Ich liebe historische Romane. Die Lebensumstände in früheren Zeiten, interessante Epochen, historische Gegebenheiten und Personen, Liebe, Leid und Rache, die gesamten Empfindungen des Menschen eben ¿ Ja, all das sollte in einem solchen Roman vorkommen. So war ich, nach einem Blick auf den Klappentext dieses Romans sehr neugierig, wie Silvia Stolzenburg das alles in ihrer Geschichte verpacken würde.Nun ja ¿ Der Roman, der unter dem vielversprechenden Titel ¿Die Heilerin des Sultans¿ erscheint entführt uns in der Tat in die Zeit um 1400, die Handlung spielt wechselseitig im mittelalterlichen Ulm, der Heimat des jungen Falk von Katzenstein und im osmanischen Reich, am Hofe des Sultans Bayezid, der zur gleichen Zeit zur Heimat der jungen Sapphira wird, die in den Harem des Herrschers gebracht wird, um dort ihr weiteres Leben zu verbringen.Im Verlauf der Geschichte erfährt man so dies und das. Sie beschreibt das Leben Falks in Ulm, sein Umfeld, die unverhoffte Bekanntschaft mit seinem missgünstigen Onkel, sowie natürlich, einige hundert Kilometer entfernt, im fernen Reich des Sultans, all das, was Sapphira dort erlebt, wie es am Hof des mächtigen Bayezid zugeht und welche Ränke dort geschmiedet werden. Alles sehr blumig umschrieben und an und für sich nicht uninteressant, jedoch schleicht sich manchmal das Gefühl ein, dass manches nur erwähnt wird, um einige Seiten zu schinden (muss ein historischer Roman eigentlich eine Mindestseitenzahl besitzen?), denn so recht voran kommt die ganze Sache nicht. Zumindest die im Covertext versprochene Liebesgeschichte zwischen Falk und Sapphira lässt ziemlich lange auf sich warten. Der gesamte Roman besitzt inklusive Nachwort und Legende 572 Seiten, die verbotene Liebe zwischen den beiden jungen Hauptprotagonisten beginnt erst auf Seite 399/400, als Sapphira und Falk sich zum ersten Mal begegnen (er als Patient, sie als Heilerin) und nahezu sogleich und ohne Vorwarnung füreinander entflammen. Nun denn, alles geschieht sehr plötzlich ¿ So wirklich vorhersehbar bzw. logisch nachvollziehbar scheint die gesamte Sache nicht zu sein, die Beziehung der beiden nimmt von da an einigen Raum ein, wird aber immer wieder von anderen Geschehnissen und Schilderungen (Kriegszüge des Sultans, Tod des verräterischen Onkels, Episoden in Ulm) unterbrochen, sodass man, zumindest für mein Empfinden, kaum erfassen kann, weshalb sich die beiden so innig lieben sollten ¿Insgesamt muss ich am Ende des Romans feststellen, dass er vielleicht ein recht gutes Bild der damaligen Umstände widerspiegelt, die Beziehung der beiden Hauptprotagonisten zueinander aber sehr bemüht und ihre Liebe irgendwie unglaubwürdig erscheint. Daher leider nur drei Sterne in der Gesamtwertung.