Von der Täuschung der Sinne
Verführt von der, auf der Erde kriechenden Schlange essen Adam und Eva von der Frucht des Baumes der Erkenntnis. Das Einverleiben der aus der Erde hervorgegangenen Frucht bindet den Körper der Menschen durch ihren erwachten Verstand so sehr an die Erde, dass ein Leben im Paradies nicht mehr möglich ist. Fortan mühen sie sich, um wieder zu Gott zurückzufinden, verfallen aber dabei immer wieder auf denselben Fehler, dies über die Sinne und mit Gewalt tun zu wollen.Zurzeit Jesu lagen die Römer zu Tische und erbrachen sich, um die Fressgelage weiter ausdehnen zu können. Um dies zu ermöglichen, eroberten sie den gesamten Mittelmeerraum.Dem setzte Jesus entgegen: "Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten."Johannes 6,35Im Hochmittelalter litt die Bevölkerung unter den Konflikten zwischen der weltlichen und geistlichen Macht, die einen Höhepunkt in den Kreuzzügen fanden.Durch den fiktiven Erzähler Primus kann man im Roman "Die Tore des Himmels" das Leiden und den Hunger gut nachvollziehen.Eindrücklich beschreibt Sabine Weigand in ihrem Buch entweder durch den allwissenden Erzähler oder durch die fiktive Dienerin Gisa, wie die junge, ungarische Prinzessin mehr als Mitgift als als Braut nach Thüringen verschleppt wird und sich dort einsam zu einer umstrittenen Gestalt entwickelt, die alle Standesdünkel ablegt, um dem Beispiel Christi bzw. Franz von Assisi in die Armut zu folgen.Die Autorin interpretiert das Verhalten Elisabeths eher psychologisch, lässt sie zu einer religiösen Fanatikerin werden, die dem Ziel, heilig gesprochen zu werden, alles unterordnet.Im Anhang begründet sie ihren frühen Tod mit einer religiösen Anorexie, einer gängigen Diagnose auch für andere Heilige, sagt sie.In unserer Zeit dominieren überfüllte Chips- und Süßigkeitenregale die Supermärkte auf Kosten der leidenden Bevölkerung in der Dritten Welt.Pro-Ana ist eine (Gegen)Bewegung der Gegenwart, die die Anorexie zur Religion erhebt.Martin Luther wies auf Christus, unserem wahren Lehrer. Die Heiligen, einschließlich Elisabeth, in deren Burg er als Junker Jörg zeitweise lebte, stieß er vom Thron.Wird es nicht Zeit, dass wir ihnen wieder folgen, den und dem Heiligen, weil es heil macht und uns wieder mit Gott verbindet? Wird es nicht Zeit, dass wir es für möglich halten, dass ein Korb voller Brot für die Armen, sich in einen mit Rosen gefüllten verwandelt, um sich so vor der Schwiegermutter zu schützen?Meinen Dank und meine Hochachtung an Sabine Weigand!Vera Seidl