvereinbare Diskrepanz zwischen seriösen Methoden, Berufsethos einerseits und der Neugier und leisen Ahnung alternativer, wenn auch mitunter zweifelhafter Indizien( suche) andererseits verleiht der Handlung Brisanz. Nicht zuletzt die Sprünge zwischen den verschiedenen Zeitebenen erhalten eine gewisse Spannung und Wissbegier. Bremen als Ort des Geschehens wird immer wieder aufgegriffen und spielt vor allem im Kontext der historischen Hintergrundgeschichte eine Rolle. Die Beschreibungen aller Handlungsorte, insbesondere der einzelnen Stadtteile (Gröpelingen, Viertel, Oberneuland, Innenstadt, etc.) sind sehr anschaulich. Wer Bremen kennt, sieht alles vor sich. Für Lesenden, denen die Stadt unbekannt ist, haben die Darstellungen beinahe das Zeug zum Touristenführer. Besonders gelungen sind die detailreichen Schilderungen der Witterungsverhältnisse. Sprachlich kann der Roman "Schwanensterben" als gelungenes Gesamtwerk angesehen werden, was vor dem Hintergrund einer doppelten Autorenschaft durchaus bemerkenswert ist. Ein konsistenter Erzählstil ist von der ersten bis zur letzten Seite zu erkennen. Persönliche Vorlieben für häufiger einfließende Formulierungen sind ebenfalls zu entdecken, was die Autorinnen zu menschlichen Erzählenden macht. Überwiegend ist das Buch in hochdeutscher, leicht verständlicher Sprache verfasst; stellenweise kommen typisch norddeutsche Redensarten vor, die dezent auf den Ortder Handlung hinweisen. Besonders auffällig ist der Einsatz des schwäbischen Dialekts als sprachliches Stilmittel. So sind alle Gedanken Hölzles in diesem Duktus verfasst und obendrein kursiv gedruckt. Die auf diese Weise verdeutlichte Herkunft des Kriminalhauptkommissars wird im Dialog mit den zuvor erwähnten bremischen Ausdrücken seiner Kollegen forciert. Situationsbeschreibungen oder Schilderungen, die Hölzles kulinarische Präferenzen zum Gegenstand haben, setzen jene sprachliche Differenzierung inhaltlich fort. Formal und inhaltlich genügt das Werk insgesamt allen Anforderungen der Sorgfalt und Logik. Die nicht bis ins Letzte ausgestalteten Charaktere der handelnden Personen lassen womöglich zwar eine gewisse Tiefe vermissen. Jedoch entschädigt die realitätsgetreue und überaus anschauliche Beschreibung der Örtlichkeiten dieses Manko. Während die Auftretenden zwar hin und wieder etwas lapidar anmutende Lebensweisheiten von sich geben, bleibt an anderen Stellen ein unterhaltsamer Humor nicht auf der Strecke. Die kriminologischen und historischen Hintergründe sind ausnehmend professionell; Recherche stellt zweifelsohne eine der größten Stärken des Romans dar. Der Titel des Werkes kommt als solcher nicht ein einziges Mal vor. "Schwanensterben" behält somit bis zum Ende einen geheimnisvollen, da nicht eindeutigen Charakter. Das Motiv des Schwans wird immer wieder aufgegriffen. Zum Beispiel wird am Fundort der Leiche eine Boa aus Schwanenfedern sichergestellt, die als Requisit genauso auf einem Gemälde einer längst Verstorbenen zu identifizieren ist. Außerdem befindet sich ein von einer Schwanenfigur verzierter Brunnen auf dem Privatgrundstück einer Person, die sich als bedeutsame Informationsquelle für die Aufklärung des Mordfalles entpuppt. Das Sterben entspricht dem Titel nicht nur im Hinblick auf kriminelle Delikte, sondern findet auch in Form natürlich versterbender Figuren Eingang in den erzählten Stoff. Nicht zuletzt birgt der Titel eine gewisse Verbindung mit dem Russischen. Sonja Achmatova und ihre Großmutter Olga sowie weitere Nebenfiguren stammen ja aus Russland und vor dem Hintergrund, dass erst genannter wiederholt eine besondere Schönheit zugeschrieben wird, wäre nicht nur eine Assoziation mit dem Motiv des Schwans naheliegend, sondern womöglich gar zum Russischen Ballett "Schwanensee", in dem Gut und Böse sich in einem zwischen diesen Polen changierenden Schwan verbinden bzw. gegenüberstehen. Die Unvereinbarkeit von Gut und Böse führt letztendlich zum Tod; das Eine zu sein und das Andere sein zu wollen, muss heißen, zu sterben. Vielleicht ist diese Erkenntnis das Fazit aus dem Roman. Alles in allem hat es die geneigte Leserschaft bei "Schwanensterben - Ein Bremen- Krimi" von Liliane Skalecki und Biggi Rist mit einem gelungenen Erstlingswerk desAutorinnenduos zu tun, das nicht nur eine vielschichtige und kurzweilig erzählte Handlung zu bieten hat, sondern auch Regionalkultur in ihrer reinsten Form zu vermitteln vermag. Sicherlich steckt hinter den angeführten vereinzelten Schwächen vor allem Potenzial, was neugierig auf den nächsten Roman (mit "Rotglut" ist Hölzles zweiter Fall erschienen; inzwischen gibt es noch zwei weitere) und obendrein wünschen macht, dass die beiden Schriftstellerinnen noch viele Stoffe an Leserinnen und Leser bringen mögen.