"Auricher Geheimnisse" von Martin Windebruch ist der zweite Fall für das Ermittlerteam Wiebke Jacobs und Dr. Evert Brookmer, die beide aus Aurich stammen, beruflich aber unterschiedliche Wege gegangen sind, bevor sie beide wieder im örtlichen Polizeidienst tätig werden.
Im Naturschutzgebiet am Ewigen Meer, was aber kein Meer, sondern der größte Hochmoorsee Deutschlands ist, entdeckt der Cockerspaniel einer Urlauberin einen Toten. Es ist der 42 Jahre alte Beamte Christopher Cornelius, der bei der Unteren Naturschutzbehörde in Aurich tätig war. Da Geld und Portemonnaie vorhanden sind, kann ein Raubmord schnell ausgeschlossen werden.
Doch die Suche nach Motiv und Täter gestaltet sich zäh, was auch ein wenig auf den Krimi abfärbt. Die Ermittler konzentrieren sich auf das berufliche Umfeld des Opfers, da sein Privatleben unauffällig und kaum vorhanden war.
So müssen Wiebe und Evert zunächst auf der Dienststelle untersuchen, für welch Projekte der Beamte zuständig war. Bald wird klar besonders beliebt war er weder bei Kollegen noch bei Bürgern. Überall stoßen die Ermittler auf Probleme. Der Bürgerverein der Neubausiedlung Radbod-Land möchte den Bau von Windrädern verhindern. Der Landwirt Claus Fennen, der immer wieder Abfall illegal entsorgte, hatte Anzeigen von der Naturschutzbehörde erhalten und Frau Mommsen von der Naturschutzstiftung Ewiges Meer e. V. wollte den Naturpark erweitern und war schon in einen sehr heftigen Streit mit ihm geraten. Der Letzte, der Christopher Cornelius bei einem Termin lebend gesehen hat, ist der Geschäftsmann Ubbo Beninga. Doch er ist seit Tagen spurlos verschwunden.
Martin Windebruch erzählt eine vielschichtige und komplexe Geschichte, die interessante Einsichten in die Konflikte zwischen der Bewahrung von Natur und wirtschaftlichen Interessen ermöglicht. Dabei arbeiten Wiebke und Evert als Team richtig gut zusammen und ergänzen sich. Insbesondere die bodenständige Wiebke ist mit ihrem Wissen um ihre ostfriesische Heimat sehr sympathisch. Auch Evert, der in dem Labrador Retriever Fiete einen treuen und anhänglichen Freund gewonnen hat, kann mit Sach- und Menschenkenntnis überzeugen.
So gelingt es dem Team die beiden Mordfälle, die in einem Zusammenhang stehen, schlüssig und nachvollziehbar aufzuklären. Nicht zuletzt dank eines Gedankens von Oma Tieske, die die Polizisten seit Kinderzeiten nicht nur mit Kaffee und Süßigkeiten aus ihrem Kiosk versorgt, sondern auch ein ausgezeichnetes Gedächtnis für Menschen hat.
Die Kriminalgeschichte ist gut durchdacht und in sich schlüssig gelöst. Die Personen sind authentisch und ihre Handlungsweisen nachvollziehbar. Der Schreibstil liest sich sehr gut.
Fazit:
Ein interessanter Krimi mit viel Lokalkolorit, der viele Verdächtige vorweist und mit einigen unerwarteten Wendungen punkten kann. Spannend und überraschend trotz einiger etwas zäher Ermittlungen am Beginn - deshalb vergebe ich gern 4 Sterne und empfehle das Buch allen Freunden von guten Ostfrieslandkrimis.
Mein Dank gehrt an den Klarant-Verlag, der mir kostenlos ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine ehrliche Lesermeinung wurde dadurch nicht beeinflusst.