Seit dreißig Jahren sucht die Historikerin Isabell Obermann ihre Mutter, die im Herbst 1989 unter rätselhaften Umständen verschwand. Kurz darauf erhielt die Familie eine Postkarte aus Amerika. Sie komme nicht wieder zurück. Ihre Visakarte wird in den USA benutzt, bis sie vom Ehemann gesperrt wurde. Danach gibt es keine weitere Spur von ihr. Während eines Kongresses in Dresden stößt Isabell auf ein Gruppenfoto, auf dem ihr Großvater und ihre Mutter zu sehen sind, das auf einem Ost-West-Treffen der Anfang der Achtziger entstand. Sie folgt der Fährte in die Sächsische Schweiz. Der Verdacht taucht auf, die Mutter könne eine DDR-Spionin gewesen sein, die nach der Wende untertauchen musste. Isabell ist ihrer Mutter auf der Spur, was nicht allen Beteiligten lieb ist. Die Polizei als Ermittler tritt erst nach einem Drittel des Romans in den Fall ein - zu dem Zeitpunkt, als Isabell schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Ihr Wagen hatte sich auf einer kurvigen Strecke aus der Kurve gehoben und sich überschlagen. Der Unfall ist mit den Spuren nicht stimmig. Zuvor lernt der Leser Kommissar Leo Reisinger privat kennen. Da sein Chef und eine weitere Person das Team demnächst verlassen werden, zugleich ein weiterer Kollege sich zu dem Zeitpunkt auf Hochzeitsreise geht, bittet man den Bayern Leo, seinen Dienstvertrag in Sachsen zu verlängern. Der allerdings bereitet sein Leben im Westen vor, da er mit seiner Freundin zusammenziehen will. Er würde ein paar Monate verlängern, aber nur, wenn seine Lebenspartnerin einverstanden ist. Doch die ist aus aus einem unerfindlichen Grund telefonisch nicht erreichbar. Das Team und die Vermieterin sitzen Leo im Nacken.Beide Stränge fließen mit dem Unfall zusammen. Warum wollte jemand Isabell töten und dies als Unfall tarnen? Der Krimileser ahnt, wer es war, und ist sich bald sicher. Aber er hat der Polizei einen Wissenssprung voraus. Die Ermittler tragen die Puzzlestücke zusammen. Der erste Satz hatte mich wieder aus dem Krimi hinausgefegt, doch die erste Seite ließ mich hoffen - vergessen wir den ersten Satz. Thea Lehmann schreibt gängig, wechselt sehr häufig die Perspektive, was mir manchen Stellen etwas zu sprunghaft, zu hektisch erschien. Auch die Kommissare haben später eine Ahnung, nur wie sollen sie es beweisen? Nun kommt genau zu dem Zeitpunkt der perfekte Zufall zu Hilfe, präsentiert die Lösung. Das war mir zu einfach gelöst. Den Umstand hätte man geschickter als Cold Case einflechten können. Trotz allem ist die Story eine unterhaltsame Lektüre, unterlegt mit Humor und Flair aus der sächsischen Schweiz. Die Charaktere sind gut aufgestellt, haben Ecken und Kanten, der ein oder andere entpuppt sich als kurioser Zeitgenosse. Genau das macht Spaß zu lesen. Die Spannung lag nicht darin, herauszufinden, wer der Täter ist, sondern in der Gesamtkonstruktion, die sich aus diversen Einzelheiten zusammensetzt. Interessant ist das Thema: Was passierte in der DDR, wenn jemand ständigen Westkontakt hatte oder sogar versuchte zu fliehen? Was machte das Gefängnis Bautzen aus einem Menschen? Gab es so etwas wie Sippenhaftung? Väter und ihre Söhne in der Familiendynastie, ein Nebenstrang. Ein unterhaltender Regiokrimi, der Lust auf die Sächsische Schweiz macht.Geboren und aufgewachsen ist Thea Lehmann am Ammersee. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von München, verbringt aber so viel Zeit wie möglich in der Sächsischen Schweiz. Das Schreiben hat sie schon früh fasziniert, weshalb sie nach dem Germanistikstudium den Berufsweg der Journalistin einschlug. Als sich Thea Lehmann 1998 in einen Sachsen verliebte, tauchte sie in einen völlig neuen Kosmos ein: die sächsische Seele, die besondere Landschaft, die liebenswerte Sprache; ihre Erfahrungen mit der Landschaft und den Menschen webt sie in ihre Sachsen-Krimis ein.